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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Boustany. «Das alles änderte sich, als einer der Generäle Alexanders des Großen, nämlich Ptolemäus, sein Königreich in Ägypten begründete. Die Stadt Alexandria wurde zum Zentrum fortschrittlicher Gelehrsamkeit; die legendäre Bibliothek zeugt noch heute davon. Die Invasoren waren sehr beeindruckt davon, wie die Ägypter die chemeia beherrschten, auch wenn sie ihre Religion nicht davon trennten. Die Griechen machten sich sowohl die Wissenschaft als auch die Religion zunutze. Chemeia wurde mit Mystizismus verwoben, und diejenigen, die sie ausübten, wurden bald wie die Astrologen zu gefürchteten Priestern. Bald übernahmen sie diese Wahrnehmung auch selbst. Der neugewonnene Status schloss alle anderen aus; sie zogen sich hinter den Schleier des Geheimnisvollen, Unergründlichen zurück. Um dem eigenen Mythos Nahrung zu geben, verschleierten sie ihre Schriften mit Hilfe eines Symbolismus, den nur Eingeweihte verstehen konnten. Wissenschaft und Magie waren nun untrennbar miteinander verknüpft. Die Folge war, dass die sogenannte ernsthafte Wissenschaft ins Hintertreffen geriet. Wissenschaftler tauschten sich nicht mehr aus, teilten weder ihre Entdeckungen noch ihre Fehlschläge miteinander. Bald fühlten sich Quacksalber und Scharlatane davon angelockt und brachten die Wissenschaft weiter in Misskredit. Die Verlockung, die größte chemische Herausforderung zu meistern – die Verwandlung von Metall in Gold –, rückte in den Vordergrund. Alles geriet außer Kontrolle, bis zwei Mächte die europäische Wissenschaft praktisch zum Erliegen brachten: zum einen der römische Kaiser Diokletian, der fürchtete, billiges Gold könnte seine Herrschaft untergraben, und deshalb alle bekannten Schriften über chemeia verbrennen ließ. Zum anderen das Christentum, das sich immer mehr durchzusetzen begann und rücksichtslos jegliche ketzerische, heidnische Gelehrsamkeit vernichtete. Auf diese Weise wurde das christliche römische Reich von aller griechischen Wissenschaft gesäubert.
    Im siebten Jahrhundert, als die arabischen Stämme Persien eroberten, entdeckten sie dort die Überreste der griechischen Wissenschaft. Die Schriften faszinierten sie; sie entwickelten das überlieferte Wissen erfolgreich weiter. Um es kurz zu machen:
    Das Goldene Zeitalter ging mit den Invasionen der Mongolen und Türken zu Ende. Später trugen die Kreuzritter die Reste des arabischen Wissens zurück nach Europa. Vor allem die Christen der Iberischen Halbinsel beförderten die Rückkehr der Alchemie, als sie Spanien und Portugal von den Mauren zurückeroberten. Aus al-khimia wurde Alchemie, und Jahrhunderte später erhielt sie den respektableren Namen Chemie. Diese Philosophen und Naturwissenschaftler haben Großes auf dem Gebiet der Chemie geleistet», fuhr Boustany fort. «Sie stellten Säuren her, legierten Metalle und synthetisierten neue Substanzen. Aber über die Jahrhunderte hinweg wurde vor allem eine Substanz gesucht.»
    «Gold», sagte Mia sofort.
    «Natürlich. Die Verlockung, Gold herzustellen, verführte auch die nüchternsten unter diesen Wissenschaftlern. Irgendwann in ihrer Laufbahn waren sie alle davon besessen, das eine zu schaffen, das ihre Schutzherren, die Kalifen und Imame, am meisten interessierte: minderwertige Metalle in Gold zu verwandeln.»
    Mia dachte über seine Worte nach. Sie hatte in Corbens Apartment eine kurze Biographie über Dschabir ibn Hayyan gelesen, den die Europäer Geber nannten. Seine Schriften waren in einem nicht zu entziffernden Code verfasst. Er hatte starke Säuren herstellen können, aber er hatte auch ausgiebig – und erfolgreich – an der Verwandlung von Metallen gearbeitet. Mia hatte dem nicht viel Beachtung geschenkt. Selbst wenn es auch nur entfernt möglich gewesen wäre – was sie nicht glaubte –, hatte sie es angesichts der Entdeckungen im Labor des Hakim nicht für relevant gehalten.
    «Ich glaube nicht, dass es darum geht», sagte sie.
    «Warum nicht?»
    «Es gibt da etwas, das ich noch nicht erwähnt habe», sagte sie zögernd. «Es gibt da einen Kerl, der vielleicht hinter alldem steckt. Er … er hat irgendwelche schrecklichen Experimente gemacht.»
    Boustany schwieg einen Moment. «An Menschen?»
    «Ja.»
    «Dann ist dieser Kerl vielleicht wirklich hinter dem iksir her», sagte er nach kurzem Nachdenken.
    «Wieder dieses iksir . Wovon zum Teufel reden Sie?»
    «Eine fixe Idee, so alt wie die Menschheit. Haben Sie nie davon gehört? Das Gilgamesch-Epos, eine der ältesten

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