Immer wieder samstags (Immer wieder ...) (German Edition)
eingehen konnte, wieder jemanden so nah an mich rankommen zu lassen. Dafür war Vertrauen vonnöten. Vertrauen, was sich normalerweise erst aufbauen und festigen musste. Konnte ich es Mia bereits ganz und gar schenken?
Als ich ihren warmen Körper spürte, der sich hingebungsvoll an meinen drängte, war ich mir sicher – zumindest in einer Sache …
Ich brauchte sie!
Alles andere würde sich ergeben …
***
»Wir fahr` n n Truthahn nach Hausche? Wasch is mit dia losch, Alda?« Tommy lallte so stark, dass man ihn kaum verstehen konnte. Er lag auf der Rückbank quer über Phil, Katha und Vivi – aus kotztechnischen Gründen. So war gewährleistet, dass einer schnell dir Tür aufmachen und der andere ihn rausschieben konnte, wenn sein Mageninhalt sich spontan dazu entschied, ihn zu verlassen.
Tom besaß ja einige nervige Eigenschaften. Aber nur eine davon war im wahrsten Sinne des Wortes zum Kotzen . Er reiherte andauernd! Entweder hatte er was Falsches gegessen, zu viel geraucht, zu viel getrunken, Magendarmgrippe oder weiß die Muschi was. Tom fand immer irgendeinen Grund, deswegen hatte ich den Penner nicht gerne in meinem Zimmer, oder in meinem Auto, schließlich wurde er manchmal zu allem Überfluss auch noch reisekrank. Er sollte sich hüten, sich in meinem Audi zu übergeben. Ein winziges Bröckchen auf einem meiner Sitze und er war ein toter Mann.
Mia saß mit einem verträumten Lächeln vorn auf dem Beifahrersitz und lehnte ihre Stirn an die Scheibe, während sie dabei zusah, wie die Außenwelt an ihr vorbeizog.
Es war schon vier Uhr am Morgen und die Sonne würde bald aufgehen. Der Samstag schien so lange her, als wäre all das vor Wochen geschehen.
Ich war müde, gerädert und mittlerweile wieder nüchtern, nur ein flaues Gefühl in der Magengegend verriet den übermäßigen Alkoholkonsum des Vorabends. Oder kam es doch vom baldigen Abschied? Ich wusste es nicht, ich wusste nur, dass es mir jedes Mal schwerer fiel, sie gehen zu lassen.
»Wieso sitzt sie überhaupt vorne?« Katha, das Prinzesschen, war angepisst, weil sie zwischen den Verrückten eingekeilt wurde: einem vor sich hin jaulenden Tom, der nicht einmal in einer Karaoke-Bar bestehen würde, einem lallenden Phil, der einfach mitgrölte, und einer vor sich hin brabbelnden Vivi. Aber wie hieß es so schön? Ehre, wem Ehre gebührt.
Ich verdrehte die Augen. »Weil sie die Nüchternste von uns ist und – im Gegensatz zu euch Spasten – mich nicht ankotzen wird.«
»Ich schaff … dasch auch von hintn«, quatschte Tom fröhlich. Ich blickte ihn nur warnend im Rückspiegel an. Er lachte glucksend und tat so, als würde er würgen.
»Wofür strafst du mich, du dummer Arsch?«, murmelte ich düster, schaute in den Himmel und fuhr mir angestrengt durch die Haare. Neben mir kicherte es, und schlagartig war meine schlechte Laune verflogen, zumindest kurzfristig. Denn gleichzeitig konnte ich mir vorstellen, dass gerade ihr genug einfallen dürfte, wofür ich noch Abbitte leisten musste. Angefangen von dem Diebstahl ihrer Jungfräulichkeit auf diese ungehobelte, unsensible Arschlochart bis hin zum Aushängen ihrer Unterwäschebilder in der ganzen Schule. Die Liste war endlos.
Angeblich hatte sie mir alles vorbehaltlos verziehen, was ich aber nicht glauben konnte. Aber nicht nur das, sie warf es mir bis heute nicht einmal vor. Ihre Gefühle für mich waren so rein, so bedingungslos, dass sie hoch gepokert, alles gesetzt – nicht zuletzt ihre Würde – und gewonnen hatte. Nun lag es an mir, meine Vergehen an ihr wiedergutzumachen, und ich würde alles dafür tun.
Wann hatten sich nur die Seiten vertauscht?
Ursprünglich war sie diejenige, die mir verfallen war, die mir hinterherschmachtete und mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit anhimmelte. Nun aber hatte sie den Spieß umgedreht. Jetzt hing ich kopfüber und war völlig verloren – durch sie, für sie.
Um sie noch ein wenig länger bei mir zu haben, überlegte ich, ein paar verschnörkelte Umwege zu fahren. Leider waren Phil und Katha nicht mehr besoffen genug, als dass es ihnen nicht auffallen würde. Sie wirkten sowieso schon aufs Äußerste misstrauisch, weil ich für die Handschellenaktion nicht wenigstens meinen Brüdern eine reingehauen hatte. Vielleicht hatte aber auch Vivi ihr Plappermaul nicht halten können. Weiber waren so. Mit eiskalter Offenheit wurde alles analysiert: von der Größe sowie Breite beziehungsweise Reifegrad des Schwanzes, und was weiß ich. Früher oder
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