Immortal Guardians: Düstere Zeichen (German Edition)
Marcus Beachtung zu schenken, warf Roland das Handtuch beiseite und legte eine Hand auf die Rippen, die sich Sarah beim Laufen gehalten hatte. Wie vermutet waren drei gebrochen.
Er konzentrierte sich auf seine schwindenden Kräfte, seine Hand wurde heiß und seine eigenen Rippen schmerzten, während er ihre heilte.
Dann nahm er die Hand fort und rutschte unbehaglich hin und her.
»Da.«
Marcus hielt ihm einen Blutbeutel vors Gesicht.
»Ich habe ihn nur für den Fall geholt, dass du zu müde oder zu faul dafür bist.«
Unwirsch schob Roland den Beutel weg. »Bring das hier raus.«
»Sei doch nicht immer so stur«, sagte Marcus. »Du brauchst es, und sie ist eh ohnmächtig.«
»Aber sie könnte jeden Moment aufwachen.«
Tatsächlich war sie das schon.
6
Sarah war ganz allmählich wieder zu Bewusstsein gekommen, seit er sie auf das gemütliche Sofa gelegt hatte.
Roland war also ein Vampir. Marcus ebenfalls. Und sie fand sich mit beiden allein, außer sich vor Angst, was die zwei mit ihr anstellen könnten. Irgendwie musste sie fliehen, nur besaß sie nicht die leiseste Hoffnung, ihnen davonrennen zu können. Also verfolgte sie den einzigen Plan, der ihr mit ihren hämmernden Kopfschmerzen und stechenden Brustschmerzen einfallen wollte: sich bewusstlos zu stellen und bei der erstbesten Gelegenheit abzuhauen.
Es war ihr schwergefallen, ihren Atem trotz der aufsteigenden Panik ruhig zu halten und nicht zusammenzuzucken, als Roland ihre gebrochenen Rippen berührt hatte.
Aber am allerschlimmsten war der Moment gewesen, als Marcus Roland ermunterte hatte, etwas zu sich zu nehmen. Natürlich war sie davon ausgegangen, als Hauptgericht auf der Speisekarte zu stehen.
Je länger sie allerdings dem Gespräch lauschte, desto mehr verunsicherte es sie. Roland klang ganz und gar nicht wie das seelenlose Ungeheuer, das sich in ihrem Vorgarten auf die Halsschlagader des Punks gestürzt hatte. Vielmehr hörte er sich nach dem netten Typen an, mit dem sie den Tag über zusammen gewesen war, der, der sie trotz seiner schweren Verletzungen klaglos auf sich schlafen lassen hatte, ohne die Situation auszunutzen.
Ihr kam es vor, als wollte er sie beschützen.
»Und mir wirft Seth vor, unvernünftig zu sein«, murmelte Marcus. »Sie weiß doch, was wir sind.«
»Ja, und sie hat schon einmal mit ansehen müssen, wie ich getrunken habe. Ein zweites Mal möchte ich ihr ersparen. Sie wird ohnehin verängstigt sein, wenn sie aufwacht.«
»Nicht unbedingt.«
»Na, dann hast du aber ihr Gesicht nicht gesehen, als sie ins Auto gesprungen und davongerast ist.«
Innerlich zuckte sie zusammen. Das hörte sich verdammt feige an.
»Nein, da war ich gerade beschäftigt, wie du dich vielleicht erinnerst«, entgegnete Marcus trocken. »Außerdem war sie nur so verängstigt, weil sie dich für einen gewöhnlichen Vampir wie die anderen gehalten hat. Wenn du ihr erklärst, dass du ein Unsterblicher bist, wird sie ihre Meinung schon ändern.«
Roland war gar kein Vampir? Was zum Teufel sollte ein Unsterblicher sein?
»So wie Mary?«, fragte Roland verbittert.
Und wer war bitte schön Mary?
Marcus schnaubte verächtlich. »Mary war einfach dumm. Gefangen im Aberglauben ihrer Zeit und noch dazu leicht beeinflussbar.«
»Sie war überhaupt nicht dumm, sondern sogar sehr gebildet.«
»Sie war ein Blaustrumpf, hat für die Klassiker geschwärmt, wusste aber trotz ihrer Liebe zu Büchern kaum mehr vom Leben als ihre Standesgenossinnen. Und, wie gesagt, ließ sie sich leicht beeinflussen. Wenn sie fähig gewesen wäre, ihren eigenen Verstand zu gebrauchen, hätte sie dich vielleicht auch nicht so übel hintergangen.«
Roland knurrte.
»Außerdem spielt das überhaupt keine Rolle, denn Mary und Sarah sind vollkommen verschieden. Mary hätte nie jemanden mit dem Spaten niedergeschlagen, um dich zu retten. Sarah schon.«
Nun fühlte sie sich schon ein wenig besser.
»Und zufällig habe ich in Sarahs Bücherregal einige Fantasy-Liebesromane entdeckt, also flippt sie vielleicht gar nicht aus.«
»Was weißt du denn schon über Fantasy-Liebesromane?«, fragte Roland skeptisch.
»Bethany mochte sie. Einige der Bücher, die sie gelesen hat, habe ich auch bei Sarah gesehen.«
»Aber nur weil sie gern so etwas liest, heißt das nicht, dass es ihr in der Realität gefällt.«
Roland schob ihr das Haar aus der Stirn, das Hämmern in ihrem Kopf wurde immer unerträglicher.
»Ob es ihr gefällt oder nicht, ist mir egal. Hauptsache, sie verpfeift
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