Immortal: In den Armen der Dunkelheit
das.«
Zunächst schien sie verwirrt, dann aber begriff sie und winkte ab. »Vergiss es! Wir wussten, dass es früher oder später so kommt.« Plötzlich grinste sie. »Wer hätte gedacht, dass du mich gegen diese Eiskönigin eintauschst?«
Dave zog die Brauen zusammen. »Nenn sie nicht so, okay?«
Inzwischen vollständig bekleidet, hockte Mandi sich auf die Bettkante. »Ehe du mich rausschmeißt, kannst du mir noch kurz einen Gefallen tun – um der alten Zeiten willen?« Sie wühlte in ihrer riesigen Tasche und zog einige Sekunden später einen Collegeblock hervor. »Kannst du mir sagen, wie ich das hier löse?« Sie blätterte, bis sie die richtige Seite gefunden hatte. »Nummer siebzehn.«
Mandi belegte in ihrer Freizeit Onlinekurse, um ihren Collegeabschluss nachzuholen. »Ich kann wohl schlecht bis an mein Lebensende Aerobic unterrichten«, hatte sie ihm erzählt, als sie sich für das Fernstudium einschrieb. Das war vor zwei Jahren gewesen, und nicht zum ersten Mal bat sie ihn um Hilfe bei ihren Hausaufgaben.
Dave sah zur Uhr. Inzwischen waren über fünf oder zehn Minuten vergangen, doch jetzt hinauszugehen und Jenna zu erklären, warum es länger dauerte, war zwecklos. Sie würde ihm nicht glauben. Lieber sollte er Mandi rasch helfen, damit sie wieder verschwand. Und danach würde er den Rest des Abends darauf verwenden, es bei Jenna wiedergutzumachen.
Er nahm den Block und las die Aufgabe. »Okay, wenn du zwei Unbekannte hast, musst du die Gleichung erst für die eine lösen, um die andere zu finden. Verstanden?«
Nein, Mandi verstand nicht, wie er an ihrem Reh-im-Scheinwerferlicht-Blick sah. Also musste er ihr in möglichst wenigen Worten die Grundbegriffe der Algebra skizzieren. Er kannte Mandi seit Jahren, und in gewisser Weise war sie eine seiner engsten Freundinnen. Sie hatte nicht verdient, dass er sie wegschickte, wenn sie seine Hilfe brauchte. Langsam rechnete er es ihr vor.
Jenna saß auf der Couch und sah sich
Die Bourne-Identität
an. Matt Damon wäre niemals so unhöflich, mit einer Frau Sex zu haben, während seine eigentliche Verabredung nebenan wartete, dachte sie verdrossen und sah zu Daves Zimmertür. Dann wandte sie sich wieder dem Bildschirm zu und versuchte, nicht daran zu denken, was sich hinter der geschlossenen Tür abspielen mochte.
Ein Bier, zwei Stücke Pizza und den halben Film später fand sie sich schließlich damit ab, dass Dave nicht mit ihr zusammen sein wollte. Sie stellte die übrige Pizza in den Kühlschrank und ging in ihr Zimmer.
Dort fiel ihr Blick auf den Umschlag von Poseidon Cruise Lines auf ihrer Kommode. Vielleicht war eine Kreuzfahrt gar keine üble Idee.
Kapitel 3
E s war spät, als Dave sich endlich von Mandi verabschiedete. Nachdem sie fort war, ertappte er sich dabei, wie er auf Jennas Tür starrte und überlegte, ob er sich jetzt entschuldigen oder lieber bis morgen früh warten sollte. Die Hausaufgaben hatten weit länger als erwartet gedauert, und es konnte gut sein, dass Jenna schon schlief.
Er rieb sich mit einer Hand über sein Gesicht und wollte schon in sein Zimmer zurückkehren, doch etwas in ihm verlangte, Jenna noch einmal zu sehen. Ihre Tür war nicht verschlossen. Leise öffnete er sie weit genug, um zu sehen, dass sie in ihrem Bett lag. Sie mochte alles andere als ein schwaches Geschöpf sein, aber im Schlaf wirkte sie zart und zerbrechlich. Aufs Neue regte sich sein Beschützerinstinkt, den er sogleich verdrängte. Weder passte es zu ihm noch stand ihm zu, ihren Beschützer zu spielen.
Als er die Tür schon wieder schließen und in sein Zimmer gehen wollte, fiel ihm der weiße Umschlag auf ihrer Kommode auf: das Kreuzfahrtticket.
Lautlos eilte er hin und holte ihn, noch bevor er darüber nachgedacht hatte, was er tat. Es sähe Jenna ähnlich, nur um ihn zu ärgern auf diese dämliche Kreuzfahrt zu gehen.
In seinem Zimmer grübelte er, wo er den Umschlag am besten versteckte. Jenna dürfte schnell begreifen, dass er ihn sich »geliehen« hatte. Lächelnd schob er den Brief unter sein Kissen. Zumindest würden sie beide sich in einer interessanten Situation finden, wenn sie versuchte, sich das Ticket zurückzuholen, während er noch schlief.
Dann zog er sich aus, schlüpfte ins Bett und löschte das Licht.
Als Dave am nächsten Tag aufwachte, schloss er aus dem Sonnenstand, dass es gegen Mittag sein musste. Dennoch war ihm nicht nach Aufstehen, weshalb er sich umdrehte, wobei etwas unter seinem Kissen knisterte. Kaum
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