Immortal. Dunkle Leidenschaft
ganzen Tag schon hier. Er trug ein mittelalterliches Gewand, einen Wappenrock, Stiefel und einen dunklen Umhang, der mit einer Goldbrosche in Form einer keltischer Harfe an seiner Schulter befestigt war. Seine ägyptische Herkunft würdigte er in Form von goldenen Schlangenarmbändern an seinen Unterarmen. Ferrin ruhte als Schwert in seinen Händen, die in Handschuhen steckten. Die Schwertspitze berührte die Erde zwischen Adrians Füßen. Er hatte sein Haar hinten im Nacken gebunden, und seine dunklen Augen waren unergründlicher denn je.
Es blieb keine Zeit, dass Amber ihm die Leviten lesen oder ihn fragen könnte, wo in aller Welt er gesteckt hatte. Stattdessen seufzte sie erleichtert auf und nahm ihren Platz neben ihm ein. Sie würde ihn sich später vorknöpfen.
In der tiefen Stille hörte Amber deutlich das Summen der Magie im Zirkel. Der Hohepriester sollte als Erster sprechen, und so begann Adrian seinen Vortrag mit lauter klarer Stimme. Doch er hatte den Text nicht, den Amber Valerian gegeben hatte, und die Worte, die er sprach, waren zwar ähnlich, aber nicht die, die sie aufgeschrieben hatte. Als hätte er dieses Ritual schon ausgeführt – in einer anderen Zeit und an einem anderen Ort.
»Wir grüßen die Göttin und heißen sie auf Erden willkommen«, sagte er in seiner dröhnenden Baritonstimme. »Mit ihr kehren Leben, neue Hoffnung, Liebe und Wohlergehen auf die Erde zurück. Heil dir, Göttin, Schöpferin des Lebens!«
Die anderen im Zirkel legten sich eine Hand auf die Brust und schickten Amber, die nun die Göttin auf Erden repräsentierte, Kusshände zu. Während sie es taten, spürte Amber eine schattenhafte Präsenz hinter sich, die der ähnelte, die sie in der Eishöhle gefühlt hatte, bevor Isis erschienen war. Sie konnte sich nicht nach ihr umdrehen, aber als Adrian sich ihr gegenüberstellte, nickte er kaum merklich jemandem hinter ihr zu.
Dann sank er auf ein Knie hinunter und hob mit beiden Händen sein Schwert an. »Mein Streben und meine Macht gelten euch, Mylady, wie auch meine Liebe euch allein, der Schöpferin des Lebens, gehört.« Er legte Amber das Schwert zu Füßen, bevor er sanft eine Hand auf ihren Bauch drückte und sich vorbeugte, um ihn zu küssen.
Seine Lippen brannten durch die Seide ihres Kleides, was sie daran erinnerte, wie wenig sie darunter trug. Seine Berührung ließ sie seine uralte unvorstellbare Macht fühlen, als könnte er tatsächlich die Fruchtbarkeit der Erde und aller Menschen auf ihr erwecken.
Seine Hände schmiegten sich an ihre Hüften, während er zu ihr aufblickte. Aus seinem Blick sprach eine Kraft, die Amber nicht kannte. Lange Zeit sah sie ihn stumm an, die Hände geballt, um sich davon abzuhalten, ihn zu berühren. Zugleich war ihr, als würde sein Körper in etwas noch weit Älteres übergehen, in jenen prähistorischen Gott, der sich für primitive Bauern in ein göttliches Wesen wandelte, das sein Weib, die Göttin der Erde, liebte und ehrte.
Eine solch starke Manifestation der Gottheiten in einem Ritual hatte Amber noch nie erlebt. Adrian sah sie mit den Augen des göttlichen Wesens an, während Isis von hinten ihre durchsichtigen Finger auf ihre Schulter legte und ihre Magie in sie hineinfließen ließ. »Liebe meinen Sohn«, flüsterte sie, »wie ich meinen Gemahl liebte!«
Amber war außerstande zu antworten. Ihre Liebe zu Adrian erfüllte sie ebenso stark wie die Trauer um Susan, und sie spürte, dass Isis mit ihr trauerte.
Sie war eine gute Frau , sagte die Göttin zu ihr. Sie war dir treu und liebte dich von Herzen.
Tränen stiegen Amber in die Augen, und dieselben Tränen erkannte sie auch in Adrians. Sie beugte sich hinunter und küsste ihn auf die Stirn.
Nun stand Adrian wieder auf, blieb aber vor Amber stehen und hielt sie weiterhin fest.
»Göttin, du bist mein! «, verkündete er mit einer Stimme, in der die Gottesmacht aus Jahrhunderten widerhallte, zog Amber zu sich und küsste sie leidenschaftlich.
Bei dem Kuss geriet Amber geradewegs in einen Rausch von Energie. Sie hielt ihn, erwiderte seinen Kuss, und währenddessen verschwanden der Zirkel, die laue Nacht, die Feuer, die leuchtenden Papierlaternen, Valerian, Sabina und Kelly.
Kapitel 21
A mber fand sich neben Adrian auf einer grünen Wiese liegend wieder. Über ihnen bewegten sich Baumkronen im sanften Wind, und von den Ästen hingen dieselben bunten Bänder, mit denen sie vor einigen Stunden die Bäume in ihrem Garten geschmückt hatte. Die Bäume sahen gleich
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