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Immer wenn er mich berührte

Immer wenn er mich berührte

Titel: Immer wenn er mich berührte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Breitengraden, das ist doch klar, nicht wahr?«
    »Richtig«, stimmte sie zu.
    Auf der Taxifahrt in die Stadt wurde Janine schweigsam. Lichtampeln zwangen häufig zum Halten. Ein merkwürdiges Gefühl überfiel sie, als sie das Bild dieser Stadt in sich aufsog. Nach einem ganz gewöhnlichen Postamt drehte sie sich zweimal um. Sie fing an, Namensschilder zu buchstabieren. Gebannt starrte sie auf einen Fabrikturm, auf einen grünen Wohnblock, auf eine Kirche …
    Momentaufnahmen zogen an ihr vorüber, eine Straßenbahn, Dächer, die voll Schnee hingen, ein Platz mit alten Bäumen. Und doch war kein Stück davon greifbar. Ihr Zustand glich der einer Träumenden, die von Spiegelbildern genarrt wurde.
    »Woran denkst du?« fragte Stephan.
    »Ich denke daran, daß ich hier schon einmal gewesen sein könnte.«
    »Hast du etwas wiedererkannt?«
    »Es ist keine Gewißheit, weißt du. Es ist keine richtige Erinnerung, nur eine Ahnung, ein unbestimmtes Gefühl, ein Verdacht.«
    »Mich würde es nicht wundern, Janine. So, wie du Deutsch sprichst, mußt du mal in Deutschland gelebt haben.«
    Janine spähte durch die Windschutzscheibe nach vorne.
    »Wo fahren wir jetzt?« fragte sie den Chauffeur.
    »Maximilianstraße.«
    »Könnten Sie einen Moment anhalten, bitte?«
    »Lange darf's nicht dauern«, brummte der Chauffeur, »hier ist nämlich Parkverbot.«
    »Es dauert nicht lange«, sagte sie. Stephan stieg mit ihr aus. Er sah sie gespannt an.
    »Da drüben, Stephan, unter den Arkaden, müßte ein Café sein.«
    Sie überquerten rasch die Straße und blieben wie auf ein Kommando gleichzeitig stehen. Sie spürte den Griff seiner Hand. »Janine, da ist wirklich ein Café, erkennst du es wieder?«
    Sie ging darauf zu, zögerte an der Tür.
    »Du mußt reingehen«, forderte sie Stephan auf.
    Sie tat es. Aber ihre Erwartung wurde nicht erfüllt. Sie fing ein paar neugierige Männerblicke auf, sah eine Rothaarige hinter der Theke, ein große Espressomaschine, eine Galerie von Flaschen, aber nichts, das irgend etwas bedeutete, nichts, das vertraut gewesen wäre. Der Film war gerissen.
    Sie kehrten zum Taxi zurück.
    »Ob ich mich getäuscht habe?« fragte sie zweifelnd.
    »Sicher nicht«, widersprach Stephan. »Das Café unter den Arkaden, das war eine echte Erinnerung, verstehst du?«
    »Die erste«, setzte sie leise hinzu.
    Janine nahm sich zusammen, um Stephan ihre Erregung nicht spüren zu lassen. In einer Stunde ging sein Zug nach Heidelberg, wo seine Mutter auf ihn wartete. Länger als ein Jahr war er nicht mehr zu Hause gewesen. Auf keinen Fall sollte er jetzt das Gefühl haben, daß sie sich in einem Zustand befand, in dem er sie nicht allein lassen konnte.
    Ihr kleines Hotel lag im Zentrum, in einer stillen Seitenstraße in der Nähe der Theresienwiese. Der Taxifahrer stellte den einzigen Koffer, mit dem sie angekommen war, am Straßenrand ab.
    »Am liebsten würde ich dich mitnehmen«, sagte Stephan mit einem Anflug von Traurigkeit.
    Janine schüttelte den Kopf, lächelte. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, du kommst ja bald wieder.«
    Er sah ein bißchen an ihr vorbei. »Manchmal frage ich mich, wieviel dir daran liegt …«
    »Sehr viel, Stephan. Und du weißt es auch.«
    Er zog sie schnell an sich und küßte sie. Und er nahm ihren Kopf zwischen seine Hände: »Versprich mir, daß du auf dich achtgibst.«
    »Ich verspreche es.«
    Sie winkte, bis das Taxi ihren Blicken entschwunden war. Erst dann betrat sie durch die Schwingtüre das Hotel, das für die nächsten Wochen ihr bescheidenes Zuhause sein sollte.
    »Wo bleibt denn das Gespräch mit Herrn Westphal«, rief Jürgen durch die geöffnete Tür ins Vorzimmer.
    »Ich bin eben erst durchgekommen«, antwortete seine Sekretärin. »Herr Westphal ist zur Jagd nach Ungarn gefahren. Er wird erst in einer Woche zurückerwartet. Möchten Sie einen von den Direktoren sprechen?«
    »Nein, danke.«
    Jürgen Siebert zündete sich langsam und nachdenklich eine Zigarette an. Zur Jagd nach Ungarn wird Gaby ihren Vater kaum begleitet haben. Eine Woche lang gehörte ihr das Haus also alleine. Eine Woche lang konnte sie tun und lassen, was sie wollte.
    Seit jener Nacht hatte er nichts mehr von ihr gehört. Als er am nächsten Morgen im Hilton anrief, war sie schon abgereist. Damit hätte er zufrieden sein können. Hatte er es nicht so gewollt?
    Aber das Gegenteil trat ein. Ihr Bild verfolgte ihn. Ob er arbeitete, ob er in einer Kneipe hockte, ob er todmüde in seinem Bett lag –

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