Immortal. Dunkle Leidenschaft
Adrian.
Valerian riss seine blauen Augen auf. »Wurde sie gebissen?«
Adrian schüttelte den Kopf. »Messerstich von einer Blutsklavin.«
»Puhh! Das ist unschön, aber es hätte schlimmer enden können.«
Da stimmte Adrian ihm zu. Er erzählte kurz von der Attacke, während er vorsichtig die Wunde freilegte. Ambers Kopf lehnte an seiner Schulter, und ihr seidiges Haar kitzelte seine Nase, als er sich über sie beugte. Nicht einmal die überstürzte Flucht aus ihrem Haus und der Kampf gegen die Vampire hatten ihrem königlichen Duft etwas anhaben können.
Die Schulterwunde sah nicht allzu übel aus, aber Amber war menschlich und sterblich, und da konnten solche Sachen eitern. Er angelte ihre Kristalldose aus ihrem Rucksack und nahm ein paar Amethyste heraus, deren Kerne noch dunkelviolett glühten. Dann umfasste er die Steine mit seiner linken Hand, steigerte ihre Heilkräfte und verlagerte sie schließlich in seine Rechte, die er zu einer Faust schloss und auf den Schnitt legte.
Amber sah währenddessen zu Valerian. »Was ist er?«, flüsterte sie.
»Ein Freund. Gestaltwandler.«
»Kein Werwolf«, stellte sie im Brustton der Überzeugung fest.
Sie hatte recht: Valerian roch weder wie ein Werwolf, noch strahlte er dessen Schwingungen aus. »Nein.«
Amber wartete darauf, dass er ihr verriet, was Valerian war, aber Adrian zog es vor, die Augen zu schließen und sich auf die Kristalle zu konzentrieren, während Valerian schweigend weiterfuhr. Früher oder später würde sie ohnehin herausfinden, was er war, also bestand kein Grund, sie jetzt schon zu ängstigen.
Ihre Schulterwunde begann, sich unter Adrians Faust zu schließen. Die heilende Magie der Steine reinigte sie und sorgte dafür, dass die Haut von innen nach außen zusammenwuchs, bis nur noch eine schmale rote Linie andeutete, wo der Schnitt gewesen war. Amber öffnete verschlafen die Augen und rieb sich die Schulter, als würde sie jucken.
Adrian schob ihre Hand weg, strich beruhigend mit seiner darüber und küsste sie auf die Wange. »Schlaf jetzt. Alles ist gut.«
Sie sah ihn weiterhin an, gehorchte einfach nicht, ganz gleich, wie sehr er ihre Gedanken streichelte. Sie konnte seiner gedanklichen Berührung mit einer Beharrlichkeit widerstehen, wie er sie bei keiner Sterblichen – und keinem Sterblichen – bisher erlebt hatte. Wahrscheinlich merkte sie nicht einmal, dass sie es tat. Schließlich aber lehnte sie den Kopf schwer an seine Schulter und schloss die Augen. Aber sie tat es, weil sie es wollte.
Er blickte zu dem sonnenklaren Himmel hinter den getönten Scheiben auf. Natürlich verstand er, dass Amber sich fragte, wer oder was Valerian sein mochte. Der Mann war gebaut wie ein Ringer mit dichtem blondem Haar, das er grundsätzlich bändigte, indem er es zu einem Zopf flocht, und seine Augen waren so blau, dass sie wie Ausschnitte des sonnigen südlichen Mittagshimmels wirkten. Zudem waren sie größer als normale menschliche Augen, und die Iris war ein bisschen weiter. Wenn man hineinsah, erblickte man folglich nichts als Farbe.
Adrian wurde von einem recht jovialen Priester geweiht, der kein Problem damit hatte, von Isis zum Geliebten gemacht zu werden, ohne die Göttin zu erkennen. Valerians Tarnung hingegen war kaum geeignet, um menschliche Augen zu täuschen. Selbst Werwölfe und Vampire waren menschlicher als Valerian.
Wieder sah er in den Rückspiegel. »Septimus suchte letzte Nacht nach dir«, sagte er. Der von ihm erwähnte Vampir besaß mehrere sehr noble und sehr exklusive Clubs in Los Angeles. »Er sagte allerdings nicht, warum.«
»Kann ich mir denken.«
»Er bat mich, ihn anzurufen, sobald du dich meldest, aber ich ging davon aus, dass du dich lieber bei ihm melden möchtest, wenn es dir passt.«
»Danke.«
Valerian mochte seine eigenen Pläne haben, seine eigenen Ziele verfolgen, aber er würde Adrian nie an einen Vampir verraten. Und falls Adrian vorhatte, sich Septimus, der seinen Teil der Stadt kontrollierte, anzuvertrauen, war das seine Sache, dachte Valerian.
»Hier ist irgendetwas Schräges im Gange«, fuhr Valerian fort. »Ich kann nicht einmal sagen, was es ist, aber irgendetwas Abgedrehtes ist hier los.«
Adrian strich mit der Hand über Ambers Haar. »Ich weiß. Schräges läuft schon die ganze Nacht.«
»Ich bringe euch nach Hause«, versprach Valerian, der gerade einen langsameren Wagen überholte. »Und dann sehen wir mal, was wir machen können.«
Nach den Ereignissen in Seattle vermutete Adrian,
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