Immortal Guardians: Düstere Zeichen (German Edition)
uns nicht.«
»Darüber mache ich mir gar keine Sorgen.«
»Echt nicht? Sonst bist du doch immer derjenige mit der Paranoia. Hast du wirklich keine Angst, dass sie unser Geheimnis ausplaudert?«
»Selbst wenn, wer würde ihr denn schon glauben? Sie wäre doch schneller im Irrenhaus, als sie Nosferatu sagen kann.«
»Nicht, wenn sie die Polizei herführen würde.«
»Ich werd schon dafür sorgen, dass sie das nicht kann. Sie hat doch auf dem Weg hierher nichts gesehen. Und auf dem Rückweg bekommt sie dann eine Augenbinde um oder ein Schlafmittel verpasst. Oder noch besser, ich lasse sie von Seth wegbringen.«
Über ihrem Gesicht nahm sie Bewegungen wahr, Rolands Hand verschwand.
»Was machst du denn da?«, fragte Roland überrascht.
»Ich bewahre dich vor einer Dummheit.«
»Lass meinen Arm los, Marcus.«
Bei dieser merkwürdigen Bemerkung keimte wieder Angst in Sarah auf.
»Erst trinkst du, dann heilst du sie.«
Was sollte das heißen, sie heilen ? Heilen im Sinne von Erste Hilfe leisten? Warum war es so wichtig, dass er erst etwas trank?
Sie dachte an die angenehme Wärme, die Rolands Berührung in ihrer Brust ausgelöst hatte. Das Stechen war abrupt abgeklungen, und überhaupt hatten die Schmerzen aufgehört. Endlich konnte sie wieder richtig durchatmen.
Was hatte Roland mit ihr gemacht?
»Wenn sie die Augen aufmacht, soll sie nicht als Erstes mich mit einem Blutbeutel an den Lippen sehen«, stieß dieser hervor.
Mist, verdammter. Er ist doch ein Vampir.
»Dann beeil dich gefälligst und trink, bevor sie aufwacht.«
»Das kann jeden Moment sein, ihre Atmung hat sich verändert.«
Sarah verfluchte sich innerlich.
»Dann geh halt zum Trinken raus.«
»Damit sie hier allein aufwacht? Nein.«
Spannung lag in der Luft.
»Oh Mann«, seufzte Marcus. »Du hast sie wirklich gern.«
Unwillkürlich schlug Sarah die Augen auf und suchte Rolands Blick.
Er kniete neben ihr, das Haar feucht und zerzaust, Schweißperlen im Gesicht. Die schreckliche Wunde am Hals hatte sich geschlossen und blutete nicht mehr. Ein langer, tiefer Schnitt zog sich vom Ohrläppchen bis zum Kinn, er sah aus, als wäre jemand beim Kehleaufschlitzen verrutscht. Wenn man das Blut wegwaschen würde, könnte man bestimmt bis auf den Knochen sehen.
Sein Hemd war von der roten Flüssigkeit durchtränkt, seine Kleidung überall zerrissen. Zudem hielt er seinen linken Arm eng am Körper, sodass Sarah sich fragte, ob er ihn sich vielleicht gebrochen hatte.
Neben dem Sofa stand Marcus und sah ebenso angeschlagen aus. In der Hand hielt er einen Beutel Blut, wie man sie aus Krankenhäusern kannte.
Keiner der beiden nahm Notiz von ihr, denn sie starrten einander an.
Marcus sah besorgt aus, während Roland eher verbittert wirkte.
»Es ist doch so, oder?«, hakte Marcus nach. »Du magst sie.«
In Rolands Gesicht zuckte es. »Das wäre doch ziemlich dumm, wenn man bedenkt … «
»Wenn man was bedenkt? Dass sie hübsch ist, klug und in der Lage, mit einer Pistole umzugehen?«
»Nein«, sagte Roland, und seine Stimme war voller Bitterkeit. »Wenn man bedenkt, dass sie mit der Waffe auf uns losgegangen wäre, wenn sie dir nicht vorher hätte versprechen müssen, es nicht zu tun. Sobald sie aufwacht, wird sie schreiend das Weite suchen.«
Okay, er war also ein Vampir oder was auch immer, trotzdem hatte sie ein schlechtes Gewissen, denn schreiend aus der Tür zu rennen war ihr tatsächlich als Erstes in den Sinn gekommen. Er schien das zu wissen und wirkte gekränkt.
Grübelnd rieb Marcus sich das Kinn. »Ich glaube, da irrst du dich.«
»Warum, weil du sie so wahnsinnig gut kennst?«
»Nein, weil dir in deiner Sorge um ihre Verletzungen und ihre Gefühle etwas Entscheidendes entgangen ist.«
Immer noch hielt Roland den Blick auf Marcus gerichtet, unbewusst strich er ihr durchs Haar. »Und was soll das bitte sein?«
Marcus grinste selbstzufrieden. »Sie ist schon die ganze Zeit wach, seit du sie auf das Sofa gelegt hast, und bislang ist sie noch nicht getürmt.«
Sofort schaute Roland nach unten. Überrascht sah er sie aus seinen braunen Augen an und zog blitzschnell die Hand zurück, als fürchte er, sie könnte es ihm übel nehmen.
Die Minuten zogen sich dahin. Es herrschte betretenes Schweigen. Schließlich räusperte sich Sarah. »Ähm, hi?«
Stirnrunzelnd sah er sie an. »Warum schreien Sie nicht?«
»Vielleicht, weil mir die Kopfschmerzen den Verstand rauben?«
Gelogen war das nicht. Aber es entsprach auch nicht ganz der
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