Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
Als sie den Mund öffnete, um zu protestieren, hob er abwehrend die Hand. »Du hast vorhin auch deinen Job gemacht und mir damit den Arsch gerettet. Jetzt lass mich das für dich tun.«
Ein Augenblick verging, in dem sie sich gegenseitig wortlos anstarrten.
»Bitte«, fügte er hinzu.
Mit sichtbarem Widerwillen ließ sie das Handtuch fallen.
Marcus fluchte.
Wenn die Vampire, die sie angegriffen hatten, nicht schon tot gewesen wären, dann hätte er sie jetzt einen nach dem anderen aufgespürt und langsam zu Tode gefoltert.
Die beiden tiefsten Schnitte – der eine befand sich auf ihrem Oberschenkel, der andere an ihrer Hüfte –, wurden von elastischen Wundpflastern zusammengedrückt. Der hellbraune BH umschloss ihre schönen, üppige Brüste, auf dem vorderen Träger breitete sich jedoch bereits ein roter Fleck aus. Und das verdammt nah am Herzen. Der weiße Minislip ließ verführerisch gerundete Hüften sehen und wurde an den Seiten von pinkfarbenen Fingerabdrücken geziert. Die blasse Haut von Amis Gesicht, Schultern, Brustkorb, Armen, der schmalen Taille, Oberschenkeln, Knien und Waden war von zahllosen Schnitten bedeckt und mit blauen Flecken übersät. Ihr rotes Haar hing in Strähnen herunter, die Feuchtigkeit ließ es eher braun wirken. Hin und wieder bildete sich am Ende einer Haarsträhne ein Wassertropfen, der ihr über die Haut lief.
Die Hämatome auf Stirn, Kinn und Wangen korrespondierten farblich mit dunklen Ringen unter ihren Augen, die ihn unverwandt anstarrten.
Sie wirkte so zerbrechlich, dass es ihm das Herz zerriss.
»Dreh dich um «, brummte er.
Sie gehorchte.
Marcus biss die Zähne zusammen, damit ihm nicht noch mehr Flüche herausrutschten, als er die rissige, rote Linie sah, die sich vom oberen Teil der einen Schulter bis hinunter zum gegenüberliegenden Schulterblatt zog. Ein weiterer Schnitt zog sich über ihre rechte Niere. Ihr wohlgeformter, fester Hintern schien nichts abbekommen zu haben. Zumindest gab es auf dem Höschen keine roten oder pinkfarbenen Flecken, die auf nässende Wunden hinwiesen. Doch die Rückseite ihrer Oberschenkel war mit roten Striemen übersät.
»Ich war nicht schnell genug«, brachte er zähneknirschend hervor.
Sie warf ihm einen Blick über die Schulter zu. »Was?«
»Ich war nicht schnell genug da, um dir den Rücken freizuhalten.«
»Na ja «, erwiderte sie sanft, »du warst ja auch ziemlich beschäftigt, falls du das vergessen haben solltest.«
Er schüttelte den Kopf, wobei er sich schwor, es beim nächsten Mal besser zu machen (bitte lass es kein nächstes Mal geben). Dann wusch er sich die Hände und griff nach der großen Tube mit antibiotischer Salbe, die auf der Ablagefläche neben dem Waschbecken lag.
»Ist es … sehr übel?«, fragte sie. »Im Spiegel sah es gar nicht so schlimm aus.«
Er kniete sich neben sie und bestrich sacht jeden einzelnen Schnitt mit der Salbe. Seltsamerweise handelte es sich bei allen Schnitten um Verletzungen, die von Unsterblichen als oberflächliche Wunden angesehen worden wären. Keine war tief genug, als dass sie hätte genäht werden müssen. »Das sieht aus, als würde es schrecklich wehtun«, kommentierte er nichtsdestotrotz. Egal, wie tief Schnitte waren, in der Regel schmerzten sie höllisch, vor allem, wenn sie mit Wasser in Berührung kamen. Das Duschen musste ziemlich qualvoll gewesen sein. »Tut es sehr weh?« Er blickte gerade rechtzeitig hoch, um zu sehen, wie sie die Zähne zusammenbiss.
»Ich hab schon Schlimmeres erlebt.«
Schlimmer als das hier?
Als er alle sichtbaren Schnitte versorgt hatte, packte Marcus sie an den Hüften und drehte sie zu sich herum, damit sie ihn ansah.
Beim Anblick der klaffenden Wunde an ihrer Hüfte war ihm unwohl, auch wenn der Einschnitt nicht so tief zu sein schien, wie er zuerst gedacht hatte. »Lass mich Roland anrufen«, bat er. »Er kann in einer halben Stunde hier sein und braucht nur ein paar Minuten, um alle Wunden zu heilen.« Marcus hatte sich oft gewünscht, mit einer nützlicheren Gabe geboren zu sein, wie etwa Rolands Fähigkeit, mit den Händen zu heilen, oder den telekinetischen Fähigkeiten, über die er verfügte. Was zur Hölle war gut daran, Geister zu sehen?
»Warum glaubst du, dass er kommen würde?«, entgegnete sie.
»Weil er mein Freund ist.« Marcus war der Einzige, den Roland an sich herangelassen hatte – bis er Sarah kennengelernt hatte. »Wenn ich ihn darum bitte, wird er kommen.«
»Nein, danke.«
Unzählige Wundpflaster,
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