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Immer wenn er mich berührte

Immer wenn er mich berührte

Titel: Immer wenn er mich berührte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Laurent ist noch nicht zurückgekehrt.
    Was war geschehen?
    Längst hatte ihn die Angst gepackt. Eine unbestimmte, hilflose Angst. Ihr Bild flimmerte vor seinen Augen: ihr schmales Gesicht, ihre großen Augen, ihr tapferes Lächeln. Bitter erinnerte er sich an ihre Worte: »Stephan, ich bin verheiratet. Ich muß erst meinen Mann suchen, vorher darf ich mich nicht verlieben.«
    Haller schloß seinen Wagen auf, setzte sich ans Steuer. Karsch beobachtete noch das Geschehen auf dem Parkplatz. Als er einstieg, sagte er: »Los, Doktor, schlagen Sie scharf links ein, da müssen sie vorbeikommen, ein auffallend roter Sportwagen, verfehlen können wir ihn nicht.«
    Kaum ausgesprochen, wischte der Wagen vorbei. Jürgen saß am Steuer, Gaby wischte ihr Seitenfenster frei. Am Rückfenster baumelte ein Maskottchen, eine Katze mit gelben Augen. Wenn der Fahrer vorne auf die Bremse trat, leuchteten die Augen auf.
    Spaß muß sein, nicht wahr?
    »In der Dunkelheit fällt so eine Verfolgung nicht auf«, meinte Karsch. »Wenn sie sich umblicken, sehen sie immer nur unsere zwei Scheinwerfer, sie werden nicht mal erraten, was für ein Wagen es ist.«
    Die Straße von Riem nach München war stark befahren. Es war nicht leicht, knapp hinter dem Sportwagen zu bleiben.
    In der Einsteinstraße, als Jürgen Siebert nach links abbog und durch den Leuchtenbergtunnel fuhr, äußerte Karsch besorgt: »Er fährt den Mittleren Ring. Wenn er die Autobahn nimmt, dann sieht es nicht gut für uns aus. Der Wagen macht bestimmt zweihundert, und Ihrer, Herr Doktor, doch höchstens hundertfünfzig.«
    Haller gab keine Antwort. Er konzentrierte sich ganz auf die zwei Schlußlichter vor sich.

XIV
    In diesen Abendstunden des Freitag lief zwischen dem Polizeipräsidium München und dem Polizeipräsidium Berlin ein Ferngespräch. Ermittlungssache JL 111, Jürgen Siebert.
    »Wie sieht es aus, Herr Kollege?« fragte Inspektor Sasse.
    »Nicht gut«, antwortete der Münchner Kriminalassistent Schwarzhuber. »Der Herr Siebert ist verschwunden.«
    »Wohnt er denn nicht mehr im Bayerischen Hof?«
    »Er hat noch sein Zimmer, aber er ist seit 36 Stunden dort nicht mehr aufgetaucht, und er hat natürlich auch keine Nachricht hinterlassen.«
    »Haben Sie das Zimmer durchsucht?«
    »Ja. Seine Anzüge sind da, seine Wäsche, allenfalls hat er einen kleinen Koffer mitgenommen.«
    »Das riecht nach Flucht, was?« meinte Sasse. »Scheint, daß er irgendwie gewarnt worden ist. Wir haben heute mittag das Grab geöffnet. Die Tote ist tatsächlich nicht seine Frau.«
    »Wenn er geflohen ist«, stellte Schwarzhuber fest, »dann kann er noch nicht weit sein.«
    »Wieso?«
    »Weil ich ihn vor einer halben Stunde am Flughafen nur knapp verfehlt habe … er hat zusammen mit Fräulein Westphal einen Platz in der Maschine nach Rom gebucht. In letzter Minute muß er es sich anders überlegt haben.«
    »Und woher wissen Sie, daß er überhaupt am Flughafen war?«
    »Ein Zufall«, antwortete der Kriminalassistent bescheiden. »Ein alter Bekannter von ihm hat ihn gesehen und ein paar Worte mit ihm gewechselt …«
    Sasse konnte seine Aufregung kaum mehr verbergen. »Dann kann er uns nicht entkommen«, sagte er, »lassen Sie die Villa Westphal und sein Hotel überwachen …«
    »Geschieht bereits, Herr Inspektor.«
    »Prima. Nun glaube ich aber, daß er versuchen wird, ins Ausland zu entkommen. Österreich ist wohl die nächste Grenze, eventuell auch die Schweiz. Alarmieren Sie die Grenzstationen, geben Sie seine Beschreibung durch. Es ist ja nicht ausgeschlossen, daß er sich einen falschen Paß besorgt hat.«
    »In Ordnung.«
    Zehn Minuten später spuckten die Fernschreiber bereits die Meldung aus: »Gesucht wird Jürgen Siebert, Alter dreißig, Beruf Werbeberater, schlank, 1,80 groß, schwarze Haare, dunkle Augen, trug zuletzt einen sportlich geschnittenen Kamelhaarmantel, letzter Aufenthaltsort München …«
    Der Tacho zeigte sechzig, die Zeiger der Uhr standen auf zehn nach sieben. Der Scheinwerfer erfaßte das gelbe Ortsschild: Kochel .
    Bis jetzt war alles glatt gegangen. Der rote Sportwagen fuhr knapp fünfzig Meter vor ihnen. Auf fünfzig Kilometern Landstraße war er ihnen kein einziges Mal entwischt.
    »Kennen Sie sich hier aus?« fragte Dr. Haller.
    »Einigermaßen«, antwortete Karsch. »Wenn wir durch die Ortschaft sind, steigt die Straße steil an. In Serpentinen geht's hoch zum Walchensee.«
    »Und weiter?«
    »Mittenwald wäre das nächste. Oder Garmisch … je nachdem, was

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