Immer wieder Samstag Reloaded
Mund anstarrte. Das war ernüchternd, also schüttelte ich flüchtig den Kopf, um mich zu sortieren.
»Jetzt führen wir das verschissene Interview und dann lass mich in Ruhe, Tristan! Das bringt nichts«, murmelte ich. Irritiert beobachteten mich beide, schätzungsweise, weil ich inzwischen hörbar fluchte. Toms künstliches Husten mündete in einem Glucksen, was von einem mürrischen Grunzen neben mir zum Schweigen gebracht wurde.
»Fein!«, knurrte Mister Angepisst und knallte einen Block auf den Tisch, den er förmlich aus seiner Schultasche gerissen hatte. Mit dem passenden Stift in der Hand legte er ohne weitere Verzögerung los. »Wo wurdest du geboren?«, fragte er superknapp und kalt.
»Hier!«, antwortete ich ebenso eisig.
»In dieser Aula, oder was?«, erwiderte er ätzend, und ich wollte ihm die Zunge rausstrecken.
»Ja! Direkt auf diesem Pult!«
»Was sind deine gottverschissenen Hobbys, außer mich fertigzumachen?«
»Mich von dir ficken zu lassen!«, keifte ich, worauf er nur sein Gesicht verzog, es aber aufschrieb. »Lernst du oft?«
»Nein!«
»Wie oft?«
»Gar nicht!«
»Trotzdem nur Einser?«
»Ja!«
»Ein verdammtes Genie, hm?«
»Scheint so.«
»Gleich und Gleich gesellt sich gern«, warf Tom freundlich ein.
Ich verdrehte theatralisch die Augen und dann ging es in ähnlichem Ton weiter. Wie ein Tennismatch knallten wir uns Fragen und Antworten um die Ohren. »Was ist dein Lieblingsfach?«
»Biologie!«
»War ja klar ... Lieblingsfarbe?«
»Rot!«
»Lieblingsmusik?«
»Alternative und Rock!«
»Lieblingssport?« Hier strauchelte er und musterte mich eindringlich. Ohne eine Entgegnung meinerseits abzuwarten, schrieb er: Ficken mit Tristan Wrangler . Wir verkniffen uns ein Schmunzeln.
»Lieblingsgericht?« Diesmal klang er weicher.
»Lasagne und Antipasti.«
»Was wirst du tun, sobald du mit der Schule fertig bist?« Unvermittelt schien er besorgt, und ich realisierte erst jetzt, dass er es wirklich wissen wollte. Mir wurde warm im Bauch. »Ich werde Künstlerin.« Trotzig hob ich das Kinn, als er in der Bewegung innehielt, um mich fordernd anzusehen. »Und ich ziehe nicht weg«, zerstreute ich seine unausgesprochenen Ängste.
»Ich hätte dich sowieso nicht weggelassen«, stellte er trocken fest und notierte es. Mit vorgetäuschtem Stolz verschränkte ich die Arme vor der Brust, obwohl meine Gliedmaßen die Stabilität einer Qualle besaßen.
Tom hingegen, der die ganze Zeit unserem Duell lauschte, prustete plötzlich los, woraufhin wir ihn böse anfunkelten. »Läuft das ständig so zwischen euch ab? Wenn ja, dann will ich öfter dabei sein; ihr seid wirklich lustig!«, amüsierte er sich schulterzuckend.
»Das ist nicht witzig!«, motzten wir gleichzeitig und blitzten uns aus schmalen Augen an. Einerseits völlig lächerlich, andererseits war es uns tatsächlich bitterernst. »Okay, okay, ich bin still!« Tom grinste noch immer und lehnte sich entspannt zurück, als säße er im Kino. In Erwartung, dass die Vorstellung weiterging. Nur das Popcorn, Cola und die 3-D-Brille fehlten.
Tristan und ich blendeten ihn aus und nahmen einander weiterhin Maß, versuchten, den Gegner einzuschätzen und zu ergründen, was in ihm vorging. Mit einem Seufzen gab er schließlich auf und fuhr sich erschöpft mit beiden Händen durch sein wunderbares, dunkles Haar. »Wieso bist du so, Baby?«, platzte es aus ihm heraus.
»Weil es vorbei ist. Schon vergessen?«
»Fuck!« Sein Fluch wurde untermalt vom Geräusch des Stiftes, der seinen Fingern entglitt und auf dem Tisch landete. Verzweifelt malträtierte er erneut seine Strähnen. »Meinst du das echt ernst?« Das hörte sich verdammt resigniert an, obgleich etwas Hoffnung mitschwang.
»Du wolltest es so ...«, nickte ich und bevorzugte es, meiner Umgebung mehr Aufmerksamkeit zu schenken als ihm. Ich ertrug es einfach nicht und fühlte mich miserabel, ihn wiederholt zu verletzen. Leider gab es keinen anderen Ausweg. Lieber lebte ich mit der Konsequenz, ihm kurzfristig wehzutun, anstatt ihm womöglich dauerhaft das Leben zu ruinieren, weil sein Temperament mit ihm durchging, sobald ich ihm den gesamten Mist beichtete.
»Nein, tut sie nicht«, ergriff Tom wieder das Wort, und ich blinzelte ihn giftig an. Entschuldigend hob Blondie die Hände. »Hey, ich habe vor, Psychologie zu studieren und mich ausreichend mit der Materie beschäftigt, um mich vorzubereiten. Also kannst du mir so schnell nichts vormachen. Mein Bruder muss ehrlich blöd
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