Immortals After Dark 12 - Lothaire
gekämpft, die er hasste, während er sich am liebsten nur an ihr gerächt hätte. Er hatte sich auf die Seite diverser Dämonarchien geschlagen und einige sogar davon überzeugt, dass er der leibhaftige Teufel sei, der sich zum Ziel gesetzt habe, sie alle in die Hölle zurückzuführen. Er hatte einem Vampirkönig Gefolgschaft geschworen – einem König, der auf Lothaires Thron gesessen hatte.
»Wenn dir diese Königreiche so wichtig sind, warum hast du sie überhaupt erst verloren?«
»Ich kann wohl kaum erwarten, dass du die politischen Machenschaften der Vampire durchschaust.«
Sie sah ihn mit zur Seite gelegtem Kopf an. »Hat sich denn keiner deiner Schuldner je gedrückt?«
»Ein Eid, der auf den Mythos geleistet wird, kann nicht gebrochen werden.«
»Dann bin ich überrascht, dass sie dich nicht einfach umzulegen versuchen.«
»Oh, aber das tun sie, ununterbrochen«, sagte er. »Jetzt werden sie auch hinter dir her sein, weil sie glauben, sie könnten dich gegen ihre Schuld eintauschen oder aber ein Kopfgeld kassieren. Und dann sind da natürlich noch diejenigen, die nur auf Vergeltung aus sind, die Rache für irgendeinen Mord wollen, den ich begangen habe.« Er sah ihr in die Augen. »Und es waren viele.«
Sie wich seinem Blick nicht aus. Im Gegenteil, er konnte sich des unheimlichen Gefühls nicht erwehren, dass sie es war, die ihn studierte.
Das Insekt will das Vergrößerungsglas verstehen.
»Nennt man dich darum den Erzfeind?«
»Zum Teil. Aber auch, weil ich wie eine Seuche alle paar Jahrhunderte auftauche und Unmengen von Lebewesen töte, ehe ich wieder verschwinde.« Manchmal auch unfreiwillig.
»Und auf mich ist tatsächlich ein Kopfgeld ausgesetzt?«
Wenn Lothaire herausfand, wer das getan hatte, würde Blut fließen. »Meine Braut war gewiss vorher schon das Ziel Nummer eins in der Mythenwelt. Jetzt werden es zusätzlich Tausende auf die Belohnung abgesehen haben – und sie werden glauben, dass du mein bist. Sie werden Orakel benutzen, um jeden deiner Schritte zu überwachen. Also, wenn es dir irgendwie gelingen sollte, aus diesen Grenzen zu entfliehen, dann würdest du innerhalb von Sekunden entführt werden. Sie würden dir grauenhafte Dinge antun.«
Sie hob die Brauen. »Ich kann mir kaum vorstellen, wie schrecklich etwas sein müsste, damit
du
es grauenhaft nennst. Aber wenn sie mir den Tod anbieten sollten … vergiss nicht, dass ich sterben
will
.«
»Einige Feinde würden dir das Leben nehmen. Die meisten würden dich behalten. Ein anatomisch inkorrekter Seegott würde nichts mehr genießen, als
deine Tiefen auszuloten
und dir deine Jungfräulichkeit zu rauben. Meine Vampirfeinde würden dich am Leben erhalten, um von dir zu trinken, sie würden dich jahrzehntelang Nacht für Nacht beißen. Dämonen würden dich in ihren berühmt-berüchtigten Harems halten, wo du als Hure an sämtliche Kreaturen ausgeliehen würdest, die ein schönes Sümmchen springen lassen, um Lothaires Braut zu demütigen. Du würdest lernen, Dämonenhörner auf die erniedrigende Art und Weise zu polieren.«
Sie schluckte. »Harems und Hurerei und Hörner, hm?«
»Auf einmal sieht das Schicksal, das ich für dich vorgesehen habe, gar nicht mehr so entsetzlich aus, was?«
Sie kehrte zu dem Sofa zurück und setzte sich wieder, diesmal etwas weniger steif als vorher. »Nur, um das noch einmal klarzustellen. Mein Schicksal wird folgendermaßen ablaufen: In einem bis dreißig Tagen wirst du meine Seele davonjagen – wohin auch immer Seelen so gehen –, und meine Familie wird von dir in Ruhe gelassen werden.«
»So in etwa.« Er verwendete eine seiner Lieblingsphrasen. Das Mädchen würde davon ausgehen, dass er sich damit auf die Anzahl der Tage bezog, während er den Teil meinte, in dem er ihre »Seele davonjagte«. Er würde ihre Seele auslöschen …
»Wenn du ›So in etwa‹ sagst, meinst du dann die ein bis dreißig Tage oder den Rest?«
Kleine Hexe. »Du solltest mich lieber fragen, warum die Anzahl der Tage nicht feststeht.«
»Also gut. Lothaire, warum steht die Anzahl der Tage eigentlich nicht fest?«
»Ich habe dir doch erzählt, dass ich einen besonderen Ring benötige, um Saroya in einen Vampir zu wandeln. Derselbe Ring wird deine Seele aus deinem Körper befreien.«
Keine Lüge.
»Es könnte Wochen dauern, ihn zu finden.«
»Verstehe. Ich will mich ja nicht beschweren, aber wenn du doch angeblich ganz dringend etwas finden musst, warum hast du dann heute Nacht versucht zu schlafen? Ist
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