Immer wieder Lust auf dich
gekommen?”
“Ich bin zur Armee gegangen. Während der Grundausbildung habe ich zum ersten Mal wieder Kontakt mit Dan aufgenommen. Er ist kurz danach an die Uni gegangen, und seitdem haben wir uns mehr oder weniger regelmäßig geschrieben.”
“Hat es dir in der Armee gefallen?”
“Gefallen ist das falsche Wort. Ich bin dort zum Mann geworden und habe in einer Spezialeinheit gedient. Ich konnte sogar beim Militär ein bisschen studieren.”
Als das Hauptgericht kam, schien Rafe über die Ablenkung erleichtert zu sein. Sie sprachen nur noch wenig. Erst beim Kaffee erkundigte sich Rafe zum ersten Mal nach Mandy. “Und was machst du in Dallas?”
“Ich arbeite als Psychologin mit dem Jugendamt zusammen. Ich erstelle zum Beispiel Gutachten, in denen ich Empfehlungen gebe, welche Art von Betreuung meiner Ansicht nach für ein Kind gut ist. Es muss ja nicht immer die eigene Familie sein.”
Rafe dachte an seine Kindheit und fragte sich, wie es wohl seiner Mutter und den beiden Schwestern ging. Hatte es sein Vater womöglich geschafft, ihr Leben zu zerstören? Rafe hatte nie wieder versucht, Kontakt mit ihnen aufzunehmen, nachdem er mit vierzehn von zu Hause fortgegangen war. Er fragte sich, ob seine Familie wohl immer noch in Texas lebte, und nahm sich vor, dies herauszufinden, solange er noch in den Staaten war.
“Woran denkst du?”
“Nichts von Bedeutung.” Er bezahlte die Rechnung, die auf dem Tisch lag. “Wollen wir gehen?”
Im Auto nahm Mandy das Gespräch wieder auf. “Bist du immer noch in der Armee?”
“Nein.”
“Letzte Nacht hast du gesagt, dass du Berater wärst.”
“Hm.”
“Was tust du denn?”
“Ich bringe Menschen Überlebenstechniken in einer feindseligen Umgebung bei.”
“Hast du das beim Militär gelernt?”
“O ja.”
“Gefällt dir deine Arbeit?”
“Es geht. Wie du vorhin schon vermutet hast, verstehe ich etwas von dem, was ich mache.”
“Hast du jemals mit dem Gedanken gespielt, in die Staaten zurückzukehren?”
Er sah sie von der Seite an und lächelte. “Hier gibt es keinen Markt für das, was ich mache, Mandy.”
Sie seufzte. Jetzt wusste sie wenigstens, woran sie mit ihm war. Sobald Rafe Dan ausfindig gemacht haben würde, würde er wieder verschwinden. Eigentlich sollte es sie nicht wundern.
Zu Hause angekommen, zog sich Rafe zurück. “Ich muss jetzt erst einmal unter die Dusche. Vielleicht kühlt mich das ein wenig ab. Ich glaube, ich habe mich noch nicht wieder an die Hitze gewöhnt.”
Mandy nickte nur. Sie spürte, wie das, was sie einmal für Rafe empfunden hatte, allmählich wieder zum Leben erwachte. Es war, als würde sie von ihren Gefühlen überwältigt. Alles, was sie denken konnte, war, dass Rafe wieder da war. Es war zwar nur vorübergehend. Aber er war wieder da. Sie nahm sich vor, etwas daraus zu machen.
Nachdem Mandy ruhelos durch das Haus gewandert war, ging sie nach draußen und setzte sich auf die Stufen der Veranda. Ranger folgte ihr und streckte sich neben ihr auf dem Boden aus.
In den letzten Tagen war so viel passiert, dass sie noch gar nicht in Ruhe darüber hatte nachdenken können.
Über allem lastete die Frage, was mit Dan geschehen war. Wie sollte sie ohne ihn weiterleben können? Was spielte es für eine Rolle, ob er in illegale Geschäfte verwickelt war? Es war nur wichtig, dass er noch lebte.
Und Rafe war wieder in ihr Leben zurückgekehrt. Ihre Aussprache vorhin war für sie wie eine Befreiung gewesen. Auf einmal fühlte sie sich richtig beschwingt, weil sie eine neue Sicht der Dinge bekommen hatte.
Neben Dan war ihr Rafe am wichtigsten von allen Menschen, die sie kannte. Sie wusste, dass er durch seine Kindheitserfahrungen stark geprägt war. Mandy hatte in ihrem Beruf schon mit vielen Kindern gearbeitet, die gelernt hatten, ihre Gefühle zu verbergen aus Angst, noch einmal enttäuscht zu werden.
Vermutlich verstand sie Rafe heute sogar besser als er sich selbst. Entweder ließ sie ihn in Ruhe oder …
Vielleicht würde es ihr ja auch gelingen, ihn dahin zu bringen, dass er seine Gefühle zeigte, statt sie zu verbergen? Sollte sie ihm offenbaren, dass sie ihn immer noch liebte? Würde das etwas bei ihm bewirken, sodass er in der Lage sein würde, sich auf eine Beziehung mit ihr einzulassen?
Mandy spürte, dass sie vor Aufregung zitterte. Immerhin hatte er vorhin über Gefühle gesprochen, die er vor zwölf Jahren gehabt hatte. Das war doch schon ein guter Anfang. Rafe zu lieben, würde für sie die
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