Immer wieder Lust auf dich
Rafes wahre Gefühle zu erfahren. Doch sie war entschlossen, nicht aufzugeben. Denn es kam ihr so vor, als würde Rafe inzwischen selbst seine Einsamkeit stärker empfinden als früher.
“Es ist doch bestimmt kein Zufall, dass du es vermieden hast, in diese Gegend zu kommen.”
“Ich wollte nie wieder nach Texas zurückkommen, nachdem ich gegangen war.”
Jetzt hatte er gesagt, was die ganze Zeit über unausgesprochen zwischen ihnen gestanden hatte.
Mandy beugte sich vor. “Wenn ich wiedergutmachen könnte, was ich in jener Nacht angerichtet habe, Rafe, würde ich es tun. Bitte glaub mir. Es war alles meine Schuld. Ich habe mich so für meinen Vater geschämt, weil er dich gleich beschuldigt und beschimpft hat.”
“Das brauchst du nicht.” Rafe stocherte mit der Gabel in seinem Salat herum. “Ich hätte mich an seiner Stelle genauso verhalten. Du warst noch sehr jung. Du hättest in jener Nacht nicht bei mir sein dürfen.”
“Aber es war nicht deine Schuld, dass ich es war.”
“Glaubst du das wirklich? Meinst du, ich wusste nicht, was ich tat, als ich mit dir getanzt habe? Ich habe dich in jener Nacht begehrt, Mandy, auch wenn ich wusste, dass es nicht richtig war. Als du dann zu mir gekommen bist, habe ich dich nicht fortgeschickt, sondern geküsst. Ich weiß nicht, ob ich rechtzeitig aufgehört hätte, wenn dein Vater nicht plötzlich aufgetaucht wäre. Dein Vater hat sofort gesehen, dass ich mich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Er hatte recht. Ich hätte seine Gastfreundschaft nicht auf diese Weise missbrauchen dürfen. Ich hatte es verdient, hinausgeschmissen zu werden.”
Sie konnte kaum glauben, was sie hörte. Bei seinen Worten lief ihr ein wohliger Schauer über den Rücken. Ihr Herz klopfte wie wild. “Und ich dachte immer, ich hätte mir nur eingebildet, dass du etwas für mich empfindest.”
Er schüttelte den Kopf. “Nein, es war nicht nur deine Einbildung. Ich hatte schon lange ein Auge auf dich geworfen. Doch ich hatte meine Gefühle für dich unterdrückt, weil du noch ein Kind warst. So hatte ich mir angewöhnt, dich wie meine kleine Schwester zu behandeln. Aber in jener Nacht ging das nicht mehr. Als du beim Tanzen in meinen Armen lagst, sahst du gar nicht mehr wie ein kleines Mädchen aus, sondern wie eine sehr begehrenswerte junge Frau. Du hast mir damals den Kopf verdreht.”
“Danke, Rafe. Weißt du, dass mich diese Szene mit meinem Vater seit Jahren verfolgt hat?”
“Sei froh, dass dein Dad dich gesucht hat. Er hat genau das Richtige getan.”
“Am nächsten Morgen habe ich ihm erzählt, wie es wirklich gewesen ist, aber da warst du schon nicht mehr da. Ich vermute, dass meine Mutter uns schon beim Tanzen beobachtet hat. Wahrscheinlich hat sie ihn losgeschickt, um mich zu holen. Ich hörte, wie sie am nächsten Tag mit ihm sprach. Sie ergriff Partei für dich und erinnerte ihn daran, dass er auch mal jung gewesen ist.” Sie lächelte. “Wahrscheinlich war er deshalb auch so aufgebracht.”
Sie aßen schweigend weiter.
“Ich bin schon lange darüber hinweg, Mandy. Außerdem war es für uns beide besser so. Du konntest dir deine Unschuld bewahren, und ich musste nicht die Verantwortung auf mich nehmen, sie dir zu früh geraubt zu haben. So konnte ich tun, was ich wollte.”
“Aber du hast nicht studiert, wie du es eigentlich vorgehabt hattest, oder?”
“Nein. Ich hielt es damals für besser, die Gegend zu verlassen.”
“Und das alles wegen meiner Dummheit.”
“Du bist nicht dafür verantwortlich gewesen. Vielleicht hätte ich nach dem ersten Semester sowieso wieder aufgehört. Außerdem wollte ich die Welt sehen und reisen.”
“Hast du wirklich auf einem Frachter angeheuert?”
“Daran kannst du dich noch erinnern?”
Sie wollte ihm ihre wahren Gefühle nicht länger verbergen. “Ich habe jene Nacht nie vergessen können, Rafe. Es gab Zeiten, da musste ich vor dem Einschlafen an jeden Tanz, an jeden Song von damals denken. Ich weiß noch genau, worüber wir gesprochen haben und wie du ausgesehen hast. Ich lag oft wach und fragte mich dann, wo du wärst und ob du wohl jemals an mich denken würdest.”
Rafe schwieg.
“Wo bist du hingegangen, nachdem du die Ranch verlassen hattest?”, fragte sie, um das Schweigen zu brechen.
“Ich habe mich zu Fuß auf den Weg nach Austin gemacht. Es hat ein paar Tage gedauert, sodass ich mir währenddessen Gedanken über meine Zukunft machen konnte.”
“Und zu welchem Schluss warst du
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