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I#mNotAWitch 1

I#mNotAWitch 1

Titel: I#mNotAWitch 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yuna Stern
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Kuss auf die Wange. Anschließend klopfte er seinem Sohn lachend auf die Schulter und begleitete ihn hinein ins Haus.
    Vier Menschen. Absolut normal. Absolut zufrieden.
    Es war wie ein messerscharfer Stich ins Herz. Und doch begann ich zu lächeln. Es war zu schön, um wahr zu sein.
    Heiße Tränen strömten über mein Gesicht, während ein unkontrollierbares Zittern meinen Körper befallen hatte.
    Nachdem der Mann – den ich nicht als Vater anerkennen konnte – seine Kinder ins Haus gescheucht hatte, eilte er zum Briefkasten und fischte mehrere Zeitschriften heraus. Im nächsten Moment warf er einen Blick über die Straße und erstarrte.
    Auch ich zuckte zusammen, warf Lucien einen ratlosen Blick zu, woraufhin er mich aufmunternd anlächelte. „Kann er uns etwa sehen?“
    „Natürlich“, sagte er. „Sonst würde das alles ja keinen Sinn machen.“
    Oh, nein. Oh, oh, nein.
    Der Mann blieb weiterhin dort stehen, rührte sich nicht von der Stelle und blickte mich völlig verstört an. Nein, er konnte mich doch nicht erkennen, oder? Er hatte mich seit sechzehn Jahren nicht mehr gesehen.
    „Möchtest du mit ihm sprechen?“, fragte Lucien leise.
    „Nein“, antwortete ich sofort.
    Ich fühlte mich nicht bereit. Ich musste erst meine Gedanken ordnen, verstehen, was dieser Anblick eines harmonischen, normalen Familienlebens – das auch meins hätte sein können – in mir ausgelöst hatte. Es war nichts Gutes.
    Richard Donovan runzelte die Stirn, trat einen Schritt näher, als würde er mich so besser erkennen können, und einen Moment lang dachte ich, dass er mich ansprechen würde.
    Doch sogleich erschien seine Frau in der Tür und rief: „Rick? Wo bleibst du denn?“
    Und der Mann fuhr zusammen, drehte sich schnell wieder um und hastete zurück zu seiner Frau. Im letzten Moment, bevor er die Tür schloss, warf er mir noch einen perplexen Blick zu, und ich hätte schwören können, dass er etwas sagte. „Verzeih.“
    Aber ich würde nicht verzeihen. Nicht so schnell. Das konnte ich einfach noch nicht. Doch ich konnte mit dieser Frage abschließen – mit diesem ewigen „Was wäre wenn?“, das mich mein Leben lang verfolgt hatte. Und da war es auch nicht mehr wichtig, warum mein Vater gegangen war. Wenn es mit mir zu tun hatte, dann wollte ich es lieber gar nicht wissen.
    Vielleicht war er gegen die Pläne meiner Mutter gewesen.
    Und schon wieder fing ich mit dieser Frage an. Es war so geschehen. Er hatte mich nicht gerettet. Und ich konnte ihm das nicht verübeln. So war das nun einmal. Menschen machten Fehler. Und soweit ich das beurteilen konnte, hatte mein Vater keinen Fehler begangen, sondern er hatte das Richtige für sich selbst getan.
    „Danke“, flüsterte ich Lucien zu, dessen Lächeln verblasst war. Auch er wirkte seltsam aufgewühlt, so als hätte ihn meine Trauer umgestimmt.
    „Lässt du mich nun endlich nach Hause gehen?“
    Er runzelte verwirrt die Stirn. „Willst du denn immer noch zurück zu deiner Familie?“
    Vielleicht war es das Richtige für meinen Vater gewesen, meine Familie zu verlassen. Aber meine Zeit war noch nicht gekommen. Möglicherweise irgendwann, wenn auch Samuel und Phoebe und sogar Savannah ihren Weg gefunden hatten. Bis dahin würde ich durchhalten. Wir gehörten zusammen.
    „Ja.“
    Meine Antwort schien ihn zu enttäuschen. Er hatte sich wohl mehr erhofft. Doch für den heutigen Tag hatte ich nun wirklich genug von seinen Überredungsversuchen. Ich würde ihn nicht so einfach begleiten. Wenn überhaupt.
    Lucien griff vorsichtig nach meiner Hand und murmelte: „Wenn du da mal keinen unwiderruflichen Fehler begehst.“
    Ich schloss meine Augen und dachte nur, dass ich damit wohl würde leben müssen.

Kapitel 27
    Genauso schnell wie er gekommen war, verschwand Lucien auch wieder. Er nahm sich nicht mehr die Zeit, um sich zu verabschieden. Im Gegenteil, er wich meinem Blick aus und wirkte fast schon unsicher, als er mich direkt vor unserer Schule wieder absetzte.
    Die Schüler schienen sich wieder bewegen zu können. Die meisten waren längst weggefahren, nur wenige standen noch vor ihren Autos und plauderten mit ihren Freunden. Auch unser Jeep stand noch in der Ecke, in der Phoebe ihn geparkt hatte.
    Nachdem Lucien sich wieder in Luft aufgelöst hatte, eilte ich zum Wagen und riss die Tür auf. Im Innenraum saß Phoebe und wirkte besonders aufgewühlt. Sie riss ihren Kopf herum, als ich einstieg.
    „Wo bist du denn gewesen, Quinn? Ich habe vor Sorge fast schon zu

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