Immer wieder Lust auf dich
Linkshänder war. Sonst wären die beiden einander bestimmt beim Essen in die Quere gekommen.
Sie überlegte, wie sie sich am besten verhalten sollte, damit sich der Junge wohler fühlte. Mandy fiel auf, dass sich Kelly seinen Teller erst auffüllte, nachdem Rafe und sie sich genommen hatten.
Irgendwann während des Essens schien sich Kelly zu entspannen. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und lächelte. “Du kannst toll kochen, Mandy. Das Essen ist echt lecker.”
“Ja, das sage ich ihr auch immer.” Rafe lächelte wieder sehr verschmitzt.
Mandy konnte ihre Neugier nicht länger zurückhalten. “Macht sich deine Mutter denn gar keine Sorgen, wenn du so lange von zu Hause wegbleibst?”
Kelly und Rafe erstarrten gleichzeitig, als hätte sie eben etwas Unanständiges gefragt. Mandy dachte, dass sie diese Frage besser nicht gestellt hätte, aber nun war es geschehen. Es war offensichtlich, dass Kelly eine gute Erziehung gehabt haben musste, denn er hatte recht anständige Manieren. Also warum sollte sie hier noch länger um den heißen Brei reden? Schließlich war Kelly noch ein Kind und durfte sich nicht herumtreiben.
Rafe aß weiter. Kelly trank seine Milch. Plötzlich platzte es aus ihm heraus. “Sie ist gestorben.”
“Oh. Das tut mir sehr leid, Kelly. Es ist schlimm, wenn man seine Mutter verliert. Meine Mom ist auch tot. Ich vermisse sie sehr.”
Er nickte verständnisvoll. “Sie hatte eine Lungenentzündung, aber daran muss man nicht sterben. Der Arzt, der sie zuletzt untersucht hat, sagte, sie sei vollkommen herunter, anämisch und so’n Zeug.”
“Anämisch?”
“Wenn man nicht genug Blut hat oder so”, erklärte er.
“Ich verstehe.” Mandy nickte Rafe zu, als wollte sie ihm zu verstehen geben, dass sie schon begriffen hatte, dass er ihre Fragen missbilligte. Aber sie wollte einfach mal testen, wie weit sie gehen konnte. “Wie lange ist das her, dass sie starb?”
“Schon lange. Irgendwann im letzten Jahr.”
“Ja. Das ist eine lange Zeit.”
Als wollte er ihr zuvorkommen, sagte Kelly: “Ich habe keinen Vater. Wir waren ganz allein, ich und meine Mom. Mom hat für andere Leute geputzt, in einem Laden gearbeitet und immer mehrere Jobs gehabt. So konnten wir zusammenbleiben. Sie wollte nicht, dass man mich ihr wegnehmen würde.”
“Das hört sich so an, als wenn sie eine tolle Mom gewesen ist.”
Kellys Gesicht hellte sich auf. “Das war sie auch! Sie war mein bester Freund”, erklärte er, und sein Blick wanderte zu Rafe.
Rafe nickte, aß aber wortlos weiter, als wollte er klarmachen, dass er an dieser Unterhaltung nicht beteiligt war.
Doch jetzt war der Damm gebrochen. Kelly wurde gesprächiger. “Rafe hat gesagt, dass ich vielleicht einen Job auf der Ranch bekomme. Ich bin ein guter Arbeiter. Außerdem will Rafe eine Zeit lang in meiner Höhle wohnen, und ich kann dafür auf der Ranch bleiben. Es ist wie ein Tauschhandel, verstehst du?” Er sah zu Rafe, als wollte er von ihm die Bestätigung bekommen, dass er keinen Unsinn erzählt hatte.
Rafe lächelte. “Das stimmt. Aber heute schlafen wir beide hier. Und morgen rede ich mit Tom.”
“Aber ich muss mich noch mit deinem Hund anfreunden”, sagte Kelly ernst.
Alle drei sahen zu Ranger. “Ich glaube nicht, dass das schwierig sein wird”, sagte Mandy und schluckte.
Rafe McClain war zwar ein harter Brocken, aber er war auch in der Lage, einem kleinen Ausreißer wieder Hoffnung zu geben. Wenn sie nicht schon in ihn verliebt gewesen wäre, würde sie ihm spätestens jetzt verfallen, als sie sah, wie er mit Kelly umging.
Rafe räusperte sich. “Kelly war mir eine große Hilfe. Ich glaube, ich weiß jetzt, wie ich Dan finden kann.”
Mandy sah ihn fassungslos an. “Und das sagst du erst jetzt?”
“Alles zu seiner Zeit. Ich sage es doch jetzt. Okay?”
Sie seufzte. “Erzähl weiter.”
“Kelly hat beobachtet, dass auf der Landebahn regelmäßig Flugzeuge landen. Die einen werden entladen, und das Zeug wird irgendwo versteckt, und die anderen werden wieder damit beladen. Dan ist mit einem der Flugzeuge verschwunden, die entladen werden.”
“Oh, Rafe.” Mandy sah Kelly an. “Also hast du gesehen, wie mein Bruder in jener Nacht verschwunden ist. Das ist ja wunderbar!”
Kelly warf Rafe einen Blick zu und nickte.
“Ich nehme an, dass diese Landebahn nicht zufällig ausgewählt wurde. Es kann sogar sein, dass es gar nichts mit Dan zu tun hat. Vielleicht wurde der Flugplatz aus der Luft gesichtet,
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