Immorality Engine
mechanischen
Gegner ein. Er machte einen kleinen Schritt darauf zu, und sofort schwoll das
Kreischen der rotierenden Klingen an.
»Maurice, seien Sie kein Narr. Eine falsche Bewegung, und es
zerfetzt sie in tausend Stücke«, warnte sie.
Newbury sah sich über die Schulter
nach ihr um. »Wenn wir nicht bald herauskommen, sind wir sowieso tot.
Daher ist es egal, ob wir bei dem Versuch sterben, uns zu befreien.«
Darauf wusste Veronica keine Antwort. Natürlich hatte er recht, aber
sie konnte kaum billigen, dass er auf diese tollkühne Weise sein Leben aufs
Spiel setzte. Offensichtlich spielte er ernstlich mit dem Gedanken, das Ding in
einem Ringkampf zu bezwingen.
Newbury fasste unterdessen ihr Schweigen als Zustimmung auf. »Halten Sie einen Ihrer Dietriche bereit«, sagte er. »Wenn ich es sage, stecken Sie
ihn in den Spalt hinter den drei roten Lichtern, die meiner Ansicht nach
die Augen sind.«
»Ihrer Ansicht nach? Und wenn es einfach nur Lichter sind?«
Newbury wirkte etwas gereizt. Er antwortete ihr jedoch nicht,
sondern fuhr fort. »Sobald der Stift in dem Spalt steckt, stochern Sie herum
und beschädigen den Mechanismus. Ich will die Maschine verwirren und dafür
sorgen, dass sie uns nicht mehr sehen kann.«
Veronica seufzte. Sie schob einen Dietrich hinter den Gürtel und
hielt den zweiten in der Faust wie einen Dolch.
Newbury lächelte. »Wir müssen aus dieser Zelle fliehen, Miss
Hobbes.« Er sprang vor und überraschte selbst sie mit seiner abrupten Bewegung.
Mit einem Sprung war er an der Tür, pflückte die Spinnenmaschine an den Beinen
von der Wand, hielt sie auf Armeslänge vor sich und grunzte vor Anstrengung,
als sie sich sträubte. Die Spinne bockte und wand sich, die Klingen kreischten
und heulten, während sie sich Newburys hartem Griff zu entziehen suchte.
Eins der Beine kam schlieÃlich frei und stach Newbury in die Hand.
Er schrie auf, als sich das Metall in die Haut bohrte, hielt jedoch die Spinne
mit grimmig verzerrtem Gesicht fest. »Jetzt, Veronica!«, rief er.
Sie eilte herbei und hob den Dietrich. Die Spinne wand sich und
zuckte heftig in Newburys Griff. »Schnell, Veronica«, drängte er. Sie machte
die kleine Gruppe roter Lichter ausfindig, die weniger als zwei Fingerbreit von
den tödlichen Klingen entfernt waren. Wenn Newbury die Maschine nicht ruhig
hielt, lief sie Gefahr, eine Hand zu verlieren.
»Veronica!«
Also gut. Sie stach mit dem Dietrich zu, zerstörte das erste
gläserne Auge und rammte den Metallstab tief in das Innere des mechanischen
Monsters. Dann stocherte sie einige Male herum. Drinnen knackten und brachen
die winzigen Zahnräder.
»Gut!«, sagte Newbury. »Gut!«
Sie zog den Dietrich heraus und
wiederholte den Vorgang bei dem zweiten Auge. Auch dort zerstörte sie
wieder einige empfindliche innere Systeme der Maschine. Der Apparat bockte
heftig in Newburys Händen, reagierte aber überhaupt nicht auf Veronica. Aus
einer Reihe böser Schnitte, die ihm das freie Bein zugefügt hatte, lief das
Blut am Arm des Agenten hinunter.
»Gut, jetzt ziehen Sie sich zurück.« Veronica gehorchte sofort und
wich in der Zelle aus, bis sie mit dem Rücken zur Wand stand.
Newbury hielt unterdessen die blinde Maschine auf Armeslänge vor
sich und näherte sich der Tür.
Oh, raffiniert, dachte Veronica, als er
die kreisenden Klingen direkt über dem Schloss auf die Tür richtete. Ohne zu
bemerken, was sie wirklich tat, folgte die Spinne den Instinkten, die ihrem mechanischen
Gehirn vorgegeben waren, und fraà sich mit den Sägeblättern durch die Tür.
Newbury hielt den Apparat weiter fest und presste ihn gegen das
Holz, um ein Loch zu bohren. Kreischend trafen die Klingen auf die Metallteile,
fraÃen sich jedoch glatt durch die Tür, stanzten
ein Loch hinein und entfernten dabei auch das gesamte Schloss.
Sekunden später fiel die Holzscheibe mit einem lauten Knall auf den
Boden. Newbury packte die Spinne mit aller Kraft und schleuderte sie gegen die
Rückwand der Zelle. Laut knirschend prallte sie auf den Stein und fiel zu
Boden. Drei Beine hingen nutzlos an der Seite. Das Ungeheuer huschte fort und
suchte offenbar Deckung, prallte gegen die Wand und verschwand schlieÃlich in
einer dunklen Ecke der Zelle.
Veronica starrte Newbury staunend an. Selbst jetzt besaà er noch die
Fähigkeit, sie zu verblüffen.
»Kommen Sie,
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