Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
selbstklebende Bandagen und eine Unmenge Verbandsmull später hatte er alle Verletzungen an ihren Beinen versorgt und stand auf. Er öffnete einen der Unterschränke, zog ein frisches Handtuch heraus, schüttelte es auseinander, faltete es einmal und breitete es auf der Abstellfläche neben dem Waschbecken aus.
Er stellte sich vor Ami und legte die Hände um ihre Taille. Sie hielt den Atem an, und ihr Blick schoss nach oben, um ihm in die Augen zu sehen. Er hob sie hoch – sie war ein Leichtgewicht – setzte sie auf das Handtuch und trat einen Schritt zurück.
»Und jetzt kümmern wir uns um den Rest deines Körpers«, murmelte er.
Während er die übrigen Schnittwunden versorgte, nagte irgendetwas an ihm.
Marcus runzelte die Stirn. Es waren die blauen Flecken. Die unzähligen Hämatome, die ihren ganzen Körper bedeckten. Sie hätten nicht in einem so dunklen Violett-Schwarz leuchten dürfen. Nicht so schnell.
Plötzlich kam ihm eine Idee.
Wenn er sich die blauen Flecken in ein paar Stunden noch einmal ansah, würden sie dann bereits braun werden und sich wenig später in ein grünliches Gelb verwandeln? Hatte Ami gesteigerte Selbstheilungskräfte?
Als sie auf der Motorhaube seines Prius gesessen hatte, hatte die Wunde an ihrer Hüfte schlimmer ausgesehen. Waren die Schnitte und klaffenden Wunden, die er gerade behandelt hatte, wirklich so wundersam oberflächlich, wie sie wirkten? Oder waren sie am Anfang schlimmer gewesen und hatten bereits angefangen, sich zu schließen?
»Ami, bist du eine Begabte ?«
Sie wandte den Blick ab. »Warum fragst du?«
»Wegen deiner blauen Flecke.« Er berührte sie nur ganz sacht, strich mit dem Finger über das Dutzend Hämatome, die ihren Unterarm zierten, und nahm dann ihre Hand. »Sie sind schon so dunkel geworden. Ich habe gedacht, dass es bei Menschen länger dauert, bis sich die blauen Flecken so stark verfärben.«
Sie sah hinunter auf ihre verschränkten Hände und schüttelte den Kopf. »Ich nehme an, dass ich einfach überdurchschnittlich schnell blaue Flecken bekomme.« Zögernd strich sie mit der Unterseite ihres Daumens über seinen Handrücken.
Ein knisternder Funke durchzuckte ihn. Marcus schluckte. »Es tut mir leid, dass ich mich dir gegenüber wie ein Arschloch verhalten habe.«
Ihr Blick traf den seinen, er spiegelte Überraschung und noch etwas anderes wider, das er nicht ergründen konnte. »Du hast dich nicht –«
»Doch, genau das habe ich getan«, unterbrach er sie. »Aber damit ist es jetzt endgültig vorbei. Heute Nacht –« Er schüttelte den Kopf. »Kein anderer Sekundant hat jemals so erbittert gekämpft. Keiner meiner Sekundanten hat so viel riskiert, um mich zu beschützen. Um mir zu helfen. Es war mir eine Ehre, mit dir zusammen zu kämpfen.«
Ihre Mundwinkel wanderten nach oben. »Danke.«
»Meinst du, dass wir beide noch einmal von vorn anfangen können?«, fragte er. »Oder habe ich dich mit meinem miesepetrigen Verhalten in die Flucht geschlagen?«
Ihr zögerliches Lächeln verwandelte sich in ein breites Grinsen. »Wir können gern noch mal von vorn anfangen.«
»Schön.« Er machte einen Schritt nach hinten und löste seine Finger aus der Verschränkung mit den ihren, um ihr förmlich die Hand zu schütteln. »Erlaube mir, mich offiziell vorzustellen. Ich heiße Marcus Grayden, und ich brauche dringend eine Sekundantin.«
»Schön, dich kennenzulernen, Marcus. Mein Name ist Amiriska, und ich glaube, ich bin genau das, was du suchst.«
Wahrere Worte waren nie gesprochen worden.
Er führte ihre Hand an seine Lippen. »Dann sind wir uns offenbar einig.«
Sie nickte, schloss die Augen und seufzte tief. Plötzlich erschlaffte ihr Körper, und sie sank vornüber.
Verblüfft schlang Marcus die Arme um sie und drückte sie gegen seine Brust, mit dem Po saß sie immer noch auf dem Handtuch. »Ami?«, er schüttelte sie sanft. »Ami?«
Er drehte sie so, dass er sie mit einem Arm halten konnte, und strich ihr das feuchte Haar aus dem Gesicht.
Ihre Augen waren geschlossen, und sie reagierte nicht.
Hatte sie zu viel Blut verloren? Oder einen septischen Schock erlitten?
Marcus schob ihr den Arm unter die Beine, trug sie ins Schlafzimmer, schlug die Bettdecke zurück und legte sie sanft auf das Bett. Sobald er sie zugedeckt hatte, zog er sein Handy heraus und wählte Seths Nummer.
Und hatte sofort die Mailbox dran.
Fluchend begann er Rolands Nummer zu wählen, aber dann fiel ihm ein, wie sehr sich Ami gegen seine Hilfe gewehrt
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