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Immorality Engine

Immorality Engine

Titel: Immorality Engine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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Wenigstens hatte er
beschlossen, den Morgen nicht auf der anderen Seite der Stadt in einer
schäbigen Opiumhöhle zu verbringen. Möglicherweise hatte er zu der kleinen
braunen Flasche mit Laudanum gegriffen, die auf dem Kamin bereitstand, und eine
geringe Menge zu sich genommen, um die Entzugserscheinungen zu lindern.
Scarbright kannte natürlich die Wahrheit. Insgeheim lächelte sie. Vielleicht war Scarbright tatsächlich Charles’ Spion.
Doch wenn das zutraf, dann war er ebenso ihr wie dem Chief Inspector
verpflichtet.
    Veronica betrachtete die beiden Aktenstapel auf dem Stuhl. Jeder der
braunen Ordner trug einen anderen Namen: Richard Mars, Nicholas Kyme, Stuart
Douglas und noch viele weitere. Insgesamt waren es sicher dreißig oder vierzig.
Keiner der Namen sagte ihr etwas, und sie mussten auch nicht unbedingt mit dem
aktuellen Fall zu tun haben. Immerhin war Bainbridge der Chief Inspector und
hatte vermutlich jederzeit eine Vielzahl von Fällen zu bearbeiten. Doch der
leere Cognacschwenker und die Asche von zwei Zigarren verrieten, dass er den
größten Teil des Abends hier verbracht hatte. Also lag die Vermutung nahe, dass
er währenddessen die Akten gelesen hatte.
    Veronica betrachtete den Notizblock auf dem Schreibtisch. Die
oberste Seite war mit Kritzeleien bedeckt, der Fuß des Glases hatte mehrere
hellbraune Ringe hinterlassen. In
Großbuchstaben und in schwarzer Tinte geschrieben standen jedoch mitten
auf dem Blatt zwei Wörter, die ihr sofort ins Auge sprangen: FABIAN = BASTION .
    Sie blickte zu Newbury, der
unverwandt lächelte. »Haben Sie es gesehen?«
    Erstaunt riss sie die Augen auf. »Wie haben Sie …«
    Â»Ich habe einen Blick auf seinen Schreibtisch geworfen, als wir
hereingekommen sind. Die Macht der Gewohnheit. Ist das nicht interessant?«
    Â»Die mutmaßliche Verbindung zwischen Dr. Fabian und der Bastion
Society? Das ist sehr interessant. Glauben Sie, Sir Charles hat Beweise dafür
gefunden?«
    Newbury nickte. »Darauf gehe ich jede Wette ein.« Er deutete auf den
Aktenstapel. »Ich nehme an, sie alle gehören dieser illustren Gesellschaft an.
Er sucht nach Verbindungen, nach einem Zugang.
Manchmal gibt es nichts Besseres als die gute, alte Polizeiarbeit.«
    Veronica kam um den Schreibtisch herum und setzte sich Newbury
gegenüber auf den freien Stuhl. »Das bedeutet wohl, dass wir dem Grayling
Institute einen Besuch abstatten werden, oder?« Sie wusste nicht recht, was sie
davon halten sollte.
    Newbury dachte nach. »Wir wollen erst einmal abwarten, was Charles
zu alledem zu sagen hat.« Als draußen auf dem Flur Schritte ertönten, drehte er
sich um. »Da kommt er. Sie können ihn gleich selbst fragen.«
    Wie aufs Stichwort stürmte Bainbridge in den Raum, ein wahrer
Wirbelwind von empörtem Brummen, Seufzen und gestikulierenden Armen. Als er sie
in seinem Büro sitzen sah, zielte er mit dem Gehstock auf Newbury. »Ah, das ist
gut. Sie sind da. Es gibt viel zu besprechen.« Er blickte auf seinen Stuhl und
die aufgetürmten Akten, dann zu Newbury und Veronica und zuckte enttäuscht mit
den Schultern, da es für ihn offenbar keinen Sitzplatz mehr gab. Schließlich
stemmte er den Gehstock fest auf den Boden und lehnte sich schwer darauf. Allmählich
kam er wieder zu Atem.
    Â»Meinen Sie damit Fabian und die Bastion Society?«, fragte Newbury
mit einem verschlagenen Unterton.
    Â»Woher zum Teufel wissen Sie das?«
Bainbridges Schnurrbart zuckte vor Frustration. »Sagen Sie mir nicht, ich habe
die ganze Nacht damit verbracht, etwas herauszufinden, das Sie längst wissen.«
    Veronica stand auf. »Lassen Sie sich nicht von ihm aufs Glatteis
führen, Sir Charles. Wir haben einfach nur die Notiz auf Ihrem Schreibtisch
bemerkt. Wo ist die Verbindung? Gehört Dr. Fabian tatsächlich der Bastion
Society an?«
    Bainbridge schüttelte den Kopf. »Früher gehörte er dazu. Man
munkelt, es habe einen Streit gegeben. Besonders Graves war daran beteiligt.
Irgendeine Meinungsverschiedenheit. Ich frage mich, ob uns das einen Zugang eröffnet.«
    Â»Gute Arbeit, Charles! Nach so etwas haben wir gesucht. Ich bin
sicher, dass Fabian etwas Licht auf Graves und die Aktivitäten seiner
Gesellschaft werfen kann.«
    Bainbridge schnaufte immer noch angestrengt. »Das ist noch nicht
alles. Gestern Abend gab es einen weiteren Raub.« Er blickte von einem

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