Immortal. Dunkle Leidenschaft
sollte er noch hier sein, wenn die Sonne aufging, war das sein sicherer Tod.
»Was macht er da?«, fragte Amber, deren Stimme allerdings sogleich versagte, als Valerian seine Jeans auszog und sich splitternackt zur vollen Größe aufrichtete, sein blondes Haar offen über die Schultern fallend.
»Pass auf!«, warnte Adrian sie, und dann verwandelte Valerian sich. Sein Körper explodierte buchstäblich zu zehn Tonnen von Schuppen, Riesenschenkeln, Klauen und vor allem Dutzenden Zähnen. Jetzt begriff Amber.
Keine Echse – ein Drache!
Sie hatte gerade noch Zeit, Luft zu holen, bevor Adrian sie zu Boden schleuderte und sich auf sie warf. Eine Sekunde später spie Valerian eine gigantische glühende Feuerwolke in den Eisbaldachin über ihnen.
Das Eis zerbrach in tausend Brocken, die in einem Schwall klirrend kalten Wassers auf sie hinabregneten. Adrian stöhnte, als er das Gröbste abfing, und Amber, die nach Luft schnappte, bekam nichts als Wasser in den Mund.
Bis auf die Haut von Eiswasser durchnässt, erhob Adrian sich schließlich von Amber. Sie krümmte sich zusammen und bibberte in der Kälte, die durch die Gasse fegte. Angewidert strich Septimus sich über seinen ruinierten Anzug.
Valerian hockte sich auf die riesigen Hinterbeine und neigte den Kopf zu Adrian, um ihn mit seinen gewaltigen blauen Augen anzusehen. »Jetzt zufrieden?«, fragte er dröhnend.
Adrian antwortete ihm nicht, sondern blickte nach oben und suchte den Himmel ab. »Er ist weg.«
»Ein Umstand, der durchaus wünschenswert ist«, bemerkte Septimus, der versuchte, seine Manschetten auszuwringen, es aber schließlich aufgab. »Ich habe nichts dagegen, deine Spielchen mitzuspielen, Adrian, aber mir meinen Club von einem uralten Dämon verwüsten zu lassen, geht dann doch etwas zu weit!«
Adrian sah immer noch nach oben. »Ich komme für den Schaden auf.«
Septimus öffnete den Mund, als wollte er sagen, Das will ich hoffen! , sprach es aber nicht aus. Stattdessen trottete er zurück in den Club und zu den ängstlichen Zuschauern, die den Kampf aus sicherer Entfernung mit angesehen hatten. »Macht diese Wand wieder dicht!«, hörte Amber ihn zu seinen Leuten sagen.
Ein Geräusch von Schuppen hallte durch die Gasse, das die aneinanderreibenden Schuppen verursachten, als der Drache sich in Valerian zurückverwandelte. Er faltete die Hände vor seinem nackten Körper. »Und nun?«
Endlich sah Adrian ihn an. Seine Augen waren wieder undurchsichtig schwarz, die Funken verschwunden, die Gedanken hinter Dunkelheit verborgen. »Valerian, bring Amber sicher nach Hause!«, wies er ihn an.
Ohne ein weiteres Wort schritt er die Gasse hinunter. Seine Absätze knirschten auf dem Schmutz, dem Sand und dem Wasser. Als Amber ihm nachrufen wollte, legte Valerian ihr eine schwere Hand auf die Schulter.
»Wenn er so drauf ist, lässt man ihn am besten in Ruhe.«
Amber blickte Adrian nach, der am Ende der Gasse um die Ecke bog und nicht mehr zu sehen war. Sie wollte ihm immer noch nachlaufen, wenngleich sie sehr wohl spürte, dass er allein sein wollte.
»Ich möchte ihm helfen«, sagte sie matt. »Er hat mir das Leben gerettet.«
»Ich wäre mir nicht sicher, dass du ihm helfen kannst«, erwiderte Valerian seufzend. »Er ist ein echter Einzelgänger. Auf der ganzen Welt gibt’s keinen, der so ist wie er, abgesehen von den anderen Unsterblichen, aber siehst du einen von denen irgendwo hier? Die kommen nicht angerauscht, um bei ihrem großen Bruder Händchen zu halten. Ich für meinen Teil, ich mag Leute. Wenn du also jemanden zum Reden suchst, kannst du jederzeit zu mir kommen.«
Amber sah ihn an und unterdrückte ein zittriges Lachen. »Du bist nicht gerade der nette Junge von nebenan. Und könntest du dir vielleicht wieder etwas überziehen?«
»Was?« Er blickte an sich hinunter. »Ach so. Manchmal vergesse ich das nach der Rückverwandlung. Diese Verkleidungsnummer kommt einem dann so unnatürlich vor.«
Amber wandte sich ab, während Valerian seine nasse Jeans und sein Hemd einsammelte.
»Meine Gestaltwandlerfreundin Sabina ist genauso«, sagte sie mit dem Rücken zu ihm. »Sie knurrt immer, wenn sie sich wieder anziehen soll.«
»Mmm.« Sie hörte, wie Valerian den Reißverschluss seiner Hose hochzog. »Kannst sie mir ja bei Gelegenheit mal vorstellen.«
»Sie ist ein Werwolf und reichlich wählerisch bei der Auswahl ihrer Bekannten.«
»Meinst du, sie hat was gegen Echsen?«
»Keine Ahnung. Das Thema kam in unseren Gesprächen bisher
Weitere Kostenlose Bücher