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Imperator 02 - König der Sklaven

Imperator 02 - König der Sklaven

Titel: Imperator 02 - König der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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Welt gewesen, und jeder Schritt auf dem langen Marsch brachte etwas von ihrem alten Feuer zurück. Es zeigte sich an ihrer Haltung und in ihren Augen, in denen die Kriegsbegeisterung wieder entflammt war. Es waren Männer, für die der Ruhestand dem Tod gleichkam. In der Gemeinschaft der Soldaten, in der sie ihre schwindenden Energien in plötzlichen Schüben und in der Anspannung bei der Erwartung eines feindlichen Angriffs einsetzen konnten, fühlten sie sich am lebendigsten.
    Julius trug einen alten Schild auf dem Rücken, den Quertorus über irgendeiner Tür abgerissen hatte. Damit er nicht scheuerte, ruhte er auf einem schweren Wasserschlauch über den Schulterblättern, der bei jedem Schritt melodisch gluckerte. Wie die anderen Galeeren-Soldaten spürte er die fehlende Kondition, die von der mangelnden Bewegung an Deck herrührte. Aber seine Lunge war rein, und von den Anfällen, die ihn seit seiner Kopfverletzung geplagt hatten, war nichts mehr zu spüren. Er wagte nicht, darüber nachzudenken, doch er machte sich Sorgen, was aus seiner Autorität werden würde, falls sie wieder einsetzten. Auf einem Gewaltmarsch konnte man sich nirgendwo zurückziehen.
    Fast den gesamten ersten Tag über hatte Julius ein gemächliches Tempo vorgegeben. Sie hatten zu wenige Legionäre, um riskieren zu können, mehr Veteranen als unbedingt nötig zu verlieren, und alle hatten es bis zum ersten Lager geschafft. Julius hatte die jüngeren Männer als Wachen eingeteilt, und keiner beschwerte sich darüber, obwohl sich Suetonius offensichtlich eine Bemerkung verkneifen musste, ehe er mit mürrischem Gehorsam seinen Posten einnahm. Manchmal hätte Julius ihn am liebsten ausgepeitscht und zurückgelassen, aber er riss sich zusammen. Er wusste, dass er Bindungen zu seinen Männern aufbauen musste, Bindungen, die stark genug waren, um die ersten hektischen Augenblicke der Schlacht zu überstehen. Sie mussten in ihm das sehen, was er einst in Marius gesehen hatte – einen Mann, dem man bis in die Hölle folgte.
    Am zweiten Tag hatte Julius beinahe den ganzen Vormittag über sein Tempo dem von Gaditicus an der Spitze der beiden Kohorten angepasst. Ihnen blieb wenig Luft zum Reden, aber sie waren übereingekommen, sich an der Spitze abzuwechseln, damit der andere sich zwischen die Einheiten zurückfallen lassen und dort Schwächen und Stärken erkennen konnte. Für Julius waren diese Aufenthalte unter den Männern von großem Wert, denn dabei hatte er auch in den Gesichtern der Schwächsten die beginnende Erregung entdecken können. Sie hatten die kleinlichen Gesetze und Einschränkungen des Stadtlebens abgestreift und kehrten in die einfachste Welt zurück, die sie kannten.
    Fast eine Stunde lang marschierte Julius neben einer Reihe auf halber Höhe der Ventulus-Kohorte. Einer der Veteranen war ihm aufgefallen, der Einzige, der ihn nicht anblickte, als er an ihm vorbeikam. Der Mann musste einer der Ältesten sein und war in der Masse der Soldaten nicht einfach auszumachen, was, wie Julius vermutete, durchaus Absicht sein mochte. Statt eines Helms trug er ein abgewetztes altes Löwenfell, das seinen gesamten Kopf bedeckte und in einer sauberen Linie bis auf die Schultern reichte. Die Augen der toten Raubkatze waren dunkle Löcher, und wie der Besitzer schien die Kopfbedeckung fast nutzlos. Der alte Mann blickte beim Marschieren stur geradeaus, die Augen gegen den Staub zu faltigen Schlitzen zusammengekniffen. Julius musterte ihn interessiert. Ihm fielen die schroffen Konturen der Sehnen auf, die am Hals hervorstanden, und die geschwollenen Knöchel der Hände, die mehr nach Keulen aussahen als nach Fingern. Obwohl der Veteran den Mund ständig geschlossen hielt, konnte man an den eingefallenen Wangen erkennen, dass nur noch wenige Zähne in den alten Kiefern steckten. Julius fragte sich, welcher Geist wohl einen so alten Mann Meile um Meile marschieren ließ, die Augen stets auf ein Ziel gerichtet, das keiner von ihnen sehen konnte.
    Als sich der Mittag näherte und Julius gerade Halt machen lassen wollte, damit die Männer essen und sich ausruhen konnten, sah er, dass der Mann mit dem linken Bein zu humpeln begonnen hatte und sein linkes Knie in der kurzen Zeit, die er in seiner Nähe gewesen war, angeschwollen war. Er brüllte das Kommando zum Halten, und die Wölfe kamen in zwei Schritten gemeinsam zum Stehen.
    Während Quertorus die Kochutensilien zusammensuchte, sah Julius den alten Mann mit dem Rücken an einen verkrüppelten Baum

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