Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
zustimmendes Knurren von sich und drehte sich zu ihr um.
Ami schob seine Hände weg und zog den Reißverschluss des Hemds zu.
Schicksalsergeben und ungeduldig wartete er, bis sie ihn mit Kurzschwertern und Dolchen ausgestattet hatte.
Als sie zu ihm aufsah, hatten seine Augen wieder schwach zu leuchten begonnen. »Möchten Sie essen, bevor Sie gehen?«, fragte sie, wobei ihr sein durchdringender Blick den Atem verschlug.
Seine bernsteinfarbenen Augen flackerten kurz auf. »Nein.«
Ami nickte und griff nach der Maske, die den Schutzanzug vervollständigte. Ihr Puls ging schneller, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte. Sie streckte die Hand aus und strich ihm das Haar – es war sehr weich – aus der Stirn.
Seine Augen wurden heller. Die Kiefermuskeln zuckten.
Ami schluckte nervös und zog ihm die Maske über das Gesicht und das seidige, rabenschwarze Haar.
Während er die Hand hob und die Maske zurechtrückte, ließ er sie keine Sekunde aus den Augen.
Lastendes Schweigen, das sich minutenlang hinzuziehen schien, machte sich zwischen ihnen breit.
Ohne ein weiteres Wort verließ Marcus das Zimmer, und sie hörte, wie die Haustür zugeschlagen wurde.
Ami, die die Luft angehalten hatte, atmete hörbar aus und lehnte sich gegen eine der Schranktüren.
Am Freitagabend ging Marcus die Kellertreppe hinauf und hielt auf dem Treppenabsatz inne. Leise öffnete er die Tür einen Spalt und lugte in den dämmrigen Flur. Die Türöffnungen waren alle dunkel und leer. Aus dem großen Wohnzimmer fiel Licht herein. Die Treppe, die in den zweiten Stock führte, war finster.
Befriedigt betrat er den Flur und schloss geräuschlos die Tür hinter sich.
Im Wohnzimmer lief die Stereoanlage, die Lautstärke war rücksichtsvoll gedämpft. Etta Jones sang mit schmachtender Stimme einen seiner Lieblingssongs: »At Last«.
Marcus presste sich flach an die Wand und schlich lautlos an ihr entlang. Im Kopf sang er den Song mit, während er die Ohren spitzte, um seine Sekundantin rechtzeitig kommen zu hören.
Ami wohnte seit fünf Tagen bei ihm, und es hatte sich herausgestellt, dass es verflucht schwer war, ihr aus dem Weg zu gehen.
Oder sie zu ignorieren.
Er hatte gehofft, dass sie sich langweilen würde, wenn er jeglichen Kontakt mit ihr mied. Er hatte gehofft, dass sie sich bei Seth darüber beschweren würde, dass Marcus sie nicht brauchte, und ihn darum bitten würde, sie neu zuzuteilen. Das hatte allerdings nicht besonders gut funktioniert. Jedes Mal, wenn er sich umdrehte, war Ami zur Stelle. Und obwohl in ihrem Lächeln auch ein gewisses Zögern lag, ließ ihre Entschlossenheit, ihm als Sekundantin zu dienen, ihn und seine hartnäckige Verweigerungshaltung lächerlich erscheinen. Sie erlaubte ihm nicht einmal, sich selbst zu bewaffnen. Wenn er über die Türschwelle seiner Waffenkammer trat, tauchte sie jedes Mal wie aus dem Nichts auf und bestückte ihn mit Klingen.
Beim Näherkommen beäugte er misstrauisch besagte Türschwelle. Hatte sie sie etwa mit einem Bewegungsmelder oder einer versteckten Kamera versehen? Wie konnte sie sonst jedes Mal wissen, wann er in die Waffenkammer trat?
Schnell ging er an der Kammer vorbei. In der Hoffnung, ihr dieses Mal zu entwischen, hatte er an diesem Morgen seine Waffen mit in den Keller genommen.
Er runzelte die Stirn.
Und das war noch nicht alles. Diese Frau schlief nur dann, wenn er schlief. Er hatte versucht, seinen Schlafrhythmus zu ändern, er war sogar so weit gegangen, den Schutzanzug anzulegen, den Seths menschliches Netzwerk für die Unsterblichen Wächter angefertigt hatte, um sie vor der Sonne zu schützen.
Doch das Glück war ihm nicht hold gewesen. Ami hatte ihm die Gummimaske eigenhändig über sein langes Haar gezogen.
Egal, um welche Tages- oder Nachtzeit er aufstand und sich hinauswagte, immer erschien sie wie von Zauberhand.
Er blieb vor der Haustür stehen, die mit Hochleistungsschlössern und Titanium-Türangeln und einer Türkette aus Titanium gesichert war. An der Wand daneben hing die Eingabetastatur für die Alarmanlage. Der Ausschnitt vom Wohnzimmer, den er vom Eingangsbereich aus sehen konnte, lag verlassen da. Doch das langgestreckte Zimmer machte einen Knick nach links, und dieser Teil lag außerhalb seines Gesichtsfelds. Gegenüber von der Haustür gab es eine Essecke, die durch eine Frühstückstheke von der geräumigen Küche getrennt wurde. Auch die Küche war L-förmig und machte rechts von ihm einen Knick, sodass er sie ebenfalls nicht
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