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Immortal 3 - Schwarze Glut

Immortal 3 - Schwarze Glut

Titel: Immortal 3 - Schwarze Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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sie eine Hand an seine Wange. Er nahm sie, küsste sie und sah ihr in die Augen. Christine bemühte sich um einen möglichst neutralen Gesichtsausdruck. 325
    Und falls Kalen in ihrem Blick irgendeinen Hinweis erkannte, ließ er es sich nicht anmerken.
    »Ich warte«, sagte er leise.
    Sie ging und drehte sich nicht noch einmal um, obwohl sie es schrecklich gern wollte. Mit den Tränen kämpfend, betrat sie die Damentoilette. Wie sie gehofft hatte, war niemand hier. Hastig eilte sie zum nächsten Waschbecken und drehte den Wasserhahn auf.
    Fließendes Wasser zu hören und zu sehen beruhigte sie. Sie hielt die Hand unter den klaren Strahl und konzentrierte sich auf ihre Magie. Sofort verband sich die Gischthalskette von Kalen mit dem Wasserstrahl und jagte ihr funkelnde Magiewellen über die Haut. Christine beschwor einen Blendzauber herauf, hüllte sich darin ein und formte ihn zu dem gewünschten Bild: männlich, mittleren Alters mit einer fülligen Taille und einer kahlen Stelle auf dem Kopf, die nur dürftig von fettigen Strähnen verdeckt wurde. Ihre Tarnung trug einen langen Regenmantel über einem maßgeschneiderten Smokingjackett und einem Kilt. Unter dem einen Arm klemmte ein Regenschirm. Als sie sicher war, dass der Blendzauber hielt, verließ sie die Damentoilette wieder. Die Herrentoilette war gleich nebenan; beide Türen konnte Kalen von dort, wo er stand, nicht sehen. Und falls er sie ansah, wenn sie aus dem kleinen Flur trat, konnte sie bloß hoffen, dass er ihre Tarnung nicht durchschaute. Sie schritt durch das Foyer zu den Eingangstüren, wobei sie Kalens Nähe sehr deutlich spürte.
    »Tut mir unsagbar leid«, sagte sie zu Fiona, die gerade die letzten Gäste begrüßte. »Ich habe gerade eine dringende Nachricht erhalten und kann bedauerlicherweise nicht bleiben.«
    »Ein Jammer«, murmelte Fiona, sah Christine genauer an und runzelte die Stirn. »Mr. …«
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    »Weatherby«, half Christine ihr, »Timothy Weatherby. Einen schönen Abend noch.« Mit diesen Worten eilte sie zur Tür hinaus auf die Straße.
    Sie hatte es geschafft! Erleichtert aufatmend, lief sie die Straße hinunter. Es regnete immer noch in Strömen, und der aufgeklappte Regenschirm nützte ihr nichts – wie sollte er auch? Schließlich war er eine Illusion, ebenso wie ihr Regenmantel. Binnen Minuten war sie bis auf die Haut durchnässt und kalt.
    Es hätte ihr nichts ausgemacht, wäre es gewöhnlicher Regen. Aber das war er nicht. Dieser Regen war fi nster und tödlich. Der ölige Niederschlag, der aus einem bleigrauen Himmel fi el, hinterließ Schmierstreifen auf ihrer Haut, die wie Blutspuren aussahen und nach Tod rochen. Christine ignorierte ihren Ekel und lief weiter, wobei ihre hohen Absätze in dem Schlamm auf dem Gehweg rutschten. Sie musste langsamer gehen und sich zum Schutz näher an die Gebäude drücken.
    Sie überquerte eine Straße und sah eine Ecke weiter ein Pub. Es schien geöffnet zu haben. Von dort könnte sie Amber anrufen, sich anschließend den Weg zum Bahnhof beschreiben lassen und zum nächsten Flughafen fahren. Sie war so in ihre Pläne vertieft, dass sie das Zischen gar nicht bemerkte, bis sie fast an der Seitengasse war, aus der es drang. Eine Wolke ätzenden Qualms waberte aus der Gasse, der tentakelgleich um ihre Knöchel wirbelte. Erschrocken wich Christine in einen Hauseingang zurück. Ihr Herz pochte wie wild.
    Nun näherten sich schlurfende Schritte. Krallen kratzten auf den Steinen wie Fingernägel auf einer Tafel. Kurz darauf schossen ein Dutzend Schattenfi guren aus der Gasse, begleitet von einem entsetzlichen Kloakegestank. Dunkelfeen! Etwas anderes konnten die fauligen Monster nicht sein. Sie waren 327
    sogar noch ekliger, als Christine sie sich vorgestellt hatte. Ihre Gestalten waren entfernt menschenähnlich, die Haut leichenbläulich und ihre Gliedmaßen seltsam verrenkt. Sie sahen aus wie ein lebendig gewordener Alptraum. Ihre massigen ovalen Köpfe saßen auf plumpen Rümpfen, und durchsichtige Fledermausfl ügel entfalteten sich aus den buckligen Schultern. Die größte der Kreaturen, offenbar ihre Anführerin, verständigte sich mit den anderen mittels Grunz-und Pfeifl auten sowie Gesten. Sie führte die Horde in die Richtung, aus der Christine gerade kam.
    Direkt vor dem deLinea blieben sie stehen. Sie schienen auf etwas zu warten, während sie ihre Nacken verrenkten, um nach oben zu blicken.
    Christine schlich aus dem Hauseingang und sah ebenfalls nach oben.
    Der Himmel wirkte

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