Immer wieder du: Roman (German Edition)
ordentlich Brandung ist.«
»Das wäre cool«, sage ich.
»Willst du mitkommen?«
»Nein, du kennst mich doch.«
»Lucy ist dabei.«
»Ja, aber Lucy kann auch surfen, im Gegensatz zu mir.«
»Du hast es ja nie probiert!«, ruft er. »Nathan hat es Lucy beigebracht, warum lässt du es dir nicht von mir zeigen?«
»Nein, danke. Wann habt ihr denn vor zu fahren?«
»Das letzte Wochenende im April, wenn es dir recht ist.«
»Du weißt, dass dann ein Feiertag ist?«
»Darum geht es ja. So können wir einen zusätzlichen freien Tag nutzen – und vielleicht zelten.«
»Dann kommt aber mein Dad mit seiner Frau und den Mädels zu Besuch.«
»Oh, Mist. Keine Sorge. Ich werde sehen, ob wir die Tour auf einen anderen Termin umlegen können.«
»Ach, weißt du was? Es wäre schön, wenn ich mit meinen Schwestern ein Mädchenwochenende machen könnte. Du siehst sie ja anschließend noch, wenn sie hier sind.«
»Bist du dir sicher?«, fragt Richard.
»Auf jeden Fall.«
Ich kann kaum glauben, dass Kay gerade fünfzehn geworden ist. Olivia ist jetzt elf, und Isabel, meine jüngste Schwester, neun Jahre alt. Zwei Jahre ist es her, dass ich sie zum letzten Mal gesehen habe. Als Ben nach England zog, versandete mein Vorhaben, bald wieder in die Heimat zurückzukehren. Ziemlich genial von meinem Dad, die Familie einfach mitzunehmen und mich hier regelmäßig zu besuchen. Trotzdem habe ich nach wie vor das Gefühl, dass mir vieles entgeht. Aber auch wenn ich bei der Abreise aus England damals so einen großen Aufstand gemacht habe, ist Australien inzwischen wirklich zu meiner zweiten Heimat geworden.
Mit seiner Rede als Trauzeuge bringt Sam alle zum Lachen, Lucys Stiefvater Terry sagt ein paar wunderschöne Sätze, aber bei Nathans Worten kommen allen die Tränen. Erstaunlich, dass ihn seine Kumpels nicht auseinandernehmen, denn man kann davon ausgehen, dass jetzt alle Mädels bei ihrem Freund jammern: »So was sagst du nie zu mir.«
»Ich schon!«, ruft Richard. »Ich verspreche, ich werde mir für den großen Tag etwas Gutes einfallen lassen.« Er schiebt seine Hand in meine und drückt sie. Ein Schauer durchfährt mich. Heiliger Strohsack.
»Möchtest du gerne im Sommer heiraten?«
»Äh, ich weiß nicht«, erwidere ich nervös. »Ich hab noch keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken.«
»Eine Hochzeit im Sommer wäre schön«, meint er. »Vielleicht Anfang Januar, dann können wir uns nach den Weihnachtsfeiertagen noch länger für die Flitterwochen freinehmen.«
»Januar 2012?«, frage ich zerstreut, während ich den Baiserkuchen in mich reinstopfe. Lucy hat sich zwar nicht für ein baisertortenartiges Hochzeitskleid entschieden, aber ich bin froh, dass auf Torte als Dessert nicht verzichtet wurde.
»Nein, 2011«, erwidert Richard. »Nächstes Jahr.«
»Nächstes Jahr?«, bringe ich hervor. »Wie jetzt, wo schon in neun Monaten Januar ist?«
»Warum nicht?«
Vehement schüttele ich den Kopf. »Zu früh. Ich brauche mehr Zeit, um alles in die Wege zu leiten.«
»Du bist die beste Planerin, die ich kenne.« Er lacht. »Neun Monate sind eine Ewigkeit.«
»Nathan und Lucy waren zwei Jahre lang verlobt.«
»Ja, aber sie haben sich verlobt, kaum dass sie ein Paar waren. Lucys Mum wäre durchgedreht, wenn sie auf der Stelle geheiratet hätten. Jedenfalls wollte Nathan sparen, damit er auch richtig feiern konnte. Wir müssen nicht sparen; das Geschäft läuft hervorragend. Und wir könnten einfach mitten in der Woche feiern, so wie die beiden hier, dann bekommt man die tollen Veranstaltungsorte für weniger Geld.«
»Hör auf, mich zu drängen!« Die Worte kommen mir über die Lippen, bevor ich nachgedacht habe.
»Na super.« Verärgert schiebt Richard seinen Teller von sich.
»Tut mir leid.« Ich lege meine Hand auf seinen Arm. »Ich wollte nicht unhöflich sein. Ich muss mich erst noch an den Gedanken gewöhnen.« Ich versuche, ihn zu besänftigen. »Du kennst meine Meinung über die Ehe.«
Richard betrachtet mich mit verschleiertem Blick. »Nein. Ich kenne deine Meinung über die Ehe nicht. Klär mich doch auf.«
Ich entziehe ihm die Hand. »Das verstehst du nicht. Deine Eltern sind seit über dreißig Jahren glücklich verheiratet. Die Ehe meiner Eltern hat ein paar Monate gehalten, dann trennten sie sich, und meine Mum war seitdem jedes Mal über alle Berge, sobald das H-Wort ausgesprochen wurde.«
Richard lacht laut auf. »Deine Mutter ist ja auch nicht gerade das beste Vorbild, oder?«
»Jetzt
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