Imperator 02 - König der Sklaven
ehe er noch mehr Ärger machte. Man hatte alle angemessenen Anstrengungen unternommen, doch auch wenn Sullas Tod ungesühnt bleiben sollte, ging das Leben in der Stadt weiter, ob Antonidus nun Erfolg hatte oder nicht.
»Es könnte noch Jahre dauern«, fuhr Cato fort. »Oder du könntest sterben, ohne den Schuldigen gefunden zu haben. Das wäre nicht außergewöhnlich. Hätte sich jemand freiwillig stellen wollen oder wäre durch einen anderen verraten worden, so wäre das kurz nach der Tat geschehen, denke ich, aber dein blutiger Finger ist nirgendwo aufgetaucht. Vielleicht wird er sich nie finden, und vielleicht ist es an der Zeit, die Jagd zu beenden, Antonidus.«
Die schwarzen Augen schienen ihn zu durchbohren, aber Cato blieb vollkommen ruhig. Die Besessenheit des anderen war ihm fremd, auch wenn er es eine Zeit lang durchaus zufrieden gewesen war, ihn in den Häusern Roms wüten zu lassen. Sulla war tot und vergessen. Vielleicht wurde es jetzt Zeit, den Hund wieder an die Leine zu nehmen.
Antonidus schien die Gedanken hinter dem gelangweilten Gesichtsausdruck zu erahnen, mit dem Cato seinen wütenden Blick beantwortete.
»Gib mir noch etwas Zeit, Senator«, bat er. Sein zorniger Blick war mit einem Mal einer verhaltenen Vorsicht gewichen.
Vielleicht war es ihm ja doch bewusst, dass ihn Cato vor der Rache der anderen Senatoren beschützt hatte, sinnierte der fette Mann. Gelangweilt wandte er den Blick ab, und Antonidus sprach hastig weiter.
»Ich bin mir fast sicher, dass der Mord auf Befehl eines von drei Männern geschehen ist. Jeder von ihnen hätte die Mittel dazu gehabt, und vor dem Krieg waren sie alle Anhänger von Marius.«
»Wer sind diese gefährlichen Männer?«, erkundigte Cato sich hochmütig, obwohl er die Namen ebenso leicht hätte aufzählen können wie der Feldherr. Nicht umsonst erstatteten die Informanten zuerst ihm Bericht, ehe sie zu Antonidus gingen, denn es war Catos Geld, das in ihren Geldbeuteln klingelte.
»Am wahrscheinlichsten sind Pompeius und Cinna, denke ich. Am ehesten vielleicht Cinna, da sich Sulla … für seine Tochter interessiert hat. Und schließlich noch Crassus. Alle drei besitzen genug Geld und Einfluss, um einen Mord zu bezahlen, und sie waren keine Freunde von Sulla. Sie könnten auch gemeinsam gehandelt haben, zum Beispiel könnte Crassus für das Geld und Pompeius für die Kontakte gesorgt haben.«
»Da hast du ein paar sehr mächtige Männer genannt. Ich hoffe, du hast deinen Verdacht noch niemand anderem gegenüber geäußert. Ich würde dich nicht gerne verlieren«, sagte Cato spöttisch.
Antonidus schien den Spott nicht einmal zu bemerken. »Ich habe meine Gedanken so lange für mich behalten, bis ich genug Beweise zusammen hatte, um sie anklagen zu können. Sie haben von Sullas Tod profitiert und im Senat offen gegen seine Anhänger gestimmt. Mein Instinkt sagt mir, dass es einer von ihnen war, oder dass sie zumindest ins Vertrauen gezogen worden sind. Wenn ich sie doch nur verhören könnte, um sicher zu sein!« Er knirschte vor Wut mit den Zähnen, und Cato musste warten, bis die roten Flecke im Gesicht des Generals wieder verblassten und der Wutanfall verging.
»Du darfst ihnen nicht zu nahe treten, Antonidus. Die drei sind durch die Traditionen des Senats und ihre Leibwachen zu gut beschützt. Selbst wenn du Recht haben solltest, könnten sie dir entkommen.«
Er sagte das in erster Linie, um zu sehen, ob man Antonidus dazu bringen konnte, vollkommen die Kontrolle über sich zu verlieren, und mit Genugtuung sah er auf Stirn und Hals des anderen violette Adern anschwellen. Cato lachte, und der General vergaß vor lauter Überraschung über das plötzliche Geräusch seine Wut. Wie hatte ihn Sulla nur ertragen können?, fragte sich Cato. Der Mann war so naiv wie ein Kind und genauso leicht zu manipulieren.
»Es gibt eine ganz einfache Lösung, Antonidus. Du heuerst selber Meuchelmörder an, wobei du natürlich dafür sorgen musst, dass sie nichts von dir erfahren.« Jetzt war ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit des Generals sicher, wie er mit Befriedigung bemerkte. Cato spürte, dass er von dem Wein Kopfschmerzen bekam, und wünschte, der wütende kleine Bursche würde endlich verschwinden.
»Schick deine Mörder zu ihren Familien, Antonidus. Such dir eine geliebte Ehefrau aus, eine Tochter, einen Sohn. Hinterlass ein Zeichen, damit sie sehen, dass es im Andenken Sullas geschehen ist. Einer deiner Pfeile wird sein Ziel treffen, die anderen
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