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I#mNotAWitch 1

I#mNotAWitch 1

Titel: I#mNotAWitch 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yuna Stern
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die Veranda. Sie schien die Erwachsenen alarmiert zu haben. Gleich darauf rückten sie ebenfalls kampfbereit an.
    Meine Mutter stand in ihrer Mitte. Ihre blonden Haare wehten im eisigen Wind, während der Regen immer stärker auf die Erde prasselte.
    „Ergebt euch!“, brüllte sie aufgebracht. „Ihr seid zu wenige!“
    „Mist“, murmelte Chase, „dann muss ich Wyatt wohl zurücklassen.“
    Nur eine Sekunde später hievte er mich auf seine Arme und tauchte mit mir in die Dämmerung ein. Ehe ich auch nur einen Zauberspruch formulieren konnte, rammte er mir unbarmherzig seine Faust gegen die Stirn, so als würde er mein Vorhaben bereits erahnen. Ich brach ohnmächtig zusammen.
    Während unserer rasanten Wanderung über die Straßen Bethels, wachte ich immer wieder kurzzeitig auf. Doch ich konnte mich nicht mehr richtig konzentrieren, nicht mehr richtig nachdenken. Und Chase war nicht einmal halb so vorsichtig mit mir in seinen Armen, wie es Jack damals gewesen war.
    Hin und wieder machte er eine Pause, ärgerte sich darüber, dass er Wyatt zurückgelassen hatte, und beschimpfte mich dafür. Anschließend hob er mich wieder hoch und schmiss mich bäuchlings über seine linke Schulter.
    Ich wollte mich wehren, irgendetwas tun, aber ich schien alles verlernt zu haben. Meine Stimme hörte sich seltsam entfernt an. Ich brabbelte zusammenhanglose Wörter, stöhnte auf vor Schmerz, schrie, brüllte, trat um mich, woraufhin er mich erneut bewusstlos schlug.
    Der Regen ertränkte mich. Ich glaubte, nicht mehr atmen zu können. Ich träumte und wachte wieder auf, spürte den stechenden Schmerz in meinen Beinen, in meinem Magen, würgte und spuckte. Chase warf mich angeekelt auf einen Waldboden.
    Alles war so hell und komplex, so finster und kühl. Ich spürte alles und doch nichts. Wo waren sie alle? Warum rettete mich niemand? Warum kämpfte ich denn nicht selbst?
    In meinem Verstand erhielt ich die Erklärung. Wahrscheinlich hatte ich eine Gehirnerschütterung. Oder noch schlimmer. Irgendetwas hielt mich davon ab, richtig aufzuwachen, die Augen aufzuschlagen, und mich wieder zu befreien. Ich konnte nur blinzeln, in den Himmel, in die Lichter und in die Dunkelheit, und an den vergangenen Tag denken.
    Manchmal dachte ich, dass es der Teufel war, Lucien, der mich einfach mitgenommen hatte, ohne zu fragen. Und ich blind geworden war, weil ich meine Augen offen gelassen hatte, obwohl er mich gebeten hatte, sie zu schließen.
    Konnte das sein? War das hier Lucien?
    Aber dann roch ich wieder das Blut, oder schmeckte ich es? Und ich wusste, dass es Chase war, der Vampir, der Tyler getötet hatte.
    Wohin nahm er mich mit? Was plante er?
    Und erneut wanderten meine Gedanken zurück zu Lucien. Ich erinnerte mich an sein Gesicht, an seine warmen und kalten, gegensätzlichen Züge, an sein Lächeln, das von der Narbe auf seiner Wange entstellt wurde. Woher hatte er diese Narbe? Warum hatte ich ihn nicht danach gefragt? Nun würde ich ihn nie mehr fragen können. Oder würde er kommen? Mich retten?
    Erneut blinzelte ich, spürte, wie der Vampir von einem Baum auf den nächsten sprang, während die Äste mir nacheinander ins Gesicht schlugen und kratzten.
    Wie sah ich wohl gerade aus? Mit blutverschmiertem Gesicht, durchnässten Haaren und Erbrochenem auf meiner Jacke? Wohin nahm er mich mit?
    Lucien. Aiden.
    Mir fiel die letzte Nacht mit Aiden ein, die dafür gesorgt hatte, dass meine Schultern leicht und frei wurden. Und der Tag mit Lucien, der wieder das Gegenteil bewirkt hatte. So, als wäre die letzte Nacht nur ein dummer Traum gewesen, ein Fehler, den ich in Unwissenheit begangen hatte.
    Warum hatte ich mir Hoffnungen gemacht? Dass ich eigene Entscheidungen treffen konnte? Lucien hatte mir erklärt, dass wir füreinander bestimmt waren. Und vielleicht hatte er recht. Theresa hatte dafür gesorgt, dass Severin starb, als sie ihn liebte. Ich liebte Aiden vielleicht noch nicht, aber ich begann ihn zu mögen. Was würde mit ihm passieren, wenn ich ihn liebte? Er war längst tot. Lucien konnte ihn nicht mehr bedrohen. Oder doch?
    Aber wollte ich Aiden lieben? Oder wollte ich einfach nur frei sein? War Aiden für mich nur ein Weg, um aus dieser ganzen Geschichte auszubrechen? Um mich zu befreien?
    Ich wusste es nicht. Lucien wusste es auch nicht, deshalb hatte er vorhin so traurig gewirkt. Warum hatte ich plötzlich Mitleid mit ihm?
    Ich stöhnte, spürte, wie mein Kopf gegen etwas aufschlug, dann öffnete ich mühsam meine

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