Immer wieder samstags
hasste sie es, denn sie bestach durch ihre Natürlichkeit, hatte gleichzeitig aber so viele Facetten vorzuweisen. Einerseits schüchtern, andererseits so lebendig, eben voller Gegensätze. Jede einzelne hatte es mir angetan, egal ob wütend, zickig oder albern. Vor allem liebte ich allerdings, wenn sie glücklich war. Ihr inneres Leuchten zog mich dann in ihren Bann und machte mich schlichtweg sprachlos. Die funkelnden Augen fesselten mich und erweckten eine Wärme, die sich schützend in mir ausbreitete. War sie jedoch traurig, konnte ich es kaum ertragen. Daher schwor ich mir, ihr immer ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und sie vor den Ungerechtigkeiten dieser Welt zu schützen.
Merkwürdig, solch schnulzige Gedanken wären mir früher nie in den Sinn gekommen, erst durch mein Mädchen kam diese Seite in mir zum Vorschein, und es war mir so was von fucking egal.
Heute Abend würde ich sie endlich wiedersehen. Die ganze verdammte Woche hatte ich keine Gelegenheit dazu gehabt und war dementsprechend ausgehungert.
»Verdammt!« Meine Geduld hielt sich in Grenzen, war nahezu nicht existent. Wenn sie nicht bald auftauchen würden, hätte das ein Nachspiel. Mit einem Knall stellte ich mein leeres Glas ab. Meine Brüder, die meine mangelnde Selbstbeherrschung kannten, zuckten dennoch zusammen und sahen mich verwundert an. Allein ihr grunzdämlicher Anblick machte mich schon wütend, besonders nachdem ich die Augen verdrehte und sie nur dreckig grinsten. Penner!
»Brüderchen …« Phil legte ohne Vorwarnung seinen Monsterarm auf meine Schulter. Angeekelt versuchte ich auszuweichen, weil sich bereits Schweißflecken auf seinem weißen Hugo Boss-Hemd abzeichneten. Leider kam ich nicht weit, da Tom mich von der anderen Seite umklammerte wie ein verkackter Monchichi.
Fuck!
»Jetzt sag doch mal. Was ist das mit dir und dem Truthahn?«, säuselte der Freund der kleinen Hexe.
»Wir sind doch Familie, oder? Uns kannst du alles erzählen«, fügte Phil noch scheinheilig hinzu. Grob schob ich beide aus dem Weg, löste mich damit aus ihrer Einkeilung, und wischte mir theatralisch die Schultern ab.
»Verdammt, Phil! Hast du schon mal was von Deo gehört?«, stieß ich aus. »Fuck, das geht
euch einen feuchten, ekelhaft stinkigen Furz an! Kümmert euch um eure eigenen Schlampen!« Die sollten mich jetzt bloß in Ruhe lassen und ihre vorlauten Klappen halten. Noch war ich nicht bereit, mich dieser spöttischen Inquisition zu stellen.
Synchron zogen sie ihre Augenbrauen nach oben. »Also ist sie deine Schlampe?«, versuchte Tom mich auszutricksen.
»Nein! Sie ist keine gottverdammte Schlampe!« Ging es noch nerviger? Ja, offensichtlich.
»Also willst du sagen, alles Schlampen außer der Truthahn?«, bohrte Phil weiter.
»Sagt mal, ist euch zufällig das Gen zum Schnauzehalten abhandengekommen?«
»Nö«, antworten sie unisono. Scheiße, hatten die das einstudiert? »Wir werden dich so lange stressen, bis du uns die Wahrheit sagst. Es geht schließlich um unseren kleinen verschossenen Bruder und den Truthahn«
»Sie ist auch kein Truthahn !«, rief ich ungehalten und krachte meine Faust auf den Tresen. Abwartend starrten wir uns einen Moment lang an, bis mir mein Fauxpas klar wurde. Indirekt hatte ich zugegeben, in sie verschossen zu sein. Mir blieb auch nichts erspart. Ich seufzte und fuhr mir durch die Haare. Bevor ich aber voll in die Offensive gehen konnte, übertönte eine glockenklare Stimme die Musik.
»Baabyyy!« Vivi kam wild winkend auf uns zu. Aber auf sie verschwendete ich keine Energie. Nur eine war wichtig: Mia! Unsicher ging sie hinter der kleinen Hexe und Katha her. Dabei stellte sie beide locker in den Schatten. Ihre glänzenden, goldbraunen Haare fielen in wilden Locken über die Schultern und ich wollte sofort meine Hände in ihnen vergraben. Die vollen Kirschlippen schimmerten und luden zum Küssen ein, aber es waren ihre Augen, die mich sofort gefangen nahmen. Schüchtern blinzelte sie in meine Richtung, sah aber immer wieder nach unten, und mein Blick folgte ihrem: bewunderte die wohlgeformten Hüften nach oben über die schmale Taille, bis er an ihrem wirklich üppigen Dekolleté hängen blieb. Es sollte verboten werden, so auszusehen.
Ich wollte sie! Sofort ! Wollte sie aus dem dunkelblauen Kleid schälen und ihren wundervollen weiblichen Körper verehren. Als meine Augen wieder die ihren fanden, schmunzelte sie mich an, als hätte sie meine Gedanken erraten. Es kostete mich alle Kraft, an Ort
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