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Immorality Engine

Immorality Engine

Titel: Immorality Engine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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Doppelgängerinnen wusste. Die Monarchin
würde zweifellos alles vertuschen, damit ja nichts durchsickerte. Wenn man aber
neben Fabian eine tote Amelia im Rollstuhl fand … nun ja, das würde hoffentlich
alle davon überzeugen, dass die echte Version ihrer Schwester in den Flammen
umgekommen war.
    Sie hob schützend die Arme vors Gesicht, barg Augen und Nase im
abgewinkelten Ellenbogen, bückte sich und lief los, so schnell sie konnte. Sie
schrie auf, als die Flammen sie verbrannten und versengten und nach ihren Füßen
griffen. Dann war sie durch, erreichte wohlbehalten die andere Seite und sah,
dass die Treppe in der Haupthalle zu einem brennenden Haufen aus Balken
zusammengebrochen war.
    Veronica hustete, spuckte und würgte, weil ihr der Ruß in den Hals
drang. Wohin jetzt? Sie zermarterte sich das Hirn. Es
war fast unmöglich, sich hier zu orientieren. Der Dauerbeschuss veränderte das Haus, Wände brachen zusammen, und die Flammen
machten größere Bereiche des Erdgeschosses unzugänglich. Instinktiv wandte sie
sich nach links und bahnte sich einen Weg durch die brennenden Trümmer, während
heiße Asche auf sie herabregnete und ihr auf den Armen und im Gesicht die Haut
versengte.
    Veronica eilte um eine Ecke, wechselte die Richtung, um einem
undurchdringlichen Inferno auszuweichen, und duckte sich unter einem rauchenden
Balken durch, der von der Decke gefallen war und quer im Gang klemmte. Dann
stand sie vor dem Raum, in dem sie die
Duplikate entdeckt hatte.
    Die Tür war halb zerstört. Der Türsturz hatte sich gelockert, der
Rahmen lehnte sich schief zur Seite wie ein betrunkener alter Mann und verengte
den Zugang. Die Holztür selbst war unter der Belastung geborsten und offenbar
von innen aufgehebelt worden. Einige Splitter lagen vor ihr auf dem Boden. Was übrig war, hing nur noch an einem
Scharnier und pendelte langsam hin und her.
    Veronica näherte sich dem Raum und spähte hinein. Drinnen war es
dunkel. Ängstlich trat sie über die Schwelle und drückte sich schräg durch die
schmale Öffnung. Der Impuls, sich einfach umzudrehen und wegzulaufen, war
übermächtig, aber sie hatte keine Wahl. Außerdem durfte sie keine Zeit
verschwenden.
    Langsam stellten sich ihre Augen auf das Halbdunkel ein. Die Lampen
waren gelöscht, und das einzige Licht kam von den Flammen auf dem Flur, die
starke Schlagschatten warfen. Hinten im Raum hörte sie jemanden atmen. Offenbar
waren einige Duplikate noch da. Vielleicht hatten sie Angst und zogen es vor,
im Dunklen hocken zu bleiben, statt sich den Schrecken der realen Welt vor der
Tür zu stellen. Vorwerfen konnte sie ihnen
das sicherlich nicht. Bisher hatten sie nichts als Finsternis, Schmerzen
und Qualen kennengelernt. Sie waren kaum mehr als die Haustiere des Arztes
gewesen und kauerten ängstlich in der Dunkelheit.
    Veronica sah sich um, konnte jedoch niemanden entdecken. Wenn sie
hierblieben, würden sie sterben. Sie fragte sich, ob sie etwas sagen und versuchen sollte, sie aus dem brennenden Haus zu scheuchen,
aber auch draußen waren sie dem Tod geweiht und würden den Flammen oder den
Gatlingkanonen zum Opfer fallen. Sie konnte nichts weiter tun. So überwand sie
sich und hielt sich vor Augen, dass keine von ihnen ihre Schwester war. Genau
genommen waren sie nicht einmal Menschen, und im Grunde konnte sie sowieso
nichts für sie tun. Amelia – die echte Amelia – wartete bei Newbury,
und nur darauf kam es an. Außerdem war sie nicht einmal sicher, ob sie die
Duplikate überhaupt retten wollte. Allein schon deren Existenz stürzte sie in
schreckliche Konflikte.
    Mitten im Raum lag ein Trümmerhaufen. Als sie sich näherte, erkannte
sie die Überreste der seltsamen rotierenden Maschine, die sie bei ihrem letzten
Besuch beobachtet hatte. Offensichtlich hatten die Duplikate rebelliert.
Spulen, Kolben und Metallklammern lagen überall auf dem Boden verstreut, und
das Rad selbst, aus dem sich die liegende Kopie befreit hatte, war zerbrochen.
Die beiden Hälften lagen oben auf dem Schutthaufen und hoben sich ab wie
exotische Totems. Die fremdartigen okkulten Runen, die rings um das Rad
aufgemalt waren, verstärkten den gespenstischen Eindruck, als wollten sie der
Skulptur eine übernatürliche Bedeutung geben.
    In der Nähe saß die Gestalt noch auf dem Stuhl. Sie war gefesselt
und rührte sich nicht, genau wie zwei Tage zuvor. Jetzt

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