Immorality Engine
Vorgeplänkel.
»Es ist rätselhaft, Sir.« Foulkes nahm die Melone ab und kratzte
sich am Kopf. »Anscheinend ist der Täter durch die Hintertür eingedrungen. In
einer Kassette ist ein Loch von etwa dieser GröÃe«, er deutete es mit den
Händen an, »was genau dem Loch entspricht, das wir drüben auf der Regent Street
bei Flitcroft and Sons und an den vorherigen Tatorten entdeckt haben.«
»Glauben Sie, es war derselbe Täter?«, fragte Newbury.
»Eigentlich wette ich nicht gern, Sir Maurice, aber in diesem Fall
würde ich mein Leben darauf verwetten.« Foulkes überlegte einen Moment. »Der einzige Unterschied ist der, dass es dieses Mal
einen Toten gab. Es ist kein schöner Anblick. Anscheinend kann das
geheimnisvolle Gerät, mit dem sich der Dieb den Zugang herausgeschnitten
hat, auch als Waffe eingesetzt werden. Ich muss schon sagen, es ist eine sehr
wirkungsvolle Waffe.« Er schniefte, als missbilligte er solche Gewalttaten.
»Wie ich es sehe, gibt es drei Möglichkeiten: Entweder überraschte der
Einbrecher jemand anders, der es ebenfalls auf die Beute abgesehen hatte, und
räumte ihn aus dem Weg. Oder er hatte einen Partner, mit dem er über die
Aufteilung der Beute in Streit geriet. Die einzige andere Erklärung ist die,
dass sich das geheimnisvolle Gerät plötzlich gegen den Besitzer gewandt hat,
aber das kommt mir eher unwahrscheinlich vor.«
»Konnte er denn noch nicht identifiziert werden?« Veronica begriff,
dass sie hier einen Blick auf das werfen konnte, was aus ihr oder Newbury hätte
werden können, wenn der Angriff in ihrer Wohnung nicht so glimpflich verlaufen
wäre.
»Noch nicht. Er istâ⦠sagen wir mal, in diesem Fall ist die Identifizierung
nicht so einfach.« Foulkes schnitt eine Grimasse. Veronica schauderte.
Newbury zog sich bereits die Jacke
aus und reichte sie Charles. »Dann sehen wir es uns mal an.« Er schob sich an
Foulkes vorbei und näherte sich dem Arzt mit dem braunen Anzug.
»Ich hoffe, Sie haben nicht allzu ausgiebig gefrühstückt«, rief
Foulkes ihm hinterher. Er lächelte nicht. Dann trat er einen Schritt näher an
Veronica heran und sprach flüsternd weiter. Sein Atem roch nach Pfefferminz.
»Glauben Sie mir, Miss Hobbes, ich würde mir das an Ihrer Stelle ersparen. Ich
werde gewiss nicht schlecht über Sie denken, wenn Sie meinen Rat annehmen. Um
ehrlich zu sein, ich wünschte, auch mir wäre dieser Anblick erspart geblieben.«
Er lächelte freundlich, und sie sah natürlich ein, dass er nur ihr Bestes
wollte â oder jedenfalls das, was er für ihr Bestes hielt.
»Nun ja, ichââ¦Â«, hob sie unschlüssig an.
»Charles!« Newburys aufgeregter Ruf hallte laut durch den weiten Raum. »Kommen Sie doch schnell
mal her.«
Veronica schenkte Foulkes ein kleines Lächeln und ging an ihm vorbei
zu Newbury und dem Toten.
Der Anblick verschlug ihr die Sprache. Ãberall war Blut, wirklich
überall: auf die Treppe und sogar bis zum Kronleuchter hochgespritzt, am Boden
in Lachen gesammelt. Rings um den Toten lagen Edelsteine in allen möglichen
Farben, Formen und GröÃen â winzige
Inseln der Schönheit in einem grässlichen Zeugnis der Gewalt.
Der Tote selbst â oder das, was von ihm übrig war â lag
mit dem Gesicht nach unten auf dem gefliesten Boden, der Kopf und der rechte
Arm ruhten auf der untersten Treppenstufe. Mitten im Körper klaffte ein
riesiges Loch, wo sich die Spinne durch Fleisch, Knorpel und Knochen gefressen
hatte. Der Brustkorb des Mannes existierte nicht mehr, nachdem die Maschine auf
der anderen Seite wieder ausgetreten war. An den Kanten des Lochs hingen
zerfetzte Darmstücke wie rosafarbene Girlanden.
Newbury kniete neben dem Toten nieder und hob mit beiden Händen den
Kopf an. Auch das Gesicht war schrecklich verstümmelt, und im Haar klebte
geronnenes Blut.
Sie hörte, wie auch Bainbridge
herbeikam, konnte sich aber von dem grässlichen Anblick einfach nicht
abwenden, konnte sich nicht von der entsetzlichen Szene losreiÃen.
»Mein Gott!«, rief Bainbridge. Anscheinend empfand er ähnlich wie
sie selbst.
»Das ist noch nicht alles.« Newbury drehte den Toten, bis sie es
sehen konnten.
»Was ist? Was denn?« Veronica wollte nur noch hinaus, nur weg von
dem Gestank und dem Blut. Für Ratespiele hatte sie keine
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