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Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)

Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)

Titel: Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dianne Duvall
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aber ohnehin nicht brauchte, da er über eine hervorragende Nachtsicht verfügte. Marcus sah das neben der Straße grasende Rotwild lange bevor es vom Scheinwerferlicht erfasst wurde. Er hatte auch keine Probleme damit, den Tieren auszuweichen, wenn sie zu nah an der Straße ästen oder sie mit flinken Sprüngen überquerten.
    Die Reifen seiner Maschine berührten nicht länger den Asphalt, und für einen Moment hob er auf der Kuppe eines kleinen, steilen Hügels vom Boden ab. Adrenalin schoss durch seine Venen, als er sich in die nächste Kurve legte. Auf dem Motorrad fühlte er sich frei und lebendig. Was würde er nicht dafür geben, einmal Davids Tomahawk in die Finger zu bekommen. Die Tomahawk war ein echtes Kunstwerk mit dicht zusammenstehenden Vorder- und Hinterrädern und schaffte fast sechshundertfünfzig Stundenkilometer.
    Dieses kostbare Baby war nicht einmal für den Straßenverkehr zugelassen, was David allerdings nicht störte.
    Als Marcus zu einem der seltenen Straßenabschnitte gelangte, auf dem die Strecke schnurgerade voranführte, bemerkte er aus dem Augenwinkel eine Bewegung. In der Erwartung, ein Reh wegspringen oder einen dieser gewaltigen, schwarz gefiederten Geier vorübergleiten zu sehen, blickte er nach rechts.
    Das Blut gefror ihm in den Adern, als er stattdessen einen Mann sah. Er war etwa Ende dreißig, hatte milchschokoladenbraune Haut und ein verhärmtes Gesicht. Sein zerfetztes Hemd hing lose an ihm herunter, der Kragen war ausgefranst und mit Blutflecken gesprenkelt.
    Er war nicht mehr als fünfzehn Meter entfernt. Und obwohl Marcus die Geschwindigkeitsbegrenzung von neunzig Stundenkilometer deutlich überschritt, schaffte es der ermattet vor sich hintrottende Mann, mit seinem Tempo Schritt zu halten.
    Der Mann, der Marcus’ Blick zu spüren schien, drehte sich zu ihm um und sah ihn mit dunklen, unergründlichen Augen an.
    Marcus schluckte schwer und schaffte es nicht, ein Schaudern zu unterdrücken.
    Man hätte meinen können, dass er sich inzwischen daran gewöhnt hätte, Gespenster oder Geister – oder wie man sie sonst nennen wollte – zu sehen. Er hatte sie schon in einem Alter gesehen, in dem er zu jung gewesen war, um zu begreifen, dass niemand außer ihm sie wahrnehmen konnte. Dennoch überraschte es ihn immer wieder.
    Wie Étienne immer sagte – dieser Scheiß war ganz schön gruselig.
    Marcus riss sich von dem Anblick los, sah wieder auf die Straße und fluchte laut, als sich eine weitere Gestalt direkt vor seinem Motorrad materialisierte. Seine schwere Hayabusa bäumte sich auf, als er hart bremste und seitlich ausscherte, um dem zweiten Mann auszuweichen. Der Mann holte in dem Augenblick aus, in dem Marcus auf gleicher Höhe mit ihm war, pflückte ihn von seiner Maschine, wirbelte herum und schleuderte ihn mit dem Rücken zuerst auf den Straßenbelag.
    Schmerz durchzuckte Marcus – er schoss durch seine Brust und strahlte von dort aus, so stark, dass sein Gehörsinn vorübergehend versagte … was manch einer vielleicht als vorteilhaft angesehen hätte, in Anbetracht der Tatsache, dass seine Busa wahrscheinlich gerade in einen Baum krachte.
    Marcus rang nach Atem, und jeder kurze, abgehackte Atemzug bohrte sich wie ein Messer in sein Fleisch. Die Wucht, mit der er in den Arm seines Angreifers geknallt war, hatte ihm mehrere Rippen gebrochen.
    Sein Gegner hingegen schien völlig unverletzt zu sein, er riss Marcus den Helm vom Kopf und bellte – wobei seine Augen goldfarben glühten: »Nenn mir einen guten Grund, warum ich dich nicht hier und jetzt töten sollte.«

3
    Marcus brauchte mehrere Sekunden, um genug Luft in seine Lunge zu saugen, damit er eine Antwort herausbringen konnte. Schließlich fragte er: »Hast du etwas auf dem Herzen, Seth?«
    Seth knurrte ein paar Obszönitäten, packte ihn an der Kehle und riss ihn vom Boden hoch.
    Marcus’ Füße baumelten dreißig Zentimeter über der Erde, und er griff nach Seths Arm, der ihn mühelos wie eine Marionette in die Höhe hielt. Als ein grollendes Geräusch um sie erklang, wurden seine Augen groß. Vögel flogen auf. Die Äste nahestehender Bäume begannen zu zucken, und ihre Blätter raschelten wie Rumbakugeln, als sich die Erde um sie herum in erdbebenartigen Stößen bewegte.
    Okay. Ich … womöglich habe ich den Ernst der Lage falsch eingeschätzt.
    Marcus hatte noch nie hautnah erlebt, wie Seth, der sich immer extrem gut unter Kontrolle hatte, die Fassung verlor. So wie es jetzt der Fall zu sein schien.

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