Immortal Guardians: Düstere Zeichen (German Edition)
Ernst?«
Bedächtig wiegte er den Kopf hin und her. »Du warst einfach toll heute. Obwohl uns ein Dutzend Männer mit Schusswaffen angegriffen haben, bist du nicht in Panik ausgebrochen und hast mit deiner Neun-Millimeter ganz cool drei Männer ausgeschaltet, und mir ganz nebenbei auch noch das Leben gerettet. Mal wieder. Und Marcus auch.«
In seiner Version der Dinge schnitt sie deutlich besser ab als in ihrer eigenen. »Ich hab mir fast in die Hosen gemacht«, widersprach sie ihm. Von wegen toll und cool. Verängstigt war die richtige Umschreibung . »Ich dachte, du würdest sterben. Als ich dich mit deinen Verletzungen so habe daliegen sehen, die Haut komplett von der Sonne verbrannt, da … da bin ich wirklich davon ausgegangen, dass du jeden Moment sterben könntest, Roland.« Und allein der Gedanke daran trieb ihr erneut die Tränen in die Augen.
Wie hypnotisiert starrte Roland sie an. »Blutverlust bringt mich nicht um. Es mag fürchterlich schmerzhaft sein, aber tödlich ist es nicht. Ich kann meinen Herzschlag und meinen Stoffwechsel so weit herunterfahren, dass ich überlebe, bis sich ein potenzieller Spender nähert. Aber die Sonne … die Sonne röstet mich, wenn ich dermaßen schwer verletzt bin. Und ich weiß nicht, ob ich es geschafft hätte, wenn du uns nicht in den Wald geschleppt und die Kavallerie gerufen hättest. Weinst du etwa meinetwegen?«
Beinahe hätte sie die Frage überhört, die sich so nahtlos an seine Ausführungen angeschlossen hatte. »Ja«, gestand sie. »Irgendwie bist du mir ans Herz gewachsen.«
Seine dunklen Augen begannen zu leuchten. »Du mir auch.« Er strich ihr über die Wange.
Sarah wusste nicht so recht, was sie entgegnen sollte. »Irgendwie kann ich nicht mehr aufhören zu zittern.«
Roland nahm ihre Hände und drückte sie. »Dagegen lässt sich was tun.« Dann marschierte er aus dem Raum und zog sie mit sich.
Im Flur gab es mehrere verschlossene Türen.
»Ist zwar schon ein paar Jahrzehnte her, seit Marcus mich das letzte Mal besucht hat«, sagte er und öffnete eine Tür zu seiner Rechten, hinter der sich offenbar eine Bibliothek befand. »Aber er hat damals bei David gewohnt, und … « Er probierte die gegenüberliegende Tür, und Sarah konnte dahinter eine Treppe ausmachen, die nach unten in der Dunkelheit verschwand. »… einen Keller erwähnt«, beendete Roland seinen Satz mit einem Lächeln. »Ausgezeichnet.«
Zwar konnte Sarah sich nicht so recht vorstellen, wie ihr ein feuchter, kalter Keller helfen sollte, aber trotzdem stieg sie hinter ihm die Stufen hinunter. Nach dem, was an diesem Tag in der Sonne passiert war, beruhigte ihn das vielleicht. An seiner Stelle würde es ihr wahrscheinlich ähnlich ergehen.
Die Holzstufen fühlten sich unter ihren nackten Sohlen angenehm kühl an.
Die Treppe endete in einem breiten, mit Teppich ausgelegten Gang. Roland lief nach rechts und öffnete gleich die nächste Tür.
Als er das Deckenlicht einschaltete, sah Sarah, dass es sich bei dem Raum um ein schönes Schlafzimmer handelte, das ganz und gar nicht feucht oder kalt wirkte. »Das wird es wohl tun«, sagte er etwas abfällig.
Sie schaute zu ihm auf. »Deins gefällt mir auch besser.«
Über die Schulter hinweg schenkte er ihr ein Lächeln, bei dem ihr fast das Herz stehen blieb. Dann schob er sie sanft durch das Zimmer ins angrenzende Bad, das beinahe noch einmal genauso groß war.
Ach, du meine Güte! Diese Unsterblichen hatten ein echtes Faible für luxuriöse Bäder.
Noch während sie das opulente Ambiente auf sich wirken ließ, fasste Roland sie bei den Schultern und führte sie von den Doppelwaschbecken fort. »Sieh bloß nicht in den Spiegel.«
Aber natürlich schaute sie nach dieser Aussage erst recht hinein. Entsetzt riss sie die Augen auf. Von der Stirn bis zum Kinn war die komplette rechte Seite ihres Gesichts mit Blut verschmiert. Sie sah aus wie Stephen Kings Carrie auf einer Promo-Tour.
Im Spiegel neben sich konnte sie beobachten, wie Roland das Gesicht verzog. »Tut mir leid. Das ist von meinem Oberteil.«
»Schon gut.« Dass sie beim Anblick ihres totenbleichen und üppig mit Blut beschmierten Gesichts fast in Ohnmacht gefallen wäre, behielt sie lieber für sich.
Roland schob die Glastür der Dusche auf und beugte sich hinein. Der Hahn quietschte ein wenig, als er das heiße Wasser anstellte. Sofort stieg Dampf auf. Mithilfe der Kaltwasserhahns regulierte er die Temperatur.
»Und jetzt«, sagte er und pirschte sich an sie heran,
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