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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Antiquitätenhändler die Nacht in Diyarbakir verbrachte, einer Stadt im Südosten der Türkei, ungefähr fünfzig Meilen weit von der syrischen Grenze entfernt. Corben hatte vermutet, der Mann werde nach Mardin fahren, denn das lag zwei Autostunden näher an der irakischen Grenze. In beiden Städten gab es einen Flughafen, aber der in Diyarbakir war größer, wie auch die Stadt größer war, und Fremde erregten dort nicht so viel Aufmerksamkeit. Olshansky hatte den Händler bis auf fünfzig Meter orten können. In einer so entlegenen Gegend wie Diyarbakir war das die Grenze des Möglichen.
    Corben musste sich überlegen, wie er dort hingelangte, ohne dass seine Kollegen ahnten, was er dort vorzufinden hoffte. Die CIA hatte Agenten in der Region, aber er wollte diesen Einsatz nicht delegieren. Er wollte selbst vor Ort sein, und er wollte nicht, dass Hayflick – oder sonst jemand – den wahren Grund dafür kannte. Er hatte sich mittlerweile überlegt, Olshanskys Handy-Ortung als Vorwand zu benutzen und zu sagen, es handele sich um jemanden, den Faruk vom Café aus angerufen habe und der vielleicht von Interesse sei. Bis Diyarbakir waren es nur ungefähr dreihundert Meilen. Mit einem kleinen Flugzeug würde er nicht mehr als zwei Stunden brauchen. Gleich morgen früh würde er sich darum kümmern müssen, wenn er rechtzeitig da sein wollte, um den mysteriösen Käufer zu sehen.
    Der Gedanke an diese Begegnung gefiel ihm, und bald darauf versank er in den dringend benötigten Schlaf.
     
    Zwei Etagen über Mias Zimmer hob Kirkwood den Blick von seinem Laptop und verfolgte mit halbem Auge Mias Fernsehauftritt. Die Presseleute der Botschaft hatten gute Arbeit geleistet, und Mia ebenfalls: Die Entführer ihrer Mutter würden den Wink verstehen.
    Aber seine Gedanken waren ganz woanders, sein Blick kehrte zurück zum Bildschirm seines Laptops und zu der unheilvollen Datei, die sein UN-Kontaktmann ihm gemailt hatte. Einmal hatte er sie schon gelesen, und jetzt tat er es zum zweiten Mal.
    Es war die Akte des Hakim.
    Sie warf auch ein wenig Licht auf Corben: Er war der Agent, der den Auftrag hatte, ihn aufzuspüren. Corben selbst war sauber; seine Einsätze waren Teil der Außendiensttätigkeit der CIA im Mittleren Osten. Was Kirkwood erschütterte, waren die Informationen über den Hakim.
    Seine Kontaktleute im Irak hatten immer wieder erwähnt, dass sich in den letzten Jahren ein paarmal jemand nach dem Uroboros erkundigt hatte, aber er hatte nie feststellen können, wer hinter diesen Erkundigungen stand. Unter Saddam hatten die Menschen Angst, zu reden.
    Und in diesem Fall noch mehr als sonst.
    Er ging das Dossier noch einmal durch. Abscheu schnürte ihm die Kehle zu. Was man im Irak gefunden hatte, war mehr als grauenhaft. Die Autopsien, die man an mehreren auf dem Anwesen des Hakim entdeckten Leichen vorgenommen hatte, bestätigten in entsetzlichen Einzelheiten, was dieser Mann getan hatte. Was er anstrebte, war so gut wie eindeutig.
    Viele der Techniken, die er einsetzte, hatte die Wissenschaft an Labortieren, hauptsächlich an Mäusen, mehr oder weniger erfolgreich erprobt. Es ging darum, die Tiere zu verjüngen oder ihr Leben zu verlängern. Das Furchtbare war, dass der Hakim keine Mäuse benutzt, sondern die gleichen Experimente an Menschen durchgeführt hatte.
    Ein aufsehenerregendes Experiment, das zu Anfang der neunziger Jahre von italienischen und amerikanischen Neurowissenschaftlern unternommen worden war, hatte darin bestanden, Gewebematerial aus den Zirbeldrüsen jüngerer Mäuse in ältere Tiere zu verpflanzen und umgekehrt. Einfach gesagt, waren die älteren Mäuse dabei jünger und die jüngeren älter geworden. Die älteren sahen gesünder aus, liefen mit erstaunlicher Energie in ihren Käfigen und Laufrädern herum und überlebten die Kontrollgruppe der gleichaltrigen Tiere, während das Fell der jüngeren seinen Glanz verlor. Sie wurden außerdem so schwerfällig, dass sie einfache Tricks, die sie vor der Transplantation beherrscht hatten, nicht mehr zustande brachten, außerdem starben sie früher. Bei der Autopsie der Tiere zeigte sich, dass innere Organe der älteren Mäuse, in die das Gewebetransplantat der jüngeren eingepflanzt worden war, ebenfalls auffallend verjüngt erschienen. Da die Zirbeldrüse für die Produktion des Hormons Melatonin zuständig ist, schrieb man die Verjüngung dem erhöhten Melatoninspiegel bei den Empfängertieren zu. Was auch der Auslöser für den dann einsetzenden

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