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Immer wenn er mich berührte

Immer wenn er mich berührte

Titel: Immer wenn er mich berührte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bekannt.«
    Ein Flugkapitän lief an ihr vorbei, drehte sich noch einmal um, warf einen bewundernden Blick auf ihre Beine, lachte sie an.
    Vorne bei den Glastüren, die zum Rollfeld führten, war seitlich eine kleine Theke. Gaby setzte sich auf einen der hochbeinigen Hocker. Von hier aus konnte sie jeden sehen, der die Halle betrat.
    »Einen trockenen Wermut, bitte.«
    Ich fliege auf jeden Fall, dachte sie. Wenn er nicht kommt, habe ich mich in ihm getäuscht.
    Aber er kam.
    Sie glitt von ihrem Hocker, um ihm ein paar Schritte entgegenzugehen. Sie erschrak über den Anblick, den er bot. Er schien völlig verstört zu sein. Sein Gesicht war fahl und eingefallen. Fremde Augen starrten sie an.
    »Jürgen«, rief sie leise.
    »Ja«, sagte er, »sie ist tot.«
    Gaby zog Jürgen ein paar Schritte zur Seite, wo sie ungestörter standen. Er sah aus, als würde er jede Sekunde umkippen.
    »Liebling«, sagte sie leise, »du darfst nicht mehr daran denken. Wir sind frei geworden, niemand kann sich mehr zwischen uns stellen. In ein paar Stunden sind wir in Rom, und du wirst es vergessen.«
    »Nein«, widersprach er, und er begann in ein unbeherrschtes, verrücktes Lachen auszubrechen, »das kann man nicht vergessen.« Langsam hob er seine Hände, hielt sie ihr vors Gesicht. »Damit habe ich sie erwürgt, weißt du, was das ist … einfach zudrücken … einen Menschen töten …«
    Gaby blickte sich um. »Bitte tue mir den einen Gefallen und sprich nicht so laut. Wir sind schließlich auf dem Flughafen und es braucht nicht jeder zu hören …«
    Jürgen zog verächtlich seine Unterlippe herab. »Das sind doch alles ganz normale Leute, die würden nie glauben, daß hier ein Mörder steht.«
    »So, wie du aussiehst, könnten sie es schon glauben.«
    Jürgen starrte sie an. »Wie hast du gedacht, daß man danach aussieht? Bin ich dir nicht lustig genug, wie?«
    Ganz schnell zog sie seinen Kopf zu sich heran und küßte ihn zärtlich. »Ich liebe dich, Jürgen, hörst du. Und ich verspreche dir, daß alles gut werden wird.«
    Er schwieg.
    »Komm«, forderte sie ihn auf, »laß uns etwas trinken. Danach wird dir besser sein.«
    Ihr Wermutglas stand noch unberührt auf der Bartheke. Jürgen bestellte einen doppelten Wodka, trank ihn auf einen Zug aus und ließ das gleiche nochmal kommen.
    »In Rom ist längst der Frühling ausgebrochen«, lächelte Gaby ihn an. »Ich hätte Lust, eine ganze Woche zu bleiben.«
    Jürgen wollte etwas antworten. Gaby zog warnend ihre Augenbrauen hoch. Nimm dich in acht, sollte das bedeuten. Nebenan sitzen Leute und hören zu.
    Jürgen kapierte. Mit zitternden Händen zündete er sich eine Zigarette an. »Wie lange fliegen wir?« fragte er gequält.
    »Etwas mehr als eine Stunde.«
    »Hast du die Zimmer bestellt?«
    »Ja. Im Savoy. Ich kenne das Hotel. Es liegt zauberhaft.«
    Danach schwiegen sie wieder. Ein unverfängliches Gespräch wollte nicht so recht gelingen. Die Zeiger der großen Uhr rückten nur langsam vorwärts.
    Der Lautsprecher gab den Abflug einer Maschine nach Teheran bekannt.
    Es war inzwischen dunkel geworden. Draußen auf dem Rollfeld funkelten die Lichter, die die Startbahn markierten.
    Der Kellner hinter der Theke entfaltete die Abendzeitung. Die Schlagzeilen konnten sie mitlesen: »Raubüberfall auf Juwelier. Opfer schwer verletzt. Beute wird auf eine halbe Million geschätzt, Täter trotz nächtlicher Großfahndung entkommen.«
    »Zufällig mein Nachbar«, sagte Gaby zu dem Kellner.
    Der Kellner blickte sie beeindruckt an. »Ziemliche Aufregung in der Nacht, was?«
    »Ja, das kann man wohl sagen.«
    Jürgen schob einen Zehnmarkschein über die Theke und stand auf. »Komm«, sagte er, »ich muß meinen Koffer noch holen und dann wird es Zeit.«
    »Willst du dir nicht noch schnell ein Sandwich bestellen?«
    »Nein«, antwortete er. »Ich könnte keinen Bissen hinunterbringen.«
    Als sie durch die Halle gingen, steuerte plötzlich ein weißhaariger Herr mit einem Homburg auf sie zu.
    »Herr Siebert …!«
    Jürgen starrte ihn geistesabwesend an.
    »Sie werden mich doch wiedererkennen, Reisebüro Imhoff. Ihre Frau hat bei mir gearbeitet.«
    »Natürlich erkenne ich Sie«, brachte Jürgen endlich heraus. »Nur im ersten Moment, es ist ja auch ein paar Jahre her, daß wir uns das letzte Mal gesehen haben.«
    Gaby war langsam ein paar Schritte weitergegangen.
    »Von Ihrer Frau höre ich gar nichts mehr«, fuhr Herr Imhoff unbeirrt fort. »Früher hat sie doch mal ab und zu geschrieben

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