Immorality Engine
völlig ausschlieÃen
will.«
»Ich frage mich, auf wie viele der Männer, die in diesen Akten
erscheinen, die Täterbeschreibung passt«, überlegte Newbury.
»Das müssen wir noch klären. Im Moment muss ich mich allerdings um
einen Tatort kümmern und eine weitere Leiche identifizieren«, antwortete
Bainbridge. »Ich fahre jetzt hin. Möchten Sie mitkommen?«
Veronica sah Newbury fragend an.
»Natürlich kommen wir mit. Gehen Sie voraus!« Newbury klopfte
Bainbridge auf die Schulter und senkte die Stimme. »Und glauben Sie ja nicht,
ich lieÃe Sie damit davonkommen, dass Sie mir einen Spion ins Haus gepflanzt haben, alter Mann. Sobald ich andere
Vorkehrungen treffen kann, schicke ich ihn zurück.«
»Meinetwegen«, erwiderte Bainbridge lächelnd. »Aber er ist ein
verdammt guter Koch, oder?«
»Ja, das ist er.« Newbury schob den Chief Inspector zur Tür hinaus.
Der Tatort des zweiten Einbruchs war ein Wohnhaus an der Cromer
Street, das ein Stück abseits von der StraÃe in einem hübschen Garten voller
immergrüner Pflanzen und spätblühender Frühlingsblumen stand. Veronica atmete
die starken Düfte tief ein, als die drei Ermittler über den Weg zu dem groÃen
Haus schritten.
Es war ein beeindruckendes zweistöckiges Gebäude, das irgendwann in
den vergangenen fünfzig Jahren errichtet worden war. Herrschaftlich sah es
nicht aus, sondern eher wie die Behausung einer groÃen und wohlhabenden
Familie, die vermutlich von ähnlichem Stand war wie ihre eigenen Eltern. Der
Gedanke an ihre Eltern betrübte Veronica, und sie schob ihn sofort wieder
beiseite.
Nein, diese Familie unterschied sich von ihrer eigenen. Diese
Menschen waren nicht nur an ihrem Status interessiert. Das sah sie an dem
groÃen hölzernen Spielhaus, das jemand im Garten gebaut hatte. Wer hier wohnte,
interessierte sich wirklich für seinen Nachwuchs. Sie hoffte, den Kindern sei
der schreckliche Anblick der Leiche erspart geblieben, die Bainbridge erwähnt
hatte. Angeblich lag sie drinnen am Fuà der Treppe.
Zu ihrer Erleichterung stellte sie gleich darauf fest, dass dies
tatsächlich der Fall war. Ein Bobby, der an der Tür wachte, erklärte ihnen, die
Familie sei schon am frühen Morgen, nachdem die Diener die Leiche entdeckt und
die Polizei gerufen hatten, aus dem Haus eskortiert worden. Wenigstens ein
kleiner Trost.
Inspektor Foulkes hatte den Tatort bereits abgeriegelt und begrüÃte
die Neuankömmlinge, sobald sie über die Schwelle getreten waren und in der
Eingangshalle stehen blieben. Der Beamte mit dem grauen wollenen Anzug und der
Melone war ernst und tüchtig wie immer. Veronica sah sofort, dass der schwarze
Vollbart seit ihrer letzten Begegnung vor ein paar Monaten ein Stück gewachsen
war. Er zauste ihn sich gerade nachdenklich, als überlegte er, was als Nächstes
zu tun sei.
»Ein schönes Durcheinander haben wir hier«, erklärte er einigermaÃen
gereizt, als sie sich ihm näherten. Er schüttelte den Männern die Hände. »Miss
Hobbes, ich würde Ihnen gern empfehlen, sich nicht weiter zu nähern, aber aus
Erfahrung weià ich ja, dass Sie sich sowieso nicht daran halten.« Seine Augen
blitzten belustigt.
»So ist es, Inspektor«, erwiderte sie und machte sich auf einen grässlichen Anblick gefasst. »Ich höre
im Grunde auf überhaupt niemanden, denn das ist meiner Ansicht nach die einzige
Möglichkeit, mir selbst eine Meinung zu bilden.« Sie bemühte sich, nicht
sarkastisch zu werden, doch Newbury knuffte sie leicht mit dem Ellenbogen, als
wollte er ihr insgeheim zustimmen und sie dennoch auffordern, sich
zurückzuhalten.
Veronica verschaffte sich ein Bild von der Lage und betrachtete den
Tatort. Von der geräumigen Eingangshalle zweigten links und rechts Seitenflügel
ab, dem Eingang direkt gegenüber führte eine mächtige Treppe nach oben. Die
geschwungenen, verschnörkelten Geländer bestanden aus poliertem Hartholz.
Einige uniformierte Polizisten tummelten sich in der Nähe, und ein Mann in
einem braunen Anzug, den Veronica für einen Arzt hielt, stand vor der am Boden
liegenden Leiche. Sie zog es vor, nicht genauer hinzusehen und das Opfer nicht
näher zu betrachten, solange es sich nicht als unumgänglich erwies.
»Sagen Sie uns, was Sie herausgefunden haben«, verlangte Bainbridge
von Foulkes ohne weiteres
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