I#mNotAWitch 1
versuchte sich genauso zu kleiden und zu verhalten wie der Donovan-Oberhaupt. Seit einigen Jahren färbte sie ihr rabenschwarzes Haar sogar blond, um dann die selbe Frisur wie meine Mutter zu tragen.
James Elliot war ein schnippischer Kerl, der alle anderen verspottete, und sich und seine Familie für besser hielt.
Und sogar Tyler war mir lieber als ihr hochnäsiger Sohn, Colin.
Ich erinnerte mich an die Worte meiner Mutter, die sie letzte Nacht an mich gerichtet hatte. Sie hatte gesagt, dass ich die Vampire ausspionieren sollte. Meinetwegen. Ich würde es tun. Doch dann konnte sie nicht von mir erwarten, dass ich um ihre Gäste herumtänzelte und ihnen Essen und Getränke servierte, wie Savannah es tat. Ich respektierte meine älteste Schwester für ihren Fleiß, doch ich würde mich nicht so einfach von meiner Mutter ausbeuten lassen. Obwohl, vielleicht ja doch. Wenn ich ihr alles über die Vampire anvertraute, dann nutzte sie ja auch mich aus. Aber ich hätte wenigstens ein wenig Luft zum Atmen und könnte eine völlig andere Welt kennenlernen, in der nicht nur über etwas gesprochen wurde, sondern die überirdischen Wesen tatsächlich Kräfte besaßen. Es würde meine Neugier stillen und mich von meiner Mutter und ihren Gästen so weit weg wie nur möglich bringen.
Ja, ich hatte mich entschlossen. Ich würde meine Ängste runterschlucken und Jack kennenlernen. Und seine Freunde.
Ich spürte, wie mein Herz in meiner Brust aufgeregt flatterte, während ich mit Bailey über ihr Leben in Waukegan redete.
Als unsere Eltern einige Stunden später mit den Elliots ankamen, saßen wir – Phoebe, Bailey und ich – auf der Bank im Garten und genossen die Nachmittagssonne, die die Wiese und die Kräuter in einen blassen Schein hüllte. Etwas weiter abseits saß Tyler und schmollte, da ich die letzten Stunden über tatsächlich kein Wort mit ihm gewechselt hatte. Er hockte auf dem Kieselweg, zu dessen beiden Seiten meine Mutter die verschiedensten Gemüsesorten angebaut hatte, und spielte mit seinem Handy. Hin und wieder blickte er in meine Richtung, doch ich ignorierte ihn. Ich hatte ihm zu viele Chancen gegeben. Und er hatte sie alle zertreten.
Nachdem die Tür geläutet hatte, stürmte Savannah in den Garten und fuchtelte hektisch mit ihren Armen. Wieder hingen all ihre blonden Haarsträhnen um ihr Gesicht herum, da sie den Mittag in der Küche verbracht und gekocht hatte. „Jetzt kommt schon! Phoebe! Quinn! Helft mir! Wir müssen ihnen Kaffee und Gebäck reichen!“
Sie begann mir in ihrer Aufregung leid zu tun, daher richtete ich mich auf und folgte ihr in die Küche. Auch Phoebe kam und stellte die Tassen auf ein Tablett, um sie ins Wohnzimmer zu tragen. Aus dem Flur erklangen die Stimmen der Erwachsenen.
Bald erschien unsere Mutter in der Küche, stellte sich hinter die Theke und starrte uns abwartend an. „Savannah, wie weit ist das Essen?“
„Pünktlich um sieben Uhr wird es fertig sein“, lächelte Savannah scheu.
„Eine halbe Stunde eher wäre mir lieber“, murmelte unsere Mutter und streifte ihren smaragdgrünen Schal ab. „Die Elliots sind extra aus Toronto angereist, um bei unseren Feierlichkeiten dabei zu sein. Sie sind müde und hungrig.“ Sie warf einen Blick auf die leeren Tassen, die Phoebe aus dem Schrank nahm. „Und wie weit ist der Kaffee? Ihr könntet euch wirklich mal beeilen. Manchmal schäme ich mich ja fast für euch.“
„Verzeih, Mutter“, murmelte Savannah und riss Phoebe die Tassen aus der Hand. „Ich war die ganze Zeit alleine in der Küche. Die anderen haben im Garten herumgealbert.“
„Na ja“, ich hob abwehrend die Hände, „ich habe auch eigentlich andere Pflichten, nicht wahr, Mutter?“
Sie lächelte mich kalt an und nickte. „Also wirst du mir den Gefallen erweisen?“
„Natürlich. Doch dann werde ich nicht allzu viel Zeit mit deinen wundervollen Gästen verbringen können.“ Ich spürte, wie Savannah und Phoebe stehen geblieben waren und unserem eigenartigen Gespräch gebannt lauschten.
„Das spielt für den Anfang keine Rolle. Du wirst ja andere Aufgaben erledigen müssen.“
„Gut.“
„Wann wirst du damit beginnen?“
„Ich weiß noch nicht. Vielleicht heute Nacht.“
Sie betrachtete mich nachdenklich. Dann nickte sie. „Einverstanden. Doch du wirst auf dich aufpassen müssen, in Ordnung?“
„Selbstverständlich.“ Wie sollte ich denn bitte in Gegenwart von fünf weiteren Vampiren auf mich aufpassen? Ich konnte nicht weglaufen, da
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