I#mNotAWitch 1
ich jedem Monster einfach die Tür öffne und ihn hereinbitte? Mal ehrlich, was glaubst du, stimmt nicht mit mir?“
Ihre Augen weiteten sich erschrocken. So hatte ich noch nie mit ihr gesprochen. Daraufhin schüttelte sie langsam den Kopf und flüsterte: „So weit hat er dich also schon gebracht, hm? Dass du dich gegen deine eigene Mutter stellst und ihr ins Gesicht lügst? Dabei will ich dich doch nur beschützen!“
Und nun spielte sie die Beschützerkarte aus. Natürlich. Umgehend spürte ich Schuldgefühle in mir aufsteigen, während ich die Röte aus meinem Gesicht zu vertreiben versuchte. Ich fühlte mich schrecklich. Dennoch wusste ich, dass sie diese Worte absichtlich so gewählt hatte, nur um mich zu verunsichern und zu brechen, damit ich ihr die Wahrheit gestand. Doch so einfach ließ ich heute nicht mit mir spielen.
„Ach Mutter, warum glaubst du mir nicht einfach?“
„Weil ich ihn gehört habe! Und weil ich ihn riechen kann!“, rief sie scharf. „Du willst mir doch nicht ehrlich vormachen, dass hier kein Vampir gewesen ist?“
Gut. Ich hatte es versucht. Ich gab auf. Aber ich würde es ihr dennoch nicht eingestehen. Stattdessen zuckte ich mit den Achseln und ließ mich müde auf meiner Bettkante nieder. Sollte sie doch glauben, was sie wollte. Dass ich eine Affäre mit einem Vampir begonnen und ihre Geheimnisse offenbart hatte. Wenn es sie glücklich machte.
Ich wusste, dass sie dieses kurze Gespräch mit Jack nicht gutheißen würde. Nicht umsonst war sie schon vorhin im Wohnzimmer so ausgeflippt. Da hatte ich ihr noch größtenteils die Wahrheit gesagt. Diesmal würde ich ihr nicht diese Genugtuung verschaffen.
„Was wollte er, Quinn?“, fragte sie leise und legte plötzlich ihre Hand auf meine Schulter. „Erzähl mir von ihm.“
Bei ihrer Berührung zuckte ich zusammen. Jetzt spielte sie also die liebevolle Mutter, die mich verstand und liebte. Sie war eine großartige Schauspielerin. Das musste ich ihr lassen.
„Mutter, da ist wirklich nichts dergleichen passiert. Das bildest du dir alles nur ein.“
Sie zog schlagartig ihre Hand zurück, und sah zu Tyler, der halb im Flur stand und uns fassungslos lauschte. „Tyler, Liebes, könntest du mir vielleicht einen Tee von unten bringen? Ich bin wahnsinnig durstig. Und schließ die Tür bitte hinter dir.“
Tyler rührte sich erst nicht von der Stelle. Sobald meine Mutter ihr maskenhaftes Lächeln aufsetzte, fuhr er zusammen und ging rückwärts hinaus, um dann die Tür hinter sich zuzuknallen. Sie hatte ihm einen ganz schönen Schrecken bereitet. Gut so.
Nach seinem Rückzug schoss die Hand meiner Mutter hervor. Ihre Finger krallten sich in meine Haare und zerrten meinen Kopf zurück, sodass ich zu ihr aufschauen musste. Ihr Gesicht war meinem so nahe, dass ich ihren heißen Pfefferminzatem auf meiner Haut spürte.
„Au!“, raunte ich und versuchte mich loszureißen, doch sie hielt mich verdammt fest. Ich konnte mich kein Stückchen bewegen.
„Schau mich an!“, fauchte sie. „Ich bin deine Mutter! Ich habe dich großgezogen!“ Ihre Augen verengten sich. „Wenn du glaubst, dass du mich hinters Licht führen kannst, dann irrst du dich! Du wirst diesen Vampir kennenlernen und mir alles über ihn berichten! Hast du verstanden? Ich will diese Monster ausrotten und dazu brauche ich alle Informationen, die ich sammeln kann! Und wenn du ihr Liebchen sein willst, dann kannst du es meinetwegen auch sein! Doch nur, wenn auch wir als deine Familie einen Vorteil daraus ziehen können!“
Ich traute meinen Ohren nicht. Was sprach sie da für einen Unsinn? Sie war ja wahnsinnig geworden.
„Lass mich los“, bat ich, doch sie gab nicht so einfach nach.
„Ich habe deine Stimme gehört. Ich habe seine Stimme gehört. Ich habe sogar mitbekommen, dass er dir seine Familie vorstellen will. Ist das nicht reizend? Ein Vampir, der sich in eine Hexe verliebt hat. Du wirst ihn davon überzeugen, dass du ihn auch liebst. Dann wirst du alles über ihn und seine abartigen Freunde in Erfahrung bringen, das für unsere Gemeinschaft von Bedeutung ist. Hast du verstanden?“
Sie meinte es tatsächlich ernst. Ich sollte für sie herumspionieren. Sie wollte die Vampire vernichten. Doch aus welchem Grund? Was brachte ihr das? Einen Sinn? Vielleicht hatte sie als Hexe ihre Kräfte verloren, doch nun konnte sie trotzdem etwas bewirken. Sie konnte etwas gegen überirdische Monster unternehmen. War es das? Ich wusste es nicht. Und ehrlich gesagt wollte ich
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