Immortalis
zusammen. Ein gurgelndes Keuchen drang aus seiner Kehle. Bewegungslos blieb er liegen und versperrte mit seinem schweren Körper die Tür.
Corben atmete durch, duckte sich neben die Tür und lauschte angestrengt in die Totenstille. Der Mann draußen rief: «Fawwas?»
«Er ist tot, du Arschloch», schrie Corben. «Und du bist der Nächste. Ich habe seine Waffe.»
Was nicht ganz stimmte. Noch nicht, jedenfalls.
Corben runzelte die Stirn und wartete angespannt auf eine Antwort. Aber da kam nichts. Dünne Lichtstrahlen aus dem Treppenhaus drangen durch die Einschusslöcher in der Tür und warfen ein weiches Licht in die Diele und auf den Toten. Corben sah sich um und suchte nach der Pistole. Im Geiste ging er seine Möglichkeiten durch. Keine davon sah besonders vielversprechend aus. Unvermittelt erlosch das matte Licht. Die Treppenhausbeleuchtung hatte sich wieder ausgeschaltet, und der Killer draußen dachte nicht daran, sie wieder einzuschalten. Stattdessen hörte Corben, wie er einen anderen Namen rief: «Wassim!» Dann folgte ein schroffer Befehl, der gespenstisch durch das Treppenhaus hallte. Vermutlich rief der Pockennarbige den dritten Mann von unten zu sich herauf.
Je mehr, desto besser.
Nein.
Corben spähte angestrengt durch die Dunkelheit nach der Pistole des Toten. Schließlich entdeckte er sie am anderen Ende der Diele, gegenüber der Tür, wo jeder, der hereinkam, sie gleich sehen würde. Sie zu holen, wäre riskant. Corben wäre dabei völlig ungeschützt.
Während er noch überlegte, hörte er schnelle Schritte auf der Treppe. In wenigen Sekunden würden die Killer ihm gegenüberstehen – mit zwei automatischen Pistolen gegen sein kümmerliches Küchenmesser. Er musste sofort handeln. Er stieß sich von der Wand ab und hechtete nach der Pistole. Im selben Moment traten die Killer draußen die Tür auf. Der Leichnam blockierte sie. Sie stemmten sich von außen dagegen und schoben ihren toten Freund weiter in die Diele. Gleichzeitig ließen sie einen Kugelhagel los, der rings um Corben explodierte. Mehrere Kugeln prallten um ihn herum vom Boden ab, als seine Finger die Pistole erreichten. Er riss sie an sich und war mit einem Satz im Wohnzimmer. Weitere Schüsse schlugen nur eine Handbreit neben ihm in den Türrahmen ein.
Er stürmte durch das dunkle Zimmer und ging hinter Evelyns Schreibtisch in Deckung. Mehrere Kugeln bohrten sich knirschend in das Eichenholz. Er kam kurz hoch und feuerte ein paarmal schnell hintereinander, sodass der Killer sich neben die Tür zurückziehen musste. Der Abstand zwischen ihnen betrug höchstens noch fünf Schritte. Da das Wohnzimmer im Dunkeln lag, war es für beide schwierig, gezielt zu schießen. Corben hatte immerhin den Vorteil, dass er den Grundriss der Wohnung kannte. Das konnte ihm genau die zusätzlichen Sekunden einbringen, die er brauchte, um zu Mia zu gelangen.
Corben warf einen kurzen Blick auf die Pistole in seiner Hand. Selbst in dem spärlichen Lichtschimmer, der am Rand des Vorhangs hereinfiel, konnte er erkennen, dass es eine SIG-Sauer war, genauer gesagt, eine P226. Nicht eben ein elegantes Design, aber eine über die Maßen präzise und zuverlässige Pistole. Es war nicht die übliche Makarow, die es in dieser Gegend im Dutzend billiger gab. Diese Typen – und wer immer sie beauftragt hatte – hatten Zugang zu guten Waffen und außerdem die nötigen Mittel dafür. Corben rechnete kurz nach, wie viel Schuss er noch übrig hatte. Das zweireihige Magazin enthielt fünfzehn Patronen, und dazu kam eine in der Kammer. Wenn er davon ausging, dass das Magazin voll gewesen war, bevor die Gangster die Tür zerschossen hatten – was ziemlich sicher war –, dann hätte er jetzt vielleicht noch ein halbes Dutzend Patronen in der Waffe.
Bestenfalls.
Es klickte ein paarmal. Die Killer probierten erfolglos die Lichtschalter aus. Corben hörte einen kurzen, hitzigen Wortwechsel zwischen den beiden. Zweifellos planten sie ihren nächsten Schritt. Er beschloss, den Moment der Ablenkung zu nutzen. Sorgsam darauf bedacht, keine kostbaren Patronen zu vergeuden, gab er zwei Schüsse ab und sprang dann hinter dem Schreibtisch hervor. Er rannte durch das Zimmer und warf sich hinter das große Sofa vor dem Balkon. Mehrere gedämpfte Schüsse zerschmetterten den Beistelltisch zu seiner Rechten und zwei Bilderrahmen, die darauf standen. Er erwiderte das Feuer nicht, sondern wartete mit gespitzten Ohren darauf, dass einer der beiden Killer in sein Gesichtsfeld
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