Immortal. Dunkle Leidenschaft
lachte, kam ihre Blumenkrone gefährlich ins Schwanken. »Du wirst schon noch Gott und Göttin mit ihm spielen dürfen.«
Diese Bemerkung steigerte Ambers Nervosität. Als Valerian und Sabina auf die hintere Veranda kamen, ließ sie alles stehen und liegen und lief zu ihnen. »Habt ihr ihn gefunden?«
Valerian schüttelte den Kopf. »Ich flog über die ganze verdammte Stadt und konnte ihn nirgends sehen.«
»Keine Fährte von ihm«, ergänzte Sabina.
»Ich find’s immer wieder beängstigend, wenn du das sagst«, raunte Valerian ihr zu.
»Ich bin ein Wolf , Stinkidrache!«
Valerian legte eine Hand auf ihren Rücken. »Soll ich weitersuchen?«, fragte er Amber.
»Nein, wir sollten lieber ohne ihn anfangen«, antwortete Amber resigniert. »Wichtig ist vor allem, dass wir die Unsterblichen herbeirufen – obwohl ich stark bezweifle, dass sie mir ohne Adrian zuhören.«
»Tja«, begann Sabina weise, »wenn der Ruf alle Unsterblichen herzitiert, wird er uns auch Adrian bringen.«
»Das müssen wir abwarten. Valerian, kannst du als Hohepriester einspringen?«
Der riesige Mann wirkte schlagartig wie ein verängstigter Junge. »Und was soll ich machen?«
»Du stehst mit mir am Altar und liest einen Spruch vor. Keine Sorge, es ist alles aufgeschrieben. Danach überreichst du mir ein Schwert und setzt mir den Blumenkranz auf. Das ist alles.«
»Ich dachte, bei diesem Beltane-Hexenkram geht es hauptsächlich um Sex«, sagte er misstrauisch.
»Muss es nicht«, beruhigte ihn Amber. »Du bist ein starkes lebensmagisches Wesen. Deine Magie wird helfen, dem Zirkel ausreichend Energie zu geben. Es gibt keinen besseren Kandidaten als dich.«
»Ach, was soll’s?«, murmelte Valerian achselzuckend. »Solange ich nicht zum Sexobjekt gemacht werde.«
»Jetzt sei nicht so enttäuscht!«, fauchte Sabina ihn an.
Er grinste. »Okay, vielleicht werde ich ja später noch eins.«
Amber eilte zurück, denn für das amüsante Geplänkel ihrer Freunde fehlte ihr die Zeit. Sie ging zum Zirkel zurück, wo die Hexen ihre Plätze einnahmen, und erzählte ihnen von der Planänderung.
Kurz bevor sie den Zirkel schlossen, verteilte Amber die Kristalle für die Energien, die der Lichtzirkel ihnen schickte, um die Steine in der Mitte. Valerian kam zu ihr, der sich sichtlich unwohl und deplaziert fühlte. Im Kreis begann die Magie bereits, sich aufzubauen, und Amber fühlte deutlich die Lebensenergie Valerians, die ihn wie eine mächtige Essenz ausfüllte und seinen gewaltigen Körper gleichsam in strahlend weißes Licht hüllte.
Amber führte ihn vor den Altar und drückte ihm ein Blatt Papier in die Hand. Er sah auf den Text und biss sich ängstlich auf die Unterlippe. »Ich kann nicht so gut laut vorlesen.«
»Du schaffst das schon!«, ermutigte Amber ihn und wandte sich ab.
Die anderen Hexen standen mit gefalteten Händen bereit und warteten schweigend ab, dass Amber anfing. Auch die Umstehenden wurden ganz still und beobachteten alles. Sabina hockte im Schneidersitz im Gras und grinste Valerian an. Kelly, die heute Morgen aus Los Angeles gekommen war, saß ein Stück hinter Sabina auf einem Gartenstuhl. Bei ihrer Ankunft hatte sie verkündet: »Süße, das will ich um nichts in der Welt versäumen! Mein Regisseur wird damit leben müssen.«
Septimus war nirgends zu entdecken, doch das wunderte Amber nicht. Beltane war ein Fest des Lebens, eine Stärkung der Lebensmagie, die ein ganzes Jahr anhalten sollte. Da wäre ein todesmagisches Wesen kaum willkommen, auch wenn es imstande war, sich dieser gebündelten Magie zu nähern.
Als alles vollkommen still war, nahm Amber ihren Zauberstab auf und schritt den Kreis noch einmal ab, um die Energie heraufzubeschwören, die von über ihren Köpfen bis hinunter zur Erde reichte. Ein blauer Lichtstrahl floss aus der Spitze ihres Stabs, brachte den Kreis zum Leuchten und stieg über sie, wo die schimmernde Lichtwand sich zu einer Kuppel schloss. Die nichtmagischen Menschen außerhalb des Kreises würden das Licht nicht sehen, die Hexen, Sabina und Valerian dagegen schon.
Sie schritt gerade zur Nordseite hinter den Altar, wo sie den Kreis schließen wollte, als sie auf- und direkt in Adrians Gesicht sah, der ruhig dort stand, wo Valerian eben noch gewesen war – auf der Altarseite des Gottes.
Amber erschrak und blickte kurz zu Sabina hinüber. Valerian hockte grinsend neben ihr, den Arm um sie gelegt, und winkte Amber zu.
Adrian betrachtete sie mit einer Gelassenheit, als wäre er den
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