Immortal Guardians: Düstere Zeichen (German Edition)
mir das.«
»Gleich, warten Sie kurz. Ich glaube, aus dieser Hand habe ich alle Splitter raus.«
Roland legte die Pinzette beiseite, umfasste ihre Hand mit seinen und schloss die Augen.
Wärme strömte von ihm auf sie über und heilte ihre Wunden. In der rechten Handfläche und an den Fingern verspürte er Schmerzen wie kleine Nadelstiche, die dann aber sofort wieder nachließen. Dann öffnete er die Augen und inspizierte ihre Hand von Nahem.
Auch Sarah beugte sich interessiert vor, ihre Köpfe berührten sich beinahe. »Das ist ja unglaublich.« Alle Schnitte waren verheilt.
Roland wusch ihre Hand mit dem klaren, kühlen Wasser aus der Schüssel. Unter der Kruste aus Blut und Dreck waren keinerlei Verletzungen mehr zu sehen. Dann tupfte er ihre Haut mit dem Handtuch trocken und streichelte sie sanft. Er begann mit kleinen Kreisen in der Handfläche, die allmählich größer wurden, dann fuhr er einen Finger hinunter und den nächsten hinauf.
Sich selbst redete er ein, er wolle nur ganz sichergehen, dass die Schnitte gut verheilt waren, aber im Grunde wollte er sie nur berühren.
Ihr Herz pochte wie wild, mit seinem ausgezeichneten Gehör registrierte er das sofort.
Er schaute zu ihr auf. »Tue ich Ihnen weh?«
»Nein«, sagte sie ein wenig atemlos.
Keine Schmerzen . »Haben Sie Angst vor mir?«, fragte er, ohne mit dem Streicheln aufzuhören.
»Nein.«
Keine Angst. »Ihr Puls rast.«
»Ach ja?« Sie befeuchtete ihre Lippen.
Beim Anblick ihres sinnlichen Mundes und der rosa Zunge ging auch sein Puls schneller. »Meine Sinneswahrnehmung ist außergewöhnlich. Ich kann Ihren Herzschlag hören.«
Sarah riss die Augen auf. »Aber meine Gedanken können Sie doch nicht lesen, oder?«
»Nein.«
»Ein Glück«, raunte sie und weckte damit erst recht sein Interesse.
»Warum? Was würde ich denn dann erfahren?« Hoffentlich etwas Unanständiges.
»Gar nichts.« Doch sie war rot geworden.
Sanft zog sie ihre Hand weg und presste sie gegen seine muskulöse Brust, direkt über dem Herzen.
Roland hielt die Luft an.
»Ihr Herz schlägt ja.«
Er nickte, ihre Berührung brachte ihn aus dem Konzept. »Ich bin nicht tot. Oder untot, wie es in der in den Geschichten über Vampire so schön heißt.«
Sie ließ die Hand über sein Schlüsselbein bis zum Hals gleiten.
Die zärtliche Geste weckte ein unbändiges Verlangen in ihm.
»Ihr Puls rast auch«, sagte sie leise.
Und ganz bestimmt nicht, weil er Angst vor ihr hatte.
Obwohl es auch eine verborgene Seite an ihm gab, die sehr wohl so fühlte.
Die Gefühle, die Sarah in ihm auslöste, waren beängstigend. Beängstigend stark. Er wollte über sie wachen, sie beschützen. Wollte von ihr akzeptiert werden, so, wie er war.
Und sie sollte ihn gernhaben.
Das war doch nicht mehr normal, schließlich kannte er sie kaum. Wie konnte er sich schon jetzt so zu ihr hingezogen fühlen? Damit machte er sich verwundbar.
Er konnte sich keine solche Schwäche leisten.
Da umfasste sie mit einer Zärtlichkeit, die er nicht gewohnt war, sein Kinn und strich mit dem Daumen darüber.
Am liebsten hätte er jetzt seine Lippen in ihre Hand gepresst.
»Ihre Wunden sind verheilt.« Sie blickte von seiner Kehle zu seinem Kinn und dann zu seiner Stirn. Von allen drei Verletzungen waren nur noch dünne Narben auszumachen, die am nächsten Morgen verschwunden sein würden.
»Die meisten schon, ja.« Der gebrochene Arm und ein paar tiefe Stichwunden waren allerdings noch nicht vollständig ausgeheilt, dazu würde es noch mehr Zeit und vor allem noch mehr Blut brauchen.
»Aber trotzdem sind Sie kein Vampir.«
»Nein. Marcus, ich und unseresgleichen, wir ziehen den Begriff Unsterbliche vor. Die Menschen, die uns zur Seite stehen, nennen uns die Unsterblichen Wächter.«
Sarah zog ihre Hand weg und ließ sich in die Sofakissen sinken. »Wen bewachen Sie denn?«
»Die Menschheit.«
»Vor Vampiren?«
»Ja.«
Widerstrebend zückte Roland die Pinzette und griff nach ihrer linken Hand. Er wollte ihr nicht wieder wehtun.
»Irgendwie ist mir nicht so ganz klar, wie Sie sich von den anderen Vampiren unterscheiden. Abgesehen davon, dass die anderen Mistkerle sind und Sie nicht.«
Er lachte. »Ein paar meiner Kollegen würden Ihnen da bestimmt widersprechen.«
»Dann kennen die Sie aber nicht besonders gut«, wandte sie ein, und erneut durchflutete ihn eine angenehme Wärme.
Nun zwang er sich aber wieder, seine ganze Aufmerksamkeit auf die Glassplitter zu richten, die wie Diamanten in
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