Immer wieder, immer mehr (German Edition)
der Handfläche über die glatte Tischplatte. Allein bei dem Gedanken, dass Liz hier nackt vor ihm gelegen hatte, wurde ihm die Jeans zu eng. Es war nicht zu leugnen, dass er Liz immer noch begehrte.
Sie zwei Tage lang nicht anzurühren war die Hölle für ihn gewesen. Sie in dieser eng anliegenden Uniform herumlaufen zu sehen, die Sehnsucht in ihrem Blick zu lesen, sich ihre anzüglichen Bemerkungen anzuhören, die natürlich nur darauf abzielten, ihn aus der Reserve zu locken … Er hatte noch nie so oft kalt geduscht wie in diesen Tagen.
Ratlos fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. Nein, solange er nicht seine Antworten bekommen hatte, würde er nicht noch einmal mit Liz schlafen. Wenn sie nun mit dem Kerl tatsächlich verheiratet war? Oder wenn das Blut auf ihrem Kleid von ihrem Mann stammte und sein Leichnam irgendwo im Hafen von Boston trieb? Oder wenn dieser Fremde von der Polizei war und Liz über das Verschwinden ihres Mannes befragen wollte?
Mitch fluchte vor sich hin. Und was, wenn er selbst der größte Idiot aller Zeiten war, weil er sie einfach nicht durchschaute? Er hatte einmal geglaubt, sie besser zu kennen als jeden anderen Menschen. Dann war sie von ihm fortgelaufen und hatte ihm damit gezeigt, dass er eigentlich nichts von ihr wusste.
Ein Sonnenstrahl brach sich auf dem Kotflügel eines he-ranfahrenden Autos. Verwundert betrachtete Mitch den verbeulten alten Wagen. Stammte das Modell mit der ausladenden Karosserie nicht aus den Achtzigern? Der Wagen parkte vor dem Diner, und Liz stieg auf der Fahrerseite aus.
Mitch sprang so rasch auf, dass er fast den Tisch umgestoßen hätte und gefallen wäre.
„Was zum Teufel …?“, stieß er hervor. Dann rannte er zur Tür. Aber Liz kam ihm nicht entgegen. Stattdessen nahm sie das verflixte Brautkleid vom Rücksitz und ging damit über die Straße zu Peters kleinem Laden, wo man auch Sachen reinigen lassen konnte.
Mitch blickte kurz zurück. Die Darton-Brüder, die an der Theke saßen, starrten ihn neugierig an. Er bedachte sie mit einem aufgesetzten Lächeln und wollte das Lokal verlassen. In diesem Moment sah er Liz aus dem Laden kommen. Jetzt ging sie aufs Diner zu.
Er rannte hinter die Theke und nahm den Darton-Brüdern ihre frisch gefüllten Kaffeetassen weg. „Tut mir leid, Jungs, aber das Diner schließt für eine halbe Stunde, damit ich alles fürs Abendessen vorbereiten kann.“
„Ruth schließt tagsüber niemals“, murrte Moses Darton.
„Kann schon sein, aber Ruth ist nicht hier, oder? Sie ist in Washington und kümmert sich um Bo. Jetzt bin ich hier der Boss, also schiebt die Schuld auf mich, wenn es sein muss, aber ich muss jetzt schließen. Sofort.“
Er schob die beiden Richtung Ausgang, schlug ihnen freundschaftlich auf den Rücken und hielt dann Liz die Tür auf. Kaum war sie drinnen, hängte er das „Geschlossen“-Schild an die Tür und verriegelte sie.
Liz blinzelte überrascht. „Warum tust du das?“ Sie sah sich um. „Und warum ist niemand mehr hier?“
„Ich habe Sharon für den Rest des Abends freigegeben. Die anderen … na ja, ich hab sie rausgeworfen.“
Liz’ Augen funkelten. „Warum? Die Dartons hängen doch immer hier herum, bis …“
„Jetzt habe ich aber genug Fragen von dir beantwortet. Ich denke, es ist an der Zeit, dass du mir meine beantwortest.“
Ihre Mundwinkel zuckten. „Und zwar welche?“
Mitch packte sie am Arm. Ihre Haut war ganz warm von der Sonne und so seidig. „Nein, nein, nicht hier. Lass uns in die Küche gehen. Ich habe keine Lust auf weitere Anschuldigungen wegen irgendwelcher Gerüchte.“ Er stieß mit dem Fuß die Küchentür auf und zog Liz mit sich.
Sie lächelte. „Ist doch egal, ob wir in der Küche sind oder im Lokal, Mitch. Das Schild, das du an die Tür gehängt hast, reicht völlig aus. Du kennst doch die Leute.“
„Zum Teufel mit den Leuten!“, rief er erbost. „Ich will wissen, warum du plötzlich mit dieser Schrottkiste herumfährst. Was soll das?“
Liz hob amüsiert eine Braue. „Schrottkiste? Das ist mein neues Auto.“
„Neues …“ Mitch brach ab. Fast hätte er sie geschüttelt. „Was hast du mit deinem Wagen gemacht?“
Sie lächelte verschmitzt. „Ich bin ihn los.“
„Du bist ihn los“, wiederholte Mitch wie betäubt. „Aber warum hast du ihn verkauft?“
„Er war mir zu teuer im Unterhalt.“ Liz schob sich eine goldblonde Locke hinters Ohr. Sie hatte so niedliche Ohren. „Außerdem wollte ich schon immer mal eine Schrottkiste
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