Immer wieder Samstag Reloaded
wirkte mein ausgeklügeltes Ablenkungsmanöver aber nicht. Unentwegt stellte sich mein masochistisches, krankes Hirn vor, was Tristan wohl gerade tat ... Ob er sie mit seinen Fingern oder gar mit seinem/meinem Ficker in den Wahnsinn trieb? Ob er sie küsste und wenn ja, wo? Ob er sie mit seinem intensiven Blick anglühte, sie mit seinen heißen Worten verrückt machte? Ob er vielleicht exakt in diesem Moment merkte, dass andere mindestens genauso gut waren wie ich und dass er sich die Gefühle für mich nur eingebildet hatte? Ob er das Interesse an mir verlor?
Die Tränen verselbstständigten sich und liefen in Strömen über meine Wangen, tropften erkaltet auf meine Schenkel. Das Atmen fiel mir immer schwerer, weil der Kloß in meinem Hals ständig größer wurde und ich ihn hätte laut herausheulen müssen, um nicht endgültig daran zu ersticken.
Ich konnte nicht ewig so weitermachen. Wie lange hockte ich schon hier? Keine Ahnung, doch ich traute mich nicht, mich diesem Albtraum zu stellen, indem ich die Hände von den Ohren nahm und meine Augen öffnete. Nur um wahrscheinlich genau den Zeitpunkt abzupassen, wenn Tristan, von einem wundervollen Orgasmus überwältigt, in die Welt hinausschrie: »Eva, ich liebe dich und nicht den Truthahn!«
Ich schaukelte hin und her, probierte zwanghaft, ein hörbares Heulen zu verhindern. Mittlerweile hatte ich deshalb sogar die Luft angehalten, doch mein Herz überschlug sich weiterhin. In der Gesamtheit fühlte es sich nicht sehr gesund an, was ich da mit mir anstellte. Aber was hatte ich für eine Wahl? Keine, denn aus der Kabine zu stürmen, war ebenfalls keine Option. Bei meinem Glück wäre ich gestolpert, im besten Fall geradewegs in Tristans strapazierte Arme. Ich blieb besser, wo ich war. Doch auch abgeschottet von meinen Sinneswahrnehmungen bastelte mein mittlerweile schon geistig umnachteter Verstand an weiteren Bildern, die unentwegt meinen Kopf fluteten: Bestimmt hatte er sie hochgehoben und gegen die Wand gedrückt. Damit er sie tief spüren konnte – oh ja, tief, das war sein Spezialgebiet. Ihre endlos langen Beine lagen ganz gewiss um seine wundervollen, schlanken Hüften, die er auf diese verzehrend gemächliche und genüssliche Art bewegte …
Klasse! Das war‘s!
Der Schluchzer schoss aus mir heraus – laut und keuchend. Ich riss die Lider auf und schrie grell, denn ich blickte unmittelbar in besorgte braungrüne Augen.
»Tristan!«, rief ich irgendwie einerseits erschrocken und erleichtert, andererseits auch vorwurfsvoll. Keine Ahnung, wie lange er schon in schwarzem engen Hemd, zerzausten Haaren, Engelszügen, Adoniskörper in Levis Jeans vor mir kniete und mich beim Selbstquälen beobachtete. Es war so peinlich!
Stirnrunzelnd wollte er mein Gesicht berühren, doch ich wich zurück und musterte angeekelt seine Hand. Schließlich hatte er sie gerade mit höchster Wahrscheinlichkeit in einer anderen ... Frau ... gehabt. Er seufzte schwer, senkte leicht verunsichert den Arm und signalisierte, dass es nicht so war.
»Ich hab sie nicht angefasst, Mia ... Nicht so ... Sie hat mir einen geblasen, okay!« Er hätte mir genauso gut eine reinhauen können. Gequält stöhnte ich auf. Die bisher gnädigerweise nur verschwommenen Visionen wurden scharf: Eva vor ihm auf den Knien, in ihrem dreckigen Krötenmaul eines meiner Lieblingsteile von ihm. Der besagte Knoten, der mich am Atmen hinderte und trotz Angst vor Entdeckung immer größer wurde, zerbarst unwiederbringlich. Mit seinem Platzen öffneten sich alle Schleusen, der gesamte Kummer, der sich aufgestaut hatte und nur ein Ventil suchte.
»Warum sagst du mir das? Willst du mich quälen?« Heulend versteckte ich mich hinter meinen bebenden Fingern.
»Fuck, Baby, weil, weil ... gottverdammte Scheiße! Wieso bist du überhaupt hier?«, grollte er plötzlich. Sofort loderte Wut in mir auf, die ich willkommen hieß, weil sie die erniedrigenden Tränen wegätzte. »Ich war vielleicht auf dem Klo, Mista Ich stecke meinen Schwanz in jeden Abfalleimer auf zwei Beinen Wrangler!« Den Sarkasmus hatte ich eindeutig von Tristan. Eine Weile sah er mich ausdruckslos an und ließ letztendlich einfach den Kopf hängen ...
»Ich wollte dich nicht anschreien, nur leider bin ich gerade verdammt sauer auf mich selbst, weil ich schon wieder Scheiße gebaut habe«, murmelte er, noch immer vor mir in der Hocke. Erschöpft fuhr er sich durch die Haare, schnaufte tief und betrachtete mich schließlich flehend.
»Ich wollte nicht
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