Immortals After Dark 12 - Lothaire
translozieren konnte, bearbeiteten sie schon sein Gesicht mit ihren Klauen, sodass er blutige Striemen davontrug.
»Sind Sie in Ordnung, Mr Lothaire?«
Schmerz. Klammere dich an einen Fetzen Vernunft. Zeige keine Schwäche, lass niemanden Zeuge deines Wahnsinns werden.
Als ihm Blut auf die Lippe tropfte, schoss seine Zunge hinaus, um es zu kosten. Er schmeckte eine Kopfnote von Elizabeths Blut, gemischt mit seinem eigenen Blut, und es beruhigte ihn.
Die Wraiden verlangsamten ihren wilden Flug, und ihre Anführerin blickte ihn mit ihrem gespenstischen Gesicht an.
»Ich allein weiß, wie ihr vernichtet werden könnt«, knurrte Lothaire. »Rühre mich noch einmal an, Geißel, und ich werde es dir demonstrieren.«
Sie kreischte, und Lothaire grinste höhnisch. »Ich kannte dich, als du noch hübsch warst.«
Für einen Sekundenbruchteil legte sich ihr früheres Antlitz, das einer schönen makedonischen Kriegerin, über ihre jetzige Fratze.
»Hab ich dich nicht sogar gefickt, als du noch hübsch warst?«, erkundigte sich Lothaire in nachdenklichem Ton.
Ein weiterer wütender Schrei, und sie wurde wieder von dem aufbrausenden Sturm erfasst und davongewirbelt.
Lothaire zuckte mit den Achseln. »Ich schätze, das war ein Ja.« Nun zu Chase.
Thaddeus ließ sich einfach nicht abschütteln. »Was wollen Sie eigentlich von D.C. ?«
»Ich werde in seinen Kopf eindringen und seine Gedanken lesen.«
»Wie denn?«
Lothaire flehte den Himmel um Geduld an. »Ich habe sein Blut getrunken«, erwiderte er kurz angebunden, »und ihm dann später mein eigenes zum Geschenk gemacht. Zwischen uns besteht nun für alle Zeit eine Brücke.«
»Das haben Sie dann also gemeint, als Sie Regin wegen der unzerbrechlichen Bindungen gewarnt haben.«
Zum Teil.
Thaddeus baute sich vor Lothaire auf. »Warum sollte ich diese Gedankenverschmelzung mit D.C. – oder was das auch ist – zulassen?«
Lothaire stieß ein bitteres Lachen aus. »Was kannst du schon tun, um mich aufzuhalten? Und jetzt tritt beiseite.« Beinahe hätte er hinzugefügt: »Oder ich töte deine geliebte Adoptivmutter und -großmutter für deine Unverschämtheit«, aber da stieg das
rána
in seiner Kehle auf.
Es wäre also eine Lüge.
Warum sollte ich nicht zwei völlig bedeutungslose Menschen töten?
Warum sollte es auch nur die Spur einer Verbindung zwischen ihm und Thaddeus geben?
Weil es diesen einen Augenblick mit dem Jungen gab, der mich berührte. Eine Demonstration von Loyalität …
Thaddeus straffte die Schultern. »Ich könnte Alarm schlagen.«
Und ich könnte dir die Kehle herausreißen, ehe du auch nur Luft geholt hast, um zu schreien.
Aber aufgrund ihrer früheren Interaktionen würde Lothaire ihn heute Abend verschonen.
»Ich habe vor, Chases Erinnerungen zu benutzen, um Commander Webb zu finden – den Mann, der unsere Entführung und diese lästigen Experimente angeordnet hat. Er könnte deiner Familie immer noch Schaden zufügen.«
Und dieser Mann hält den Schlüssel zu meiner Zukunft in Händen, in Form eines Rings.
Die Fänge des jungen Mannes schossen hervor. »Ich will ihn auch jagen.«
»Wie kommst du nur auf die Idee, ich bräuchte Hilfe bei einer Blutrache?«
Oder brauche ich sie doch?
Lothaire hatte bislang nicht einmal seine ersten, ältesten Rachepläne ausgeführt. Er dachte an Olya, diese menschliche Frau in Helvita, und daran, wie sehr er sich danach sehnte, sie zu ermorden. Sie war von Stefanowitsch leer getrunken worden, lange bevor Lothaire an sie herankommen konnte.
Er erinnerte sich an die Menschen, die seine Mutter so grausam misshandelt hatten. »
Räche mich!
«, hatte Iwana geschrien.
Doch erst jetzt befand sich Lothaire an der Schwelle zur Vergeltung.
Sergei endlich finden …
»Ist mir egal, ob Sie mich brauchen, Mr Lothaire. Ich will auch meine Rache haben. Außerdem sind wir Freunde, und Freunde halten einander den Rücken frei. So wie Sie und ich auf der Insel.«
Im Chaos der Flucht mochte es ein-, zweimal passiert sein, dass Lothaire dem Jungen das Leben gerettet hatte, ohne eine Gegenleistung von Thaddeus erhalten zu haben, aber im Endeffekt diente es nur Lothaires eigenen Zielen.
Gleichzeitig hatte er Thaddeus dafür auch ein paarmal in Lebensgefahr gebracht.
Lothaire beendete die Diskussion barsch. »Wir reden später darüber.«
Damit diese Feststellung auch tatsächlich der Wahrheit entsprach, stellte sich Lothaire den Inhalt ihres Gesprächs vor.
Thaddeus würde fragen: »Kann ich mit Ihnen
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