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Immer verlasse ich dich

Immer verlasse ich dich

Titel: Immer verlasse ich dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Scoppettone
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daß ich
keine Vorbehalte gegen Meg entwickelte, da sie mir unausgesetzt als das Urbild
an Perfektion vorgehalten wurde, zumindest bis die Sache mit der Abtreibung ans
Licht kam. Selbst dann stellten meine Eltern sich nicht gegen sie, sie sagten
lediglich nicht mehr, daß sie wünschten, ich sei Meg ähnlicher.
    Megs Eltern zogen schon vor Jahren aus
South Orange weg und blieben nicht in Kontakt mit meiner Familie, daher wird
meine Mutter es nicht durch sie erfahren. Doch was ist mit den Medien? Es wäre
schrecklich, wenn meine Eltern auf diese Weise von dem Mord an Meg erführen.
Ich weiß, ich sollte anrufen, aber ich habe ja kein Telefongeld mehr
griffbereit, und das benutze ich als Entschuldigung, um einem Gespräch mit
meiner Mutter vorerst aus dem Weg zu gehen. Vermutlich ist sie ohnehin noch
nichtaufgestanden, schläft noch den Rausch des gestrigen Abends aus.
    Zurück am Tisch, berichte ich Cecchi,
was ich in Erfahrung gebracht habe.
    »Demnach«, sagt er, »ist sie weder zu
Hause noch bei der Arbeit, und sie hat den Termin mit dem Bestattungsinstitut
nicht ausgemacht und sich nicht mit dir getroffen.« Er trinkt einen Schluck von
seinem Cappuccino, Schaum bleibt an seiner Oberlippe hängen, dann verschwindet
er wie durch Zauberei. »Das gefällt mir nicht, Lauren, das gefällt mir
überhaupt nicht.«
    »Mir auch nicht.«
    Wir starren einander an, sagen kein
Wort, brauchen kein Wort zu sagen. Ein dutzend Szenarien spulen sich auf meiner
inneren Leinwand ab. Keines davon geht gut aus. Ich sage mir, daß ich zu
pessimistisch bin und es eine einfache, logische, normale Erklärung geben muß.
Warum glaube ich mir dann selbst nicht? Ich kratze den Rest der Soße mit der
Gabelkante vom Teller.
    »Wenn sie innerhalb von vierundzwanzig
Stunden nicht auftaucht, lasse ich eine Suchmeldung rausgehen.«
    Ich komme mir vor wie in einem
schlimmen Alptraum: Meg ist tot und ihre Tochter ist verschwunden, und
plötzlich weine ich. Ich schaue nach unten, halte die Hand vor die Augen.
»Entschuldige.«
    »Nein, nein, nur zu.«
    Ich weiß, daß Cecchi nicht zu den
Männern gehört, die Angst vor Tränen haben. Dennoch mag ich nicht,
    in der Öffentlichkeit zu weinen. Er
drückt mir eine Serviette in die andere Hand.
    »Es geht wieder.«
    »Bestimmt?«
    »Ja.« Ich wische die Tränen weg.
»Cecchi, heute morgen habe ich mich mit Arlene Kornbluth unterhalten.«
    »Sie hat dir erzählt, was sie gesehen
hat?«
    »Die Räuber haben Meg nicht erschossen,
nicht wahr?«
    »Kornbluth könnte sich auch irren. Auf
jeden Fall haben wir die Burschen, die Meg berauben wollten, geschnappt.«
    »Ist ja großartig.«
    »Gegenüberstellung um zwei. William
kommt runter. Möchtest du dabeisein?«
    »Trägt Barbara Bush Perlen?«
    »Sie behaupten, sie hätten Alibis, die
sich für neun Uhr zwanzig, den Zeitpunkt, zu dem sie erschossen wurde, auch
bestätigen lassen, nicht aber für halb acht, als der Raubüberfall stattfand.«
    »Halb acht?« frage ich verwirrt.
    »Ja. Wieso?«
    »Ich dachte... ich weiß nicht, irgendwie
hatte ich den Eindruck, daß es später war. Der Raubüberfall.« Mehr will ich
nicht sagen, ich will ja nicht einmal soviel sagen.
    »Halb acht«, wiederholt er.
    Offenbar war die Untersuchung des
Raubüberfalls um neun Uhr zwanzig schon abgeschlossen, andernfalls wäre Meg
nicht allein im Geschäft gewesen. Und wenn der Raubüberfall um halb ach t
stattfand, wo war William in der Zwischenzeit, bis er um Viertel nach neun an
unsere Tür klopfte? Hat er den Zeitpunkt des Überfalls erwähnt? Ich entsinne
mich, wie mitgenommen er war, als sei alles noch ganz frisch. Aber es war zwei
Stunden später. Mein Detektivinnenherz gerät in Panik.
     
    Ich gehe zum Mittagessen nach Hause, um
mit Kip über William zu sprechen. Während ich warten muß, bis sie mit ihrem
letzten Klienten an diesem Morgen fertig ist, beiße ich in den sauren Apfel und
rufe meine Mutter an. Wir gehen durch eine wackelige Einleitung, und ich
versuche abzuschätzen, ob sie schon mit dem täglichen Trinkpensum angefangen
hat. Für mich klingt sie nüchtern. Was ich ihr zu sagen habe, wird sie mit
einem Grund versorgen, mit dem Trinken anzufangen, falls sie es noch nicht
getan hat. Natürlich braucht sie nicht wirklich einen Grund.
    »Ich muß dir etwas Schreckliches
sagen.«
    »Wie schön, daß du anrufst«, sagt sie
sarkastisch.
    »Ich denke, du solltest dich lieber
hinsetzen.«
    Ein langes Schweigen, dann fragt sie:
»Ist Kip etwas

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