Immer wieder du: Roman (German Edition)
Richard ließ sich meine Telefonnummer geben, ich rechnete kaum damit, dass er sich melden würde, aber als er schon am nächsten Tag anrief, dachte ich, wenigstens mal einer, der nicht nur Sprüche klopft. Auf jeden Fall wollte ich mit ihm ausgehen.
Ein paar Tage später waren wir im Kino, und von dem Zeitpunkt an waren wir zusammen. Aber den Gedanken »Hoffentlich interessiert er sich für mich!« habe ich nie gehabt. Wir sind einfach irgendwie zusammengewachsen.
Ich liebe ihn. Daran zweifle ich nicht. Ich mag seine Freunde und unseren Lebensstil. Lucy und Molly sind wahrscheinlich meine engsten Freundinnen hier. Sie haben mir nie das Gefühl vermittelt, ausgeschlossen zu sein, obwohl die beiden sich von Kindesbeinen an kennen.
»Prost!« Molly holt mich wieder in die Gegenwart zurück. »Ist das schön, was zu trinken«, sagt sie. »Ich schwöre dir, ich war vor dieser Hochzeit nervöser als die Braut.«
»Weswegen denn?«
»Wegen des Wetters, meiner Schuhe, meiner Frisur, ob Mikey rechtzeitig sein Nickerchen macht …«
Wir schauen zu dem Kleinen hinüber. Sam hält ihn an den Händen fest, während er über die Rückenlehne eines weißen Ledersofas klettert. »Er scheint ganz zufrieden zu sein.«
»Ich hoffe, keiner hat was dagegen, dass er mit seinen Schuhen darauf rumkraxelt. Sam! Nimmst du ihn bitte mal runter?«, ruft Molly.
»Es geht ihm gut«, ruft Sam zurück.
»Ich bin ein kleiner Kontrollfreak«, gesteht sie mir. »Aber Sam hat versprochen, heute die Zügel in die Hand zu nehmen, damit ich für Lucy da sein kann. Und ein paar Gläschen trinken kann. Prost«, sagt sie erneut.
»Worüber sprecht ihr beide?« Lucy gesellt sich zu uns. Sie ist ungefähr so groß wie ich, hat langes braunes Haar und grünbraune Augen, einen schlanken, kurvenreichen Körper und ein hübsches Gesicht.
»Brauchst du irgendwas?«, fragt Molly sie. »Lippenstift auffrischen? Soll ich mit dir zum Klo gehen und das Kleid hochhalten?«
»Nein, danke.« Lucy lacht. »Höchstens wenn ich ein Kleid tragen würde, das wie eine Torte aussieht. Allerdings könnte ich ein wenig Lippenstift gebrauchen.« Sie streckt die Hand aus, und Molly kramt in ihrer mit silbernen Perlen verzierten Tasche.
»Wo zum Teufel ist das Ding?«, murmelt sie. »Mal ehrlich, ihr glaubt doch nicht, dass ich in einer so kleinen Tasche den Lippenstift finde, wo ich normalerweise eine Windeltasche von der Größe Tasmaniens mit mir rumschleppe. Ah, da ist er.«
Sie holt eine blassrosa Tube und einen kleinen Spiegel hervor. Lucy trägt verstohlen Farbe auf und reicht mir den Lippenstift.
»Danke.« Ich tue es ihr nach, bevor ich den Stift Molly gebe, damit sie sich ebenfalls nachschminken kann. Das ist bei uns ein Ritual.
»Hast du schon was getrunken?«, will Molly von Lucy wissen.
»Nein. Ich sterbe vor Durst.«
»Was möchtest du haben? Wein? Champagner? Tequila Slammer?«, schlägt Molly hoffnungsvoll vor.
»O nein, ich nehme einen von denen.« Lucy zeigt auf ein Tablett mit rubinroten Getränken, das ein schicker junger Kellner vorbeiträgt. Ich strecke die Hand danach aus und kann gerade noch ein Glas für sie ergattern.
»Verzeihung«, entschuldigt sich der Kellner, wirft einen Blick über die Schulter und sieht, wie ich das Glas der Braut reiche. Sogleich kommt er zu uns.
»Was ist das?«, frage ich, als er Molly und mir das Tablett hinhält.
»Singapore Slings«, sagen er und Lucy wie aus einem Mund. »Mal ehrlich, die müsst ihr probieren. Die sind umwerfend«, drängt Lucy Molly und mich.
»Ich nehme einen für später«, sage ich zum Kellner.
»Für mich nicht«, sagt Molly. »Wein ist fein! Fein ist Wein!«
Sie sagt es so laut, dass Lucy und ich die Augen verdrehen. »Ist sie betrunken?«, artikuliere ich eine lautlose Frage. Lucy nickt und grinst.
»Das hab ich gesehen«, grummelt Molly. »Ich bin nicht betrunken! Ich bin nur ein bisschen … angeheitert.«
Wir lachen.
»Wie geht’s dir?«, fragt Richard eine halbe Stunde später, als wir zum Mittagessen Platz nehmen.
»Gut«, erwidere ich, ohne ihn anzusehen.
»Fühlst du dich noch schwach?«
»Nein, ist wieder alles in Ordnung.«
»Was ist das?« Mit einem Kopfnicken deutet er auf mein Glas.
»Ein Singapore Sling. Lucys Lieblingsgetränk.«
»Gut?«
»Ziemlich. Probier doch mal. Und wie ist es bei dir? Hast du deinen Spaß?«
»Ja. Nathan hat gerade vorgeschlagen, einen Surfausflug zu planen, wenn er aus den Flitterwochen zurückkommt. Nach Byron hoch, wenn
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