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I#mNotAWitch 1

I#mNotAWitch 1

Titel: I#mNotAWitch 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yuna Stern
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wie er lebte. Ich hatte Angst davor. Mehr Angst, als ich in meinem ganzen Leben vor irgendetwas Angst besessen hatte. Die Furcht, die ich damals bei Tylers Tod verspürt hatte, war nichts dagegen. Nein, bei dem Treffen auf meinen Vater fürchtete ich mich am meisten vor Enttäuschungen und Verletzungen, die mich mein ganzes Leben lang begleitet hatten.
    Konnte ich es ihm wirklich verübeln? Dass er meine kranke Mutter verlassen hatte? Nicht wirklich. Ich würde ja selbst in dem Moment ausziehen, in dem ich die Möglichkeit dazu hätte. Bis vor einigen Monaten dachte ich ja noch, dass ich mit achtzehn Jahren die Tür hinter mir schließen und für immer weg sein würde. Jetzt war ich mir da nicht mehr so sicher.
    Die Anspannung, die von mir Besitz ergriffen hatte, reichte von Kopf bis Fuß. Ich konnte mich nicht rühren. Ich konnte meine Augen nicht schließen. Lucien schien das zu spüren. Er legte seine Hand auf meine Augenlider und schloss sie sachte. Dann flüsterte er an mein Ohr: „Es wird alles gut, Quinn. Du musst es nur endlich wissen.“
    Ihm ging es nicht darum, dass ich es wusste. Er wollte mir nur zeigen, dass er sich für meine Gedanken und Wünsche und Träume interessierte. Er wollte mir die Antwort zu einer Frage liefern, die mich all die Jahre lang gequält hatte.
    Was war mit Richard Donovan passiert? Warum hatte er meine Familie verlassen?
    Ein letztes Mal lauschte ich auf die Stimmen im Bahnhof, in dem noch immer das Schluchzen der Mutter zu vernehmen war, die ihr Kind verloren hatte. Und das Rauschen des Windes.
    Wir landeten vor einem Reihenhaus, dessen Fassade an mein eigenes Zuhause erinnerte. Die Wände waren aus rotem Zinnstein und aus dem Kamin drangen Rauchschwaden. Im Vorgarten war das Gras gemäht, die Herbstblätter der Bäume, die dort standen, waren ordentlich in eine Ecke geräumt, und hinter einem Wohnzimmerfenster entdeckte ich einen laufenden Fernseher, auf dem ein Baseballspiel zu sehen war.
    „Ist das...?“, begann ich, und dachte, dass ich gleich ohnmächtig werden würde.
    Lucien nickte. „Ja, das ist sein Haus. Hier lebt er mit seiner Frau, die er vor zehn Jahren geheiratet hat. Sie weiß nichts von seiner Vergangenheit oder Abstammung. Sie haben zwei Kinder zusammen. Eine sechsjährige Tochter namens Celina und einen neunjährigen Sohn namens Dean. Da kommt seine Frau gerade.“
    Er wies auf einen schwarzen Ford Mustang, der gerade die Straße entlang fuhr und vor dem Haus anhielt. Daraus stieg eine blonde Frau – meiner Mutter von Aussehen und Statur nicht gerade unähnlich –, beladen mit mehreren Einkaufstüten, aus denen Selleriestangen und Tiefkühlpizzen hervorlugten.
    „Sie heißt Jennifer“, erklärte Lucien. Ich konnte spüren, dass sein gespannter Blick auf mir lag, und dass er wartete, ob ich in Tränen ausbrach oder ruhig blieb. Aber ich wollte ihm keine Gefühlsregung gönnen.
    „Wie haben sie sich kennengelernt?“, fragte ich nüchtern.
    „Als dein Vater nach Toronto gezogen ist, hat sie in einem Imbiss gearbeitet, in dem er immer zu Abend gegessen hat. Irgendwann hat er sie zu einem Kaffee eingeladen. Und daraus wurde später eine Beziehung. Sie haben auf dem Standesamt geheiratet, Jennifer ist schwanger geworden, dann sind sie aus ihrer gemeinsamen Wohnung ausgezogen und haben dieses Haus hier gekauft.“
    Die Beifahrertür des Autos wurde geöffnet und ein kleiner Junge stieg aus, der eine weiße Bommelmütze trug, die bis zu seinen Ohren reichte. Er las in einem Comic, während seine Mutter das Eingangstor öffnete und auf ihn wartete.
    Gemeinsam liefen sie durch den Vorgarten zur Veranda, stiegen die Treppe hinauf, woraufhin der Junge vom Comic aufschaute und auf die Klingel drückte.
    Mein Herz schlug immer schneller. Würde er ihnen die Tür öffnen?
    Natürlich. Nur wenige Sekunden später tauchte ein Mann in der Tür auf, strahlte den Jungen und die Frau begeistert an. Da entdeckte ich auch ein kleines rothaariges Mädchen an seiner Seite, das sich an sein rechtes Bein klammerte.
    Ich schluchzte leise auf.
    Der Mann hatte breite Schultern und einen grauen Dreitagesbart, der ihm ein freundliches Aussehen verlieh. Er offenbarte ganz viele Lachfältchen um seine grünen Augen.
    Auch wenn ich auf der anderen Straßenseite stand, schien ich sein Gesicht von nahem zu betrachten. So, als würde ich es kennen. Und irgendwie stimmte es ja auch. Ich musste ihn mindestens einmal in meinem Leben gesehen haben.
    Der Mann gab der Frau einen flüchtigen

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