Immortals After Dark 12 - Lothaire
als dass er sie hätte schlagen können. Darum wünschte ich mir, dass ihre Mörder mich niemals finden könnten, und der Ring stellte sicher, dass ich für alle Zeit ihrem Zugriff entzogen war: Er sorgte dafür, dass meine anderen Feinde mich eine ganze Ewigkeit lang in jenes Grab sperrten.« Sie starrte eine Weile mit ihrem einzigen Auge vor sich hin, ehe sie sich Lothaire wieder zuwandte. »Bis du dann kamst und mich aufwecktest. Sogleich spürte ich, dass Saroya nicht länger eine Göttin war. Ich verhinderte, dass du meinen eigenen Ring dazu einsetzen konntest, ihr auf irgendeine Weise neue Macht zu verschaffen.«
»Das ergibt doch keinen Sinn, Dorada. Saroya hätte gar keinen Grund gehabt, dich ermorden zu lassen. Welche Bedeutung hättest du für eine Göttin?«
Ellie sah nur noch verschwommen. Sie verlor immer mehr die Kontrolle, konnte sich nicht länger halten …
Dorada sah Lothaire mit gerunzelter Stirn an. »Du weißt nichts von der Prophezeiung?«
»Wovon redest du überhaupt?«, stieß er hervor. »Welche Prophezeiung?«
Dorada schien amüsiert. »Hmm. Es reicht, wenn du weißt, dass sie kurz vor ihrer Erfüllung steht.«
Bei diesen Worten stieß Ellie einen Schrei aus und brach zusammen. Ihr wurde schwarz vor Augen.
Saroya fühlte sich gezwungen, in Erscheinung zu treten. Blinzelnd öffnete sie die Augen. Sie befand sich in Lothaires Zimmer. Die Hand auf die Stirn gedrückt erhob sie sich auf die Knie … um festzustellen, dass sie von Wendigos umzingelt war.
Sie stand ihrer alten Nemesis gegenüber.
Die Weissagung!
Angst stieg in ihr auf und schnürte ihr die Kehle zu. Doch Saroya entschloss sich zu einem Bluff und verhielt sich, als wäre sie immer noch mächtig.
»Dorada«, sagte sie in höhnischem Tonfall. »Das muss ja eine Ewigkeit her sein.«
Die Vergoldete grinste, sodass zwischen leuchtend weißen Zähnen schwarze, verfaulte sichtbar wurden. »Du bist nicht länger die katzenäugige Göttin«, sagte sie. Ihre knarzende Stimme wurde offenbar durch eine Art Übersetzungszauber gefiltert.
»Und dich kann man nicht länger ansehen, ohne dass einem übel wird. Wie passend, dass du die Gesellschaft dieser sabbernden Bestien suchst.«
»Regeneration.« Dorada zuckte mit den Achseln. Ihr üblicher Schmuck blendete den Betrachter fast: Die Goldplatten wirkten so schwer, dass sie die verweste Gestalt zu zerquetschen drohten. »Dein Mann hat mir schlimmen Schaden zugefügt. Ich wollte Rache an Lothaire. Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich dabei auch dir deine gerechte Strafe zukommen lassen kann.«
Das konnte alles nicht wahr sein.
Es wurde vorhergesagt … Es wurde vorhergesagt …
Grauenhafte Angst überkam Saroya, aber sie zwang sich, lässig abzuwinken.
»Was kannst du mir schon antun?« Schwitze
ich etwa vor Furcht?
»Ich bin eine Göttin.«
»Du verfügst über keinerlei Macht. Außerdem bist du das pure Böse und unterstehst damit meiner Herrschaft. Soll ich nun tun, was vor so langer Zeit prophezeit wurde?«
Saroya schluckte. »Solltest du es versuchen, wirst du versagen. Und dann werde ich dich mit dem Zorn einer Göttin zerschmettern.«
Dorada grinste selbstgefällig, sodass ihr Gesicht sich zu einer abstoßenden Maske verzog. »Ich glaube, das werde ich riskieren.«
Saroya wandte sich an Lothaire. »Tu etwas, Vampir.«
Seine Muskeln waren verkrampft, seine Miene starr, aber er rührte sich nicht vom Fleck. Offensichtlich stand er ganz und gar unter Doradas Einfluss.
»Verschone Saroya, Sorcera. Es muss doch einen anderen Weg geben, um diesen Streit beizulegen.«
Da begriff sie. Lothaire tat so, als wäre sie seine Braut, weil er wusste, dass Dorada sie austreiben würde, um ihn zu bestrafen.
Er hatte also tatsächlich einen Weg gefunden, seine Gelübde zu umschiffen. »Dorada, ich bin nicht seine Braut! Wenn du dich an Lothaire rächen willst, musst du …«
»Warum verleugnest du mich jetzt, Saroya?«, rief Lothaire.
Dorada hob die Hand und sandte mit ihren gespreizten Fingern mystische Energie in Saroyas Richtung. Der Goldschmuck an ihrem Körper leuchtete auf, ihr Auge funkelte. Die Wendigos heulten, als die Luft sich elektrisch auflud.
»Nein!«, schrie Saroya. »Tu das nicht!«
»Ich hätte dir nie etwas zuleide getan, Göttin, hätte dich nie ins Visier genommen, wenn du mir nicht deine Assassinen auf den Hals gehetzt hättest. Du Närrin! Du hast mich erst auf diesen Weg gebracht. Du hast dafür gesorgt, dass sich die Prophezeiung erfüllt.«
»Dafür wirst
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