Immortals After Dark 12 - Lothaire
macht mich sauer. Wir haben absolut nichts gemeinsam.«
»Wie wahr. Du bist …«
»Ach, spar dir den Atem«, unterbrach sie ihn. »Ich weiß schon, ich bin ihr in jeder Weise unterlegen, bla, bla, bla.«
Er hob eine Augenbraue und fuhr fort. »Was die gemeinsamen Interessen angeht, so werden Saroya und ich zusammen regieren und unsere Nachkommen beschützen und erziehen.«
Meine Nachkommen!
»Ich kann mir nur schwer vorstellen, was eine Göttin des Todes ihren Kindern so beibringen würde.«
»Du wirst keine Zwietracht säen. Deine List ist zu durchschaubar.«
»Eine List wäre es nur, wenn ich unehrlich wäre. Ansonsten ist es nämlich eine Feststellung. Und ich zweifle aufrichtig an Saroyas elterlichen Fähigkeiten, von deinen ganz zu schweigen.«
Er runzelte die Stirn, wirkte plötzlich nachdenklich.
»Hast du denn nie darüber nachgedacht, was es heißt, Vater zu sein?«
»Es wäre ein Risiko, auch wenn nur wenige es wagen würden, Saroyas Nachkommen etwas anzutun. Sicherlich würden meine Vampirfeinde niemals …« Er begab sich zum Balkon und blickte hinaus. Als eine Brise durch sein Haar strich, verspannten sich seine Schultern. »Nebel steigt auf«, sagte er in merkwürdigem Tonfall.
Das führte einfach nirgendwohin. »Hab ich dich jetzt genug unterhalten, Vampir? Ich bin müde. Diese minderwertige Sterbliche muss sich endlich ausruhen.«
Er drehte sich zu ihr um. »Du wirst hier schlafen.« Sie starrte ihn ungläubig an. »Ich übertreibe nicht, wenn ich von der Bedrohung spreche, der du ausgesetzt bist. Ich hatte gehofft, getrennte Räume bewohnen zu können, nicht weil ich dir deine Privatsphäre zugestehen wollte, sondern um dich nicht ansehen zu müssen. Unglücklicherweise können wir uns diesen Luxus nicht leisten.«
»Schön.« Sie erhob sich, holte ein Kissen und eine Decke aus ihrem Zimmer und kehrte zu dem Sofa zurück.
»Rühr mich ja nicht an, wenn ich schlafe«, warnte Lothaire sie. »Und komm mir nicht zu nahe.« Als er ihr streng in die Augen sah, erinnerte sie sich auf einmal an die gruseligen Schreie, die aus seinem Zimmer gedrungen waren, als er das letzte Mal geschlafen hatte. »Ganz gleich, was geschieht.«
26
Wo bin ich jetzt?
Lothaire erwachte schon wieder im Schnee, diesmal aber am Tag. Das gefilterte Sonnenlicht auf seiner Brust fühlte sich an, als würde ein Lederriemen ihm langsam die Haut vom rohen Fleisch abschaben.
Er beschattete die Augen und blickte sich um. Sein Herz pochte heftig in seinen Ohren.
Oh, ihr Götter, nur das nicht …
Er kniete mitten im Wald. Überall um ihn herum standen Bäume, die Blut weinten. Die Morgensonne schien durch die knorrigen Äste, auf die nässende Rinde.
Wieder war er an einen Ort seiner Vergangenheit zurückgekehrt: den Blutwurzelwald, der an Burg Helvita grenzte.
Innerhalb dieser Mauern bin ich aufgewachsen. Später wurde ich in diesen Wäldern gefoltert.
Der ständige, unnachgiebige Druck der Erde über ihm, als hätte die Erde sich von ihm genährt, ihn wie eine Mahlzeit verdaut …
Seit König Demestrius’ Tod war er nicht mehr hierher zurückgekehrt. Jetzt hielten loyalistische Vampire die Burg besetzt, in der kein König mehr residierte, und warteten auf einen Erben, der zwei Qualifikationen besitzen musste: Er musste den Heiligen Durst ehren, und er musste ein legitimer Spross der königlichen Blutlinie sein.
Angeführt von einem Soldaten namens Tymur der Treue hatten sie bisher alle Anwärter zurückgewiesen.
Tymur würde Lothaire umbringen, sobald er ihn zu Gesicht bekäme.
Warum bin ich an diesen Ort des Verrats zurückgekehrt?
Warum konzentrierte sich sein Unterbewusstsein auf diese Erinnerung an seine Folter …?
Kaltes Metall küsste seinen Nacken. Ein reales Schwert? Oder eine eingebildete Bedrohung?
Langsam wendete er den Kopf, um zwei Wachen vor sich zu sehen: einen gehörnten Dämon und einen Cerunno. Sie hatten sicherlich den Befehl, ihn gefangen zu nehmen und zu verhören.
Der Dämon hätte sich mithilfe von Teleportation in Sicherheit bringen können; die Schnelligkeit der Cerunnos war legendär. Und doch blieben sie.
Dann haben sie keine Ahnung, wer ich bin.
»Wer wagt es, diesen geheiligten Boden zu betreten?«, fragte der Dämon.
Lothaire fletschte die Fänge
. Ich werde mich mit einer Geschwindigkeit translozieren, der sogar sie nicht folgen können, hinter dem Dämon auftauchen und ihm meinen Namen ins Ohr flüstern. Er wird vor Furcht erzittern, ehe ich ihm den Kopf vom Hals reiße. Der
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