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Immer wieder Samstag Reloaded

Immer wieder Samstag Reloaded

Titel: Immer wieder Samstag Reloaded Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Both
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von mir zu geben. Mir durfte jetzt kein Fehler unterlaufen, also hielt ich besser den Mund und genoss stattdessen das Gefühl, ihm ein letztes Mal so nah zu sein, gewohnt in herrischer Manier gefangen, mit seinem Atem auf meinem Gesicht. »Ich werde mich ändern, Mia. Nur für dich, okay?« Inzwischen musste ich schon auf meine Unterlippe beißen, um nicht wie ein Wasserfall zu offenbaren, was er wissen wollte. Ein Blick zu ihm und ich lief Gefahr zu vergessen – ganz besonders die Mistkröte mit ihrem Video! Sollte sie doch zu meinem Vater gehen! Wenn der sich das Teil ansah, wären Tristan und ich längst in Sibirien. Ausgewandert! Und die Weiten dort waren extrem weit! Man würde uns niemals finden ...
    »Bitte ...«, wisperte er wieder, und neue Tränen sammelten sich. Ein Schluchzen wanderte langsam meine Kehle hinauf. Innerhalb weniger Herzschläge würde es die verbliebenen Barrieren überwinden, ich endlich nachgeben und alles zunichtemachen. Für uns gab es nämlich leider kein Sibirien; es existierte keine Fluchtmöglichkeit und damit kein: … und Tristan und Mia liebten sich, bis der Ficktod sie trennte …
    Eilig senkte ich den Kopf, betrachtete aufmerksam den leicht abgenutzten Boden der Aula. Ich musste jetzt stark sein. Nicht für mich – ich war mir scheißegal – für ihn! Eine fantastische Motivation, so wie üblich. Der Zauber wirkte unvermindert. Ich benötigte zehn elende Sekunden, bis ich mich gefangen hatte und meine Knie nicht mehr unkontrolliert zitterten. Das verdammte Herz in meiner Brust führte einen irren Wirbel auf, der diesmal nicht auf einen glücklichen Moment zurückzuführen war. Trotz des drohenden Weinens gelang es mir, ihn anzusehen. Er war mir so nah und hielt mich fest. Es kam mir so intim vor. Sein göttlicher Körper nur zentimeterweit von meinem entfernt.
    »Liebst du mich noch, Mia?«, fragte er; inzwischen war seine Unsicherheit vermutlich gestiegen. Während sein Daumen meine Lippe zwischen den Zähnen hervorzog, um anschließend sanft darüber zu streichen. »Sag es mir! Sag, dass es nicht so ist, und ich werde dich in Ruhe lassen.« Wie tiefe Seen flehten seine Augen mich an; es war unmöglich, sich abzuwenden. Sorge und Zuneigung spiegelten sich darin wider und gleichzeitig unverminderte Leidenschaft. So viel Zärtlichkeit empfand ich für diesen Mann, die sich zunehmend steigerte als abebbte. Erst recht, als sein Braun-Grün durch Tränen verschleiert wurde.
    Tränen!
    »Tristan«, hauchte ich gebrochen. Mehr brachte ich nicht hervor, denn er untergrub fortwährend meine Selbstbeherrschung. Und an diesem Punkt erlaubte ich mir, endlich schwach zu werden und holte ihn mir: meinen letzten Kuss. Und weil der bis an mein Lebensende genügen musste und mir auch seine Wut so ziemlich egal sein konnte, berührte ich nicht nur seinen Nacken, wie so häufig – übrigens ohne Gegenwehr von ihm –, sondern tastete mich vorwitzig vor, bis ich volles, seidiges Haar fand, von dem ich wusste, wie sexy es roch ...
    Total überrumpelt ergab er sich mir widerstandslos. Und so ertastete ich seine dichten Strähnen, krallte mich regelrecht an ihnen fest und ruinierte damit seine ohnehin chaotische Frisur. Mich willkommen heißend presste er sich an mich und rieb genüsslich langsam seinen Schritt an meinem. Sein Stöhnen vibrierte tief in jedem noch so kleinen Knochen in mir, begleitet von Bildern, von denen ich vermutete, dass sie nie wieder Realität sein würden. Mich belebende mentale Gemälde, die uns beide eng umschlungen zeigten: Tristan tief in mir, miteinander verbunden mit Händen, Lippen, unseren Körpern und Herzen. Doch eines störte die Eintracht, kam bedrohlich näher, wie Gewitterwolken, die einen schönen Sommertag vernichteten, kombiniert mit einem derzeit weit entfernten Donnern, welches das Unheil ankündigte, das sich immer deutlicher nach Eva anhörte und mich unwillkürlich aus meinem Traum riss.
    »Ich kann dich nicht mehr lieben«, nuschelte ich direkt in seinen Mund. Bevor er das auch nur ansatzweise verkraften konnte, schubste ich ihn von mir und stürmte mit überlaufenden Augen aus der Aula. Ich rannte zu den Fahrradständern, wo mein Beben und die verschwommene Sicht mich daran hinderten, das blöde Schloss zu öffnen. Ungehalten kämpfte ich damit, aber ich war nicht schnell genug. Tristans Schritte drangen an meine Ohren. Er war wirklich hartnäckig, wenn er etwas wollte. »Zuerst der hammergeile Kuss, und dann sagst du mir, ich darf mich verpissen?

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