Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Immorality Engine

Immorality Engine

Titel: Immorality Engine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
Vom Netzwerk:
wollten die Kolben und pneumatischen
Gelenke, die dem Gestell seine Kraft verliehen, nicht recht passen. Veronica
entdeckte bald die Stelle, wo ein Mann in die Maschine klettern und die Arme
und Beine in Klammern schieben konnte, um das Exoskelett mit den eigenen
Bewegungen zu steuern. Anscheinend konnte man eine große Stahlhaube, die
entfernt an den Helm einer Ritterrüstung erinnerte, absenken, um den Kopf des
Bedieners zu schützen. Das Ding wog sicherlich ein paar Tonnen, aber wer darin
steckte, konnte über ungeheure Kräfte verfügen.
    Offensichtlich stand der Angriff der Bastion Society unmittelbar
bevor. Veronica staunte über all die Maschinen, die sie hier in den Katakomben
unter der Stadt verborgen hatten, um ihre Geheimarmee auf den Krieg
vorzubereiten. So wollten sie also den Palast erstürmen: mit glänzenden
mechanischen Streitrössern und blitzenden Waffen.
    Sie hielten sich wohl wirklich für moderne Ritter und wollten für
ihre religiösen Überzeugungen kämpfen, um die Nation zu retten. Es war der
reine Wahnsinn, aber völlig real. Der Angriff auf den Palast würde tatsächlich
bald stattfinden. Bis jetzt war es eine nebulöse, surreale Drohung gewesen, die
mit den dringenderen Angelegenheiten nichts zu tun gehabt hatte. Nun, da
Veronica die Kriegsmaschinen betrachtete, die aufgereiht für die Schlacht
bereitstanden, erkannte sie, wie groß die Gefahr wirklich war.
    In gewisser Weise bewunderte sie sogar den Mut dieser Leute. Mit den
Methoden stimmte sie keineswegs überein – natürlich nicht –, aber
wenigstens unternahmen sie etwas. Sie waren nicht so apathisch wie die übrige
Bevölkerung, die müßig herumsaß, während ringsherum alles ins Chaos stürzte.
Sie wollten für ihren Glauben eintreten, auch wenn es letzten Endes ein
Irrglaube war.
    Veronica konnte Newburys Miene entnehmen, dass dessen Gedanken sich
in eine ganz ähnliche Richtung bewegten. Doch das änderte nichts. Wir müssen sie aufhalten, hauchte er.
    Veronica schüttelte den Kopf. »Wir müssen fliehen und den Palast
warnen.« Zu zweit gegen eine kleine Armee – das konnten sie nicht
schaffen. Sie würden schließlich doch wieder nur gefangen genommen oder etwas
noch Schlimmeres erleiden. Wahrscheinlich hatten die Wächter inzwischen
bemerkt, dass sie aus der Zelle geflohen waren, und suchten schon nach ihnen.
    Sie betrachtete die Waffenfabrik. Es wäre sinnlos, an dieser Stelle
einen zweiten Ausgang zu suchen. Selbst wenn es einen gab, sie kämen niemals unbemerkt an den vielen Menschen vorbei, die sich
dort tummelten. Sie deutete zur Kreuzung zurück. »Ob wir mit dem dritten Gang
mehr Glück haben?«
    Zu ihrer Erleichterung stellte Veronica fest, dass der Gang eine
Kurve beschrieb und kurz danach wieder langsam zur Erdoberfläche aufstieg. Sie hatte völlig die Orientierung verloren, nachdem sie
durch so viele Tunnel geirrt waren, hatte aber das Gefühl, dass sie jetzt
parallel zu dem Gang, in dem sich ihre Zelle befand, aufwärts liefen.
    Unterwegs erkannten sie bald, dass die älteren Tunnel zu einem
Mausoleum gehörten. Die Wände wurden von makabren Grüften unterbrochen, in
denen uralte Gebeine lagen. Einige Nischen bargen kostbare Särge, die aus glitzernden Marmorblöcken gefertigt waren.
Andere hatten Holzsärge enthalten, die im Laufe der Zeit zerfallen waren. Jetzt
lagen nur noch staubige Skelette herum.
    Veronica bemerkte eine Nische, die ganz und gar mit menschlichen
Skeletten gefüllt war. Sie waren hoch aufgestapelt und bildeten eine ganze Wand
von Totenköpfen, die sie mit leeren Augenhöhlen anstarrten. Die junge Frau
schauderte, weil ihr plötzlich sehr kalt wurde, und sie wusste nicht, ob es die
Außentemperatur oder die Erkenntnis war, wie viele Menschen gestorben waren, um
die Nische zu füllen. Sie fragte sich, ob dies schon zur Zeit der Pest
geschehen war.
    In London gab es noch weitere
Massengräber jüngeren Datums, über die man in den kommenden Jahrhunderten
stolpern würde – die Opfer der Wiedergängerseuche lagen darin, die sich in
fleischfressende Ungeheuer verwandelt hatten und von den Soldaten
zusammengetrieben und vernichtet worden waren. Viele Leichen hatte man mit
Seuchenschiffen auf See gebracht und haufenweise über die Reling geworfen,
andere hatte man in riesige Massengräber gelegt, die ein Heer von

Weitere Kostenlose Bücher