Immortal 3 - Schwarze Glut
es sah. Und Christine besaß es – in Hülle und Fülle. Ihre Arbeiten waren absolut magisch. Sie gab ihre ganze Seele und ihr Sein in ihre Kunst. Ihr Stil war fließend, sinnlich, sehnsüchtig. Bei dem Anblick krampfte sich Kalens Magen zusammen, und das Herz wurde ihm schwer.
Er betrachtete eine Arbeit, die schlicht »Hoffnung« hieß. Es handelte sich um sanft gerundete Formen in Gold und Rosa, und je länger Kalen sie ansah, umso weniger abstrakt wirkten sie. Ja, beim Hinsehen verschmolzen die Linien nach und nach zu dem Gesicht eines menschlichen Säuglings.
Außergewöhnlich. Er legte das Blatt auf Christines zerknautschtes Kissen. Das nächste Bild hieß »Frieden« und war eine Aneinanderreihung von zarten Pinselstrichen, die das Gesicht eines alten Mannes bildeten. Es folgte »Freude« – ein spielendes Kind an einem Sandstrand. Friede, Hoffnung, Freude … wo war Liebe? Er sah die Reiter durch, fand aber keinen solchen Titel.
Sorgsam steckte er Christines Arbeiten wieder in die Mappe zurück. Nach Edinburgh war es nur ein kurzer Sprung. Dort gab er die Bilder in Fionas fähige Hände, ehe er sich direkt in den westlichen Innenhof der Burg begab, wo er hoffte, Christine in seinem Atelier anzutreffen. Er würde sie gern inmitten der Leinwände und Farbtöpfe lieben. Einen halben Tag war er fort gewesen, und sein Verlangen nach ihr nahm bereits schmerzhafte Züge an. Er wollte sie unter sich, wollte sich in ihrem einladenden Schoß verlieren. Und er musste fühlen, wie ihre Magie in seine Seele floss, auf dass sie das nächste Mal wieder heraustrat, sobald sein Pinsel die Leinwand berührte.
Er konzentrierte sich auf seine Sinne und konnte problemlos den Puls ihrer Lebensessenz ausmachen, kühl und flüssig wie das Meer. Erst als er darauf zugehen wollte, wurde ihm bewusst, dass Christine nicht in seinem Atelier war. Er stutzte. Ihre Essenz vibrierte in den Steinen unter seinen Füßen. Sie musste die alten Kerker entdeckt haben, in denen er sein Büro eingerichtet hatte. Und sie war nicht allein. Er konnte eine andere Essenz fühlen, die sich mit ihrer vermischte.
Zum Hades! Mac war bei ihr.
Kapitel 15
K alen begab sich geradewegs hinunter in die Kerkergänge, wo er sich in dem engen Korridor nahe seinem Büro materialisierte. Mehrere Sekunden lang stand er da und starrte auf das Licht, das durch die offene Tür herausfiel. Die Musik, die aus dem Raum drang, war laut genug, um ein menschliches Trommelfell zum Platzen zu bringen.
Schließlich machte er ein paar Schritte vor, blieb an der Schwelle stehen und sah in den Raum.
Mac tanzte mit Christine. Tanzte? Es sah eher wie Sex in voller Bekleidung aus. Kalen war vorübergehend seines Sprachvermögens beraubt. Verfluchter Mac! Er baggerte einfach alles an, was menschlich und weiblich war, weil er von dieser Spezies vollkommen besessen war. Aber Christine? Kalen hätte nicht gedacht, dass sie so leicht zu erobern wäre.
Die beiden sahen sich an. Ihre Körper, nur Millimeter voneinander entfernt, bewegten sich in einem geschmeidigen synchronen Rhythmus, und ihrer beider Magien umflossen sie in einer Aura aus Smaragdgrün und Blau. In seinem grünen Shirt und der weiten Jeans sah Mac jung und menschlich aus; Christine indessen, in ihrer absurden Verkleidung bestehend aus einem weißen Hemd und viel zu großer Kniebundhose, bot einen unglaublichen sinnlichen Anblick. Macs Hände waren auf ihren Hüften und führten sie in einem wiegenden Tanz, der Kalen an Mord denken ließe, wäre ein solcher überhaupt möglich. Christine neigte den Kopf nach hinten, blickte Mac in die Augen und lachte verzückt.
Bei Kalen hatte sie noch nie so gelacht!
Wut explodierte in seinem Schädel, und Funken irrationaler, eifersüchtiger Rage entflammten jede Faser seines Seins. Mac und Christine tanzten weiter, vollkommen ahnungslos, was wenige Meter entfernt von ihnen vor sich ging. Macs Hände wanderten von Christines Hüften zu ihrem Po. Er presste sie an seine Lenden, und Christine streckte die Arme über den Kopf. Ihre Bewegungen waren ebenso fließend wie die Klänge aus den Boxen.
Mac spielte natürlich Manannán. Was auch sonst?
Zum Hades mit ihm! Er und Christine waren gut zusammen. Andererseits war das anzunehmen gewesen. Sie beide teilten das Talent für Wassermagie. Sogar ihre Körper glichen sich, waren sie doch beide schlank und geschmeidig. Aber Macs Hände auf Christine? Das war inakzeptabel!
Kalens Wut steigerte sich, schwoll an …
Detonierte. Er
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